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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Bordells in Böhmisch Eisenstein, und noch so einige
Details, die ein schlechtes Licht auf Mirza und ihre Familie werfen. Mirza hat
ihm eiskalt das Wort abgeschnitten. Meiser, das wurde ihr wohl in diesem Moment
klar, würde sich nie ändern.
    Mirza sagte – wahrscheinlich recht schroff: Dir leg ich das
Handwerk, du Schwein, stand auf und marschierte aus dem Haus.
    Meiser ist ihr nachgelaufen. Er hat sie auf deinem Grundstück bei
den Johannisbeerstauden eingeholt …«
    Sprudel unterbrach sich, weil Fanni ein undefinierbares Geräusch
gemacht hatte.
    »Was denn, Fanni?«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Die Johannisbeerstauden! Wieso hat die
Polizei bei den Stauden keine Fußspuren von Meiser gefunden?«
    »Die Antwort ist einfach, wenn man die Protokolle kennt«, erklärte
Sprudel. »Aber lass uns Mirzas Weg mal von Anfang an verfolgen. Sie kam allein
die Wiese herunter. Andere frische Fußabdrücke gab es nicht, jedenfalls nicht
in unmittelbarer Nähe. Die schmale Schneise neben Mirzas Spuren stammte
eindeutig vom Vortag. Mirza hat dein Grundstück durch die Lücke zwischen dem
Komposthaufen und der Thujenhecke betreten. Dort beginnt ein Plattenweg, der am
Haus entlangführt.«
    Fanni nickte bestätigend. Sprudel fuhr fort.
    »Mirza ist über diese Steinplatten an den Johannisbeerstauden vorbei
zu deiner Zufahrt gelaufen und von da über die Straße zu Meisers Haus. Ihr
Rückweg bis zu den Johannisbeerstauden verlief genauso. Aber dann ist sie
stehen geblieben, weil Meiser hinter ihr herkam. Und du hast recht, Fanni. Es
hätte Spuren von ihm geben müssen, wenn man nicht davon ausgeht, dass er wie
festgenagelt auf einer Steinplatte verharrte.«
    »Eben.«
    »Es gab auch Spuren«, sagte Sprudel. »Leider viel zu viele. Mit
einiger Fantasie konnte die Spusi Mirzas Stöckelabdrücke in der zertrampelten
Erde erkennen, das war alles.«
    »Aber wieso …?«
    »Es hat eine Zeit lang gedauert, bis die Ursache für dieses
Spurendurcheinander ans Licht kam.« Sprudel lachte. »Die Praml-Kinder wollten
am Morgen, bevor sie zur Schule mussten, ihren Zwerghasen füttern. Der Junge
hat den Käfig, der den Sommer über auf Pramls Terrasse steht, geöffnet, und
schwupp ist der Hase herausgehüpft. Wie der Blitz ist er über den Rasen auf
dein Grundstück zugelaufen, die Böschung hinuntergehoppelt und übers Mäuerchen
in die Stauden gesprungen. Es dauerte wohl eine ganze Weile, bis ihn die Kinder
erwischt haben.«
    »Verstehe«, sagte Fanni, »Meisers Gummilatschen haben auf diesem
Schlachtfeld keine sichtbaren Abdrücke hinterlassen.«
    »Nein«, stimmte Sprudel zu, »und Frau Meisers Mokassins auch nicht.
Aber der Reihe nach.« Er nahm den ursprünglichen Faden wieder auf. »Mirza und
Meiser standen sich bei deinen Johannisbeerstauden gegenüber. Es könnte sein,
dass Meiser so getan hat, als wolle er einlenken, denn Frau Meiser hat
beobachtet, wie er auf Mirza einredete. Meiser hat vielleicht versprochen, nie
wieder über die Grenze nach Tschechien zu fahren. Mirza hat ihm sicher nicht
geglaubt. Sie wird wohl geantwortet haben, dass sie endgültig genug habe von
ihm.
    Frau Meiser stand indessen an ihrem Küchenfenster und hat der
Debatte zugesehen, konnte aber nicht hören, was gesprochen wurde. Deshalb lief
sie aus dem Haus und über die Straße. Sie kam bei den Stauden an, als sich
Meiser gerade aufs Betteln verlegte. ›Was hast du davon, Mirza, wenn du mich
ins Gefängnis bringst? Was soll dann aus meiner armen Frau werden?‹
    Wir werden wohl nie erfahren, ob Meiser seine Frau über die Straße
kommen sah und geistesgegenwärtig die Situation ausgenutzt hat oder ob er ganz
zufällig diesen Satz sagte, der bei Frau Meiser eine fatale Reaktion auslösen
musste.
    Frau Meiser schwört Stein und Bein, dass sie nicht weiß, wie es dazu
gekommen ist. Auf einmal, sagt sie, hat sie einen der Rundlinge, die an der
Hausmauer entlang aufgereiht sind, in der Hand gehabt und ist auf das
Grenzmäuerchen hinter Mirza gestiegen. Als Mirza zischte: ›Meiser, du hast
ausgespielt, du Sau‹, da hat Frau Meiser zugeschlagen.«
    Fanni schüttelte ungläubig den Kopf. »Zertrümmert diese gebrochene
Frau mit einem Schlag Mirzas Keilbein, das gibt es doch nicht.«
    »Nein«, sagte Sprudel. »Der tödliche Treffer kam ein paar Sekunden
später. Meiser hat blitzschnell reagiert. Gerade so, als hätte er das alles
vorausgesehen, hat er seiner Frau den Stein aus der Hand genommen und noch mal zugeschlagen,
exakt auf die gleiche Stelle an Mirzas

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