Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
am besten fit halten kann. Das Ganze ist ziemlich absurd: Ich bin wie jemand, der seit 41 Jahren in seinem eigenen Haus lebt, aber keinen blassen Schimmer von den Dingen hat, die zu diesem Haus gehören. Wozu eine Küchenspüle gut ist, zum Beispiel. Oder wo diese Küchenspüle eigentlich steht. Und was überhaupt mit »Küche« gemeint ist.
Ich sehe mein neues Projekt als Crashkurs für die Bedienung und Pflege meines Innenlebens. Ich will die Terra incognita unter meiner Haut erkunden. Ich will Ernährungs- und Trainingsmethoden ausprobieren, ich will Arzneien, Nahrungsergänzungsmittel und hautenge Sportlerklamotten testen, kurz: Ich will den extremsten Empfehlungen folgen, die der Gesundheitssektor derzeit zu bieten hat. Schließlich habe ich aus meinem Bibel-Jahr gelernt, dass nur, wer bis an Grenzen geht, am Ende den goldenen Mittelweg findet.
Nach Abschluss des Projekts werde ich vermutlich kaum weiterhin sämtliche gesundheitlich wertvollen Verhaltensregeln befolgen – aber ein paar davon werde ich mir bestimmt zu eigen machen. Ich werde herausfinden, welche am besten sind. Und die werden mich dann hoffentlich so lange am Leben erhalten, dass ich meinen Kindern noch beibringen kann, was sie alles für ihre Gesundheit tun können.
Das Warm-up
Jede körperliche Herausforderung erfordert zunächst eine Aufwärmphase. Man kann nicht einfach loslegen und sich ein Kniebeugen- und Grünkohlprogramm verordnen, ohne halbwegs über das Wie und Warum Bescheid zu wissen.
Also berief ich als Erstes einen medizinischen Beraterstab ein. Vor meinem eigenen Namen steht zwar kein »Dr. med.« – aber dank einer Portion Glück und der mir eigenen Hartnäckigkeit gelang es mir, die renommiertesten Gesundheitsexperten des Landes um mich zu versammeln. Es ist eher ein Ad-hoc-Beraterstab – aber ungeheuer vielseitig, allseits anerkannt und vor allem wesentlich sachkundiger als ich.
Und so werde ich mich denn von Professoren und Wissenschaftlern solcher Elite-Universitäten wie Harvard und Johns Hopkins beraten lassen, von ausgewiesenen Experten ihres Fachgebiets und von Fitness-Trainern mit Bizepsen groß wie Honigmelonen. Auch meine Tante Marti werde ich zu Rate ziehen. Sie ist der gesundheitsbewussteste Mensch von ganz Amerika und betreibt einen Versandhandel für Algenpulver und Bio-Handdesinfektionsmittel. Sie lebt in Berkeley und wird meine Ostküstenweltsicht um die berühmte kalifornische Note erweitern.
Als ich ihr am Telefon von dem Projekt erzählte, war sie spontan total begeistert, nur um Sekunden später in Entsetzen auszubrechen: »Wenn du ein Gesundheitsprojekt starten willst – wie kannst du mich da von einem Handy aus anrufen?« Es folgte ein längerer Vortrag darüber, dass die Benutzer von Mobiltelefonen ihre Gehirnzellen mutwillig dem Tod durch Verschmoren aussetzen. Und dass es generell ungesund ist, zu später Stunde zu telefonieren, weil dadurch der Biorhythmus gestört wird.
Seit ich mir Project Health auf die Flagge geschrieben habe, verschlinge ich Gesundheitsratgeber, einschlägige Blogs und Magazine. Inzwischen habe ich bestimmt 14 Artikel über die wertvollen Eigenschaften der Heidelbeere gelesen. Ich habe mich in Berichte über Omega-3-Fettsäuren und Flavonoide vertieft. Ich kann den Bizeps vom Trizeps unterscheiden, Fruktose von Glukose und gutes von schlechtem Cholesterin. Ich weiß jetzt, dass man sein Essen grundsätzlich großzügig mit Kurkuma würzen sollte, weil das gut gegen Krebs ist. Ich weiß jetzt allerdings auch, dass man auf Kurkuma eigentlich ganz verzichten sollte, weil dieses indische Gewürz gefährliche Bleimengen enthalten kann. In dem Fall werde ich mich wohl für eins von beidem entscheiden müssen.
Meine bisherigen Recherchen sind faszinierend – wenn auch oft verwirrend – und auf alle Fälle ermutigend. Ich bin zwar von Haus aus mit 23 Chromosomenpaaren ausgestattet, an denen ich nichts ändern kann (oder jedenfalls noch nicht). Doch gleichzeitig gibt es jede Menge Faktoren, die ich durchaus beeinflussen kann. Unsere Gesundheit hängt zu ca. 50 Prozent von unserem Verhalten ab. Unser Grad an Wohlbefinden basiert auf Hunderten kleiner Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen: darüber, was wir essen, trinken, einatmen, anziehen, denken, sagen, anschauen, heben und uns auf die Haut schmieren.
Auch mein Timing erweist sich als äußerst günstig. Für das Streben nach maximaler Gesundheit ist unsere Zeit ausgesprochen gut geeignet. Schließlich hat die Medizin
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