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Sauberer Abgang

Sauberer Abgang

Titel: Sauberer Abgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Hand hinter dem Rücken, ganz Ihro untertänigster Diener.
    Julius tut noch immer so, als ob er die Kunst des Weintrinkens erfunden hätte, dachte Will und sagte »Prost!«
    Julius starrte ihn an. Das tat er gern, jemanden niederstarren, der es an Respekt fehlen ließ oder etwas Falsches gesagt hatte. Manchmal tat er es wahrscheinlich nur, um nicht aus der Übung zu kommen.
    »Guter Winzer, großer Jahrgang«, sagte Winter. »Hallo, Will.«
    Will hob die Hand, lächelte in die Runde und setzte sich neben Michel Debus. »Wo ist Marcus?«
    »Keine Ahnung. Er hat sich nicht abgemeldet. Che auch nicht«, sagte Michel.
    Das war ungewöhnlich. Marcus genoß ihre Zusammenkünfte immer noch, vielleicht am meisten von ihnen allen. Früher war er schüchtern gewesen, ein schmaler Junge mit Brille und dunkler Lockenmähne. Nicht nur Will hätte ihm seine Karriere damals nicht zugetraut, auch nicht, nachdem er eines Tages mit kurzen Haaren und entschlossenem Gesichtsausdruck zum Stammtisch gekommen war. Marcus war der erste von ihnen gewesen, der erwachsen wurde.
    Che wiederum mochte es gar nicht, wenn man ihn noch so nannte, weshalb alle es taten. Er kam oft zu spät, immer natürlich wegen eines besonders wichtigen Falls, den nur Staatsanwalt Thomas Czernowitz lösen konnte.
    »Und was gibt’s sonst Neues?«
    »Da bist doch erst mal du dran, oder?« Max feixte.
    Iannis kam mit dem Bier, und Will nahm einen tiefen Zug, bevor er antwortete. Vera telefonierte manchmal mit Max’ Verflossener, er hätte sich ja denken können, daß sie geplaudert hatte. Er stellte das Glas gut hörbar ab. »Vera und ich haben uns getrennt. Ich wohne zur Zeit bei meinem Vater. Thema durch.«
    »Glückwunsch!« Michel Debus lächelte anerkennend. Ob sich das auf die Trennung von Vera bezog oder auf die neue Lebensgemeinschaft mit einem 82jährigen? Michel wohnte in einer schlampigen Altbauwohnung mit zwei anderen Kumpels. Sein behindertes Kind lebte bei der Mutter.
    »Wenn du drüber reden willst …« Max guckte ihn mit treuen blauen Augen an, wie der verständnisvolle Freund aus der Männergruppe.
    Will verzog keine Miene. »Ich ziehe in die Wohnung meiner Eltern zu meinem pflegebedürftigen Vater, Max, das ist alles.«
    »Hattest du nicht so deine Probleme mit deinem Alten?« nuschelte der Dicke ins Rotweinglas.
    »Hatten wir die nicht alle?« Max lächelte milde. »Mit den autoritären Säcken? Wenn Vati vom Krieg erzählt?«
    Hab’ ich noch immer, dachte Will.
    »Im Alter wird man eben versöhnlich.« Julius Wechsler sah nicht so aus, als ob das auch auf ihn zutraf.
    Max schob Will ein Rotweinglas hinüber. »Und was soll mir mein Gerede von vorvorgestern?«
    Man konnte sich auf seine Freunde verlassen. Irgendeinem fiel immer ein besonders dummer Spruch ein.
    »Laß das Bier, probier den Rotwein und mach nicht so’n Gesicht«, sagte Max. »Und schön langsam trinken. Mit Verstand. Der Stoff ist gut.«
    Michel Debus lächelte Will kurz zu, um sich dann wieder mit gesammelter Aufmerksamkeit Julius Wechsler zuzuwenden, der mit gesenktem Stierkopf, die Hand um den Fuß des Rotweinglases gelegt, auf Max einredete. Wills Erinnerung warf ihm wie ein maliziöses Teufelchen ein paar Bilder zu, die nicht ganz zu diesem edlen Tableau vom Herrn und seinen Jüngern paßten.
    Wie Julius laut jammernd über das Fußballfeld hoppelte, weil Michel ihn angeblich gefoult hatte. Wie er am Telefon seine damalige Flamme anflehte, ihn nicht zu verlassen. Wie er sich von Thomas bei der Examensarbeit helfen ließ und von Michel beim Führerschein.
    Plötzlich schämte sich Will für die alten Kumpels. Früher hatten sie den Dicken nicht für voll genommen. Heute buckelten sie vor ihm. Nur, weil er Geld hatte. Und Einfluß.
    Michel hatte das Skatspiel aufgenommen und mischte.
    Iannis warf einen Blick ins Zimmer und zog sich gleich wieder zurück. Max Winters Mobiltelefon gab schnarrende Geräusche von sich, er starrte aufs Display und bellte dann »Jetzt nicht« hinein.
    »Wer gibt?« fragte Julius.
    Drei Minuten später kam Thomas Czernowitz. Er sah noch bleicher und sauertöpfischer aus als sonst, wie er da in der Tür stand, die Arme links und rechts gegen den Rahmen gestützt.
    »Habt ihr’s schon gehört?«
    »Na sag schon«, sagte Max und nahm zwei Karten auf.
    Czerno holte tief Luft. »Marcus ist tot.«
    »Was?« Michel hatte die Hand vor den Mund gelegt. Julius verzog keine Miene. Max schüttelte den Kopf.
    Und Will fühlte sich, als ob ihm jemand in die

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