Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Fahrrad. Sie grinste. »Meinst
du, das trägt uns beide?«
Ganz und
gar nicht. Auf keinen Fall. Mit Sicherheit nicht. Das waren alles Antworten, die
Johann geben wollte. Doch als Elena ihn weiterhin anstrahlte, schaltete sein Gehirn
aus.
»Klar.«
Die Liebe auf den ersten Blick aus den Romanen seiner Mutter hatte ihn fest im Griff.
Oder die Hormone. Ganz sicher war er sich da nicht.
Elena schwang
sich auf den Gepäckträger und Johann trat in die Pedale. Sein Fahrrad protestierte
lautstark gegen diese Behandlung, aber es hielt der Belastung Stand. Eiernd und
quietschend fuhr er die Klagenfurter Straße hinauf.
»Was machst
du eigentlich?«, fragte Elena vom Gepäckträger her.
»Koch. Ich
bin Koch.« Johann fand, diese kleine Notlüge war gestattet. Ein Held brauchte einen
coolen Beruf. Nicht umsonst war Bruce Willis meist ein Cop. Lehrling fiel nicht
in diese Kategorie.
»Ich wollte
immer Konditorin werden.«
Das war
doch fast wie Koch. Sie hatten gemeinsame Interessen. Johann war begeistert. »Und
was machst du stattdessen?«, fragte er.
Die Frage
schien nicht auf Gegenliebe zu stoßen, denn Elena brummte ziemlich unwillig. »Bäuerin«,
sagte sie im selben Tonfall, mit dem Harald Moschik Johann jeden Morgen begrüßte.
Und das war ungefähr der, in dem ein normaler Mensch ›Iiih, Kaugummi unterm Schuh‹
sagt.
Johann wusste
nicht genau, wie er auf diese Enthüllung reagieren sollte. Er stellte sich einen
Bauernhof ziemlich romantisch vor. »Ist doch nett«, versuchte er es mit einem Kompromiss.
»Ha!« Das
war offenbar die falsche Antwort gewesen.
»Was ist
denn so schlimm dran?«
»Oh Gott,
da kann ich dir was erzählen.«
Die nächsten
fünf Minuten ergoss sich ein Redeschwall über Johann, der ihn zu der Vermutung veranlasste,
die Erfindung des Bauernhofs wäre das Werk des Teufels gewesen.
»Es fängt
schon morgens an«, regte sich Elena auf. »Um 5 Uhr aufstehen und die dämlichen Viecher
füttern. Kannst du dir das vorstellen? Um 5 Uhr!«
Das konnte
Johann ehrlich gesagt nicht. Er kam ja sogar um elf zu spät zur Arbeit.
»Und dann
diese ganzen ekligen Dinge, die man tun muss«, redete Elena weiter. »Hast du mal
gesehen, wie eine Kuh ein Kalb bekommt? Widerlich, sage ich dir, absolut ekelhaft.«
Johann fand,
Elena besaß die schönste Stimme der Welt. Er hätte ihr bis in alle Ewigkeit zuhören
können. Aber die Strecke bis zum Bauernhof zog sich, und obwohl Elena klein war,
strengte ihn das zusätzliche Gewicht an.
»Oder die
Jauchegrube. Stell dir vor, wir haben eine Jauchegrube, die gerade mal zweihundert
Meter vom Haus entfernt ist. Wie das stinkt! Und gefährlich soll es auch sein, habe
ich gehört. Wenn du da reinfällst, hast du keine Chance. Die ganzen Gase und was
weiß ich, die nehmen dir den Atem und dann ist es aus und vorbei, dann bist du in
Scheiße ertrunken.«
»Ach was?«,
murmelte Johann und versuchte, nicht so laut zu keuchen. Sportliche Männer machten
mehr Eindruck. Jetzt bereute er es, damals im Fitnessstudio nicht durchgehalten
zu haben.
Sie waren
fast am Hoftor angekommen und Johann entspannte sich etwas. Die letzten Meter würde
er das Fahrrad einfach langsam ausrollen lassen.
»Glücklicherweise
müssen wir das Ding nur einmal im Jahr abpumpen. Öfter würde ich den Gestank auch
nicht aushalten. Es ist schlimm genug, wenn Bernhard die Felder düngt. Dann kann
ich eine Woche lang sämtliche Fenster geschlossen lassen.« Elena schauderte bei
dem Gedanken, wodurch das Fahrrad mächtig ins Schwanken geriet. Johann versuchte
gegenzusteuern, aber es war zu spät. Elena schrie auf und im nächsten Moment lagen
sie im Straßengraben.
»’tschuldigung.«
Fürsorglich half Johann Elena auf und versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle
zu bekommen.
»Wos werd
des do draußen?«, brüllte eine männliche Stimme in einiger Entfernung.
»Nicht der
auch noch«, zischte Elena wütend.
Johann hob
den Kopf. Über den Hof des Bauernhauses kam ein kleiner Mann in Gummistiefeln und
kariertem Hemd gelaufen. In der Hand hielt er eine Mistgabel, vor ihm lief quiekend
und Haken schlagend ein dickes Schwein. Johann wäre fast zum Lachen zumute gewesen,
wenn der Bauer nicht so wütend ausgesehen hätte.
»Moch des
Tor zua!«, schrie der Bauer.
»Mach’s
doch selber zu!«, schrie Elena.
»Du hosts
schließlich offn gelossn!«, brüllte der Bauer.
»Na und?«,
brüllte Elena zurück.
Das Schwein
unterbrach das Rededuell durch ein Quieken.
»Und wer
ist der do?« Der Bauer
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