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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Jacobs
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ihnen noch beibringen können, dass Mitgefühl das Wichtigste im Leben ist und warum das Original von Charlie und die Schokoladenfabrik besser ist als das Remake. Ich wurde fast hysterisch, als ich so dalag und mir all die Erinnerungen ausmalte, die mir niemals vergönnt sein würden.
    Die Sache ist nämlich die: Ich bin 41 Jahre alt. Ich kann und darf meine Gesundheit nicht länger als selbstverständlich erachten. Diese Lungenentzündung ist nur eines von vielen Anzeichen dafür, dass es mit mir bergab geht. Meine Knochen werden leichter und poröser. Meine Muskeln schwinden. Mein Gehirn schrumpft, meine Arterien verengen sich, und meine Koordinationsfähigkeit lässt nach. Jahr um Jahr sinkt mein Testosteronspiegel um ein Prozent.
    Und ich bin dick. Nicht krankhaft fettleibig, das nicht. Aber ich bin das, was man als skinny fat bezeichnet. Sie wissen schon, diese »Python-nach-dem-Verzehr-einer-Ziege«-Figur. Die schlimmste Form der Körperfettverteilung, wie ich inzwischen weiß. Denn das sogenannte Viszeralfett, vulgo: Bauchfett, das die Leber und andere lebenswichtige Organe umgibt, gilt als wesentlich gefährlicher als das Subkutanfett, das sich unter der Haut einlagert und für die Bildung von Cellulite verantwortlich ist. Genau genommen ist der Bauchumfang einer der besten Frühindikatoren für Herzkrankheiten.
    Meine Frau Julie macht sich schon seit Jahren über meine stetig wachsende Wampe lustig. Mittlerweile hat sie sich ein ganzes Anspielungsrepertoire zugelegt. Sie bezeichnet mich als Buddha. Oder sie fragt: »Wann war noch mal der errechnete Geburtstermin?« Manchmal, wenn sie besonders subtil daherkommen will, pfeift sie im Vorbeigehen einfach die Titelmusik von Pu der Bär .
    Sie sagt, es sei ihr ganz egal, ob oder wie dick ich aussehe. Sie sagt, sie wolle einzig und allein, dass ich besser auf mich aufpasse. Damit ich ihr und den Kindern noch ein Weilchen erhalten bleibe. Vor ein paar Jahren bat sie mich, am Esstisch neben ihr Platz zu nehmen, legte ihre Hände auf meine, schaute mir tief in die Augen und sagte: »Ich will nicht mit 45 Witwe werden.«
    »Das verstehe ich«, antwortete ich damals mit feierlichem Ernst und gelobte, mich umgehend im Fitness-Studio anzumelden. Und in dem Moment hatte ich das tatsächlich vor. Mein Fleisch war wirklich willig. Aber mein Geist, tja, der war schwach.
    Also machte ich – nichts. Ich ernährte mich auch weiterhin vorzugsweise von »leeren« Kalorien, vor allem von Nudeln, zuckersüßen Frühstücksflocken und anderen Lebensmitteln, die einen hohen Kaloriengehalt, aber nur wenige Nährstoffe aufweisen. Meine Mahlzeiten zeichneten sich durch einen bemerkenswerten Mangel an Grünzeug aus, jedenfalls sofern man vom Flaschengrün meiner bevorzugten Biermarke absah. Und um mein Fitnessprogramm war es nicht besser bestellt. Seit dem College hatte ich kein Ausdauertraining mehr gemacht, das diesen Namen verdient hätte. Ich geriet schon außer Puste, wenn ich mit meinen Söhnen eine Runde Verstecken spielte.
    Und dann lag ich auf einmal in diesem Krankenhaus und schnappte nach Luft. Weshalb ich genau in dem Moment, in dem die Krankenschwester mit einer Tablette von den Ausmaßen meines mittleren Zehs an mein Bett kam, einen feierlichen Schwur tat: Wenn ich hier je mit heiler Haut wieder rauskomme, wird mein nächstes Projekt darin bestehen, meinen Körper gründlich auf Vordermann zu bringen.
    »Nächstes Projekt«, weil dieses Buch keineswegs mein erster Vorstoß in Sachen radikale Selbstvervollkommnung ist. Im Laufe der letzten zehn Jahre sind derartige Unternehmen für mich zu einer Art fixer Idee geworden. Studien belegen, dass es gesund ist, für sich selbst einen Lebensinhalt zu definieren. Mein Daseinszweck ist das unermüdliche, wohlgemeinte, wenngleich gelegentlich fehlgeleitete Streben nach Perfektion. In dem Sinne ist Project Health die dritte Disziplin eines ganz persönlichen Triathlons zur Läuterung von Geist, Seele und Körper.
    Lassen Sie mich das kurz erklären: Als Erstes war mein Verstand an der Reihe. Nach dem College, als die stetige geistige Herausforderung durch Seminare und Referate hinter mir lag, hatte ich Angst, mein Hirn würde allmählich die Konsistenz von griechischem Joghurt annehmen (ein Produkt, das übrigens auf meiner Liste gesundheitsförderlicher Nahrungsmittel steht). Ich konnte förmlich spüren, wie mein IQ langsam versandete. Weshalb ich mir eine Gegenmaßnahme einfallen ließ: Ich beschloss, die gesamte Encyclopaedia

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