Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
gar nicht geplant.
Huber zuckte
mit den Schultern. »Hinweise aus der Bevölkerung?«
Reichel
zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Manchmal war Huber aber auch zu naiv.
»Außerdem
sollten wir diesen Lehrling unter die Lupe nehmen«, fuhr Huber energisch fort. »Wer
weiß, vielleicht steckte er ja tatsächlich mit dem Toten unter einer Decke.«
»Was? Der
Lehrling? Sie glauben doch nicht etwa diesem bescheuerten Koch?«
Huber blätterte
in seinen Unterlagen. »Moschik heißt der bescheuerte Koch. Harald Moschik. Und man
kann nie wissen.«
»Genau«,
bemerkte Reichel sarkastisch. »Wer weiß, ob dieser Azubi nicht ein serienmordender
Soziopath ist. Gerade die sehen oft besonders harmlos aus. Hört man ja immer wieder.«
»Haha«,
machte Huber.
»Denken
Sie dran, wir befinden uns in Lendnitz, da sind serienmordende Soziopathen nicht
so häufig wie in Ihrer Weltstadt«, konnte sich Reichel nicht verkneifen.
»Ich wollte
doch nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.« Huber sah verletzt aus.
Reichel
seufzte. »Ich hab dem Jungen mal etwas auf den Zahn gefühlt. Glauben Sie mir, Huber,
der ist zu dumm, um jemanden umzubringen. Selbst mit schriftlicher Gebrauchsanleitung.
Und wie Sie so schön sagten: Lendnitz ist ein Dorf. Mord, Drogen, Verbrechen, Huber,
das finden Sie vielleicht in Klagenfurt, aber sicher nicht bei uns.«
»Was soll
denn …«, fing Huber an, wurde allerdings durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
Eine kleine alte Frau mit lila Haaren streckte ihren Kopf ins Dienstzimmer.
»Entschuldigen
Sie die Unterbrechung, aber man sagte mir, hier würde ich etwas über Wilfried erfahren.«
»Wilfried?«
Hauptkommissar Reichel sah die alte Dame verwirrt an, die mit einer riesigen Handtasche
ins Zimmer trat.
»Seligmann.
Der alte Knabe war einer meiner Doppelkopfpartner. Und ich habe schreckliche Dinge
gehört.«
»Der alte
Knabe?«, fragte Huber belustigt. Die kleine Frau im Raum musste mindestens 80 sein.
»Was haben
Sie denn gehört?«, unterbrach der Kommissar unwirsch. Wie konnte es sein, dass die
Bevölkerung schon Bescheid wusste?
»Na, dass
er tot sein soll!«
»Und wo
haben Sie das gehört?«
»Ach, hier
und da …« Die alte Dame machte eine beschwichtigende Handbewegung.
»Hier und
da?«, fragte Reichel entsetzt. »Sagen Sie mir nicht, Sie haben mehrere Quellen.«
Die alte
Dame lächelte den Kommissar freundlich an, rückte sich einen Stuhl zurecht, setzte
sich ihm gegenüber und platzierte ihre riesige Handtasche auf dem Schoß. Mit den
Händen umfasste sie den Griff und blinzelte ihn darüber hinweg an. »Was ist denn
passiert? Ist er wirklich tot?« Das letzte Wort hauchte sie nahezu und machte dabei
ein so unglückliches Gesicht, dass Reichel Mitleid bekam.
»Es tut
mir wirklich leid, Ihnen das sagen zu müssen, Frau …«
»Stein,
Berta Stein.« Sie lächelte liebenswürdig und reckte ihm ihre kleine, verschrumpelte
Hand entgegen.
»Ja, wie
ich schon sagte, Frau Stein. Es ist keine leichte Aufgabe, Ihnen das zu sagen, aber
Herr Seligmann hatte einen Unfall. Einen schrecklichen, tödlichen Unfall.«
»Himmel!«
Sie schlug beide Hände vor den Mund. »Das ist ja fürchterlich. Wie ist es denn passiert?
Ein Unfall im Schlosshotel? Da hat er doch früher einmal gearbeitet.«
»Vom Schlosshotel
haben Sie auch schon gehört?«, mischte sich Huber ein, doch der Kommissar unterbrach
ihn.
»Verzeihen
Sie, Frau Stein, aber wir sind nicht befugt, mit Ihnen über die weiteren Details
zu sprechen.« Er zuckte entschuldigend die Achseln.
»Aber genau
deswegen bin ich doch hier!«, protestierte die alte Dame. »Damit ich weitere Details
erfahre.«
»Wir stecken
leider noch mitten in den Ermittlungen. Sie kannten Herrn Seligmann gut?«, fragte
der Kommissar beiläufig.
Die alte
Dame lächelte. »Wir haben zusammen Doppelkopf gespielt. Einmal in der Woche.«
»Hat er
in letzter Zeit vielleicht mal von Karl Bachmaier gesprochen? Von Problemen mit
ihm?« Ein Anflug von Arbeitseifer streifte Reichel. Wenn es hier tatsächlich einen
Fall gab, dann würde er das herauskriegen. Schließlich war er der Kommissar.
Frau Stein
überlegte eingehend. »Nein«, sagte sie langsam, »er war eigentlich wie immer. Natürlich
war er schockiert, als er die Sache mit dem Gammelfleisch herausbekam und dann das
mit den Drogen. Aber ich denke nicht, dass man deshalb von Problemen sprechen kann.
Vielleicht eher von einer Meinungsverschiedenheit.« Sie lächelte entwaffnend. »Tut
mir leid, Herr
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