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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Schläfe. Erst nach diesem zweiten Schlag
ist Mirza zusammengebrochen, sagt Frau Meiser.«
    »Soll das heißen, dass keinem der beiden der Totschlag an Mirza
nachzuweisen sein wird?«, regte sich Fanni auf. »Bloß weil niemand beweisen
kann, wer von ihnen Mirza letztendlich getötet hat?«
    »Könnte schwierig werden«, gab Sprudel zu. »Aber ungeschoren kommt
Meiser keinesfalls davon: Körperverletzung mit Todesfolge bleibt sicher an ihm
hängen.«
    »Ich würde auf Mord plädieren«, rief Fanni, »Meiser hat vorsätzlich
gehandelt und aus niederen Beweggründen. Er war kein bisschen betroffen nach
der Tat. Er hat auf der Stelle den Stein in den Komposthaufen gerammt, nehme
ich an.«
    »Ja, und als Nächstes hat er seine Frau nach Hause gebracht, bevor
ihr richtig zu Bewusstsein kam, was eigentlich geschehen war«, sagte Sprudel.
»Und dann hat Meiser noch genug Zeit gehabt, alles Weitere zu überlegen und zu
planen. Fast eine Stunde ist vergangen, bis du Mirza gefunden hast, Fanni.«
    »Und kaum war die Polizei da«, sagte Fanni, »ist Meiser auch schon
angetanzt, um bloß nichts zu verpassen.«
    Es war lange Zeit still auf der Steinbank. Dann fragte Fanni:
    »Als allmählich Zweifel an der Schuld des alten Klein aufgekommen
sind, da wollte doch Meiser den Verdacht auf Böckl lenken. Mirzas Blutgruppe
hat er vermutlich in den Unterlagen aus Brezi gefunden. Aber wo hatte er das
Blut her?«
    »Das habe ich auch von Frau Meiser erfahren«, antwortete Sprudel.
»Es ist von Christiane, Frau Meisers Nichte, der Dorfhelferin. Frau Meiser
wusste zufällig, welche Blutgruppe ihre Nichte hat, und weil sie so schön zu
Mirzas Blutgruppe gepasst hat, konnte Meiser recht einfach diese falsche Spur
legen. Leider hat ihm der Schnitzer mit dem Rhesus-Faktor einen Strich durch
die Rechnung gemacht. Hätte auch der Rhesus-Faktor gestimmt, dann wäre Böckl
ganz schön in Verlegenheit geraten, denn möglicherweise hätten wir in diesem
Fall nicht sofort einen DNS -Vergleich der beiden Blutproben
veranlasst. Vielleicht hat Meiser auch gedacht, von Mirza gäbe es keine
Vergleichsproben mehr, weil sie ja schon begraben war. Übrigens hat Christiane
ihre kostbaren Blutstropfen nicht umsonst herausgerückt.«
    »Der Antrag auf Benes Entmündigung!«, knurrte Fanni. »Meiser hätte
ihr für ein Quäntchen Blut den Klein-Hof verschaffen sollen. Und den alten
Klein, wollten sie den auch um die Ecke bringen?«
    »Mit dem haben sie gar nicht mehr gerechnet, dachten wohl, der geht
langsam, aber sicher ein, dort im Krankenhausbett«, meinte Sprudel.
    »Was sagt denn Meiser zu dem Geständnis seiner Frau?«, fragte Fanni.
    »Zuerst hat er alles abgestritten und behauptet, seine Frau wäre
nicht mehr ganz richtig im Kopf. Sie trinke zu viel Alkohol, und deshalb sei
sie meist verwirrt und schätze Situationen völlig falsch ein.
    ›Der Sachverständige wird schon herausfinden, wie zuverlässig die
Aussagen Ihrer Frau sind‹, hat ihm mein Kollege erklärt. Da fing Meiser an,
sich zu winden und herumzupalavern. Mein Kollege hat es geschafft, ihn immer
mehr in die Enge zu treiben. Gegen Abend hat Meiser klein beigegeben. Der
Kollege ist ein sehr guter Nachfolger für mich. Unser Staatsanwalt kann sich
gratulieren.«
    »Meiser wird keine Ruhe geben«, murmelte Fanni. »Vor der
Gerichtsverhandlung hat er noch genug Zeit, sich eine Menge Geschichten
auszudenken, die seine Unschuld belegen.«
    »Sicher«, stimmte ihr Sprudel zu, »aber er wird sich immer mehr im
eigenen Netz verstricken. Er ist nicht so schlau, wie er denkt. Nimm zum
Beispiel die Drohungen, mit denen er Mirza zum Schweigen bringen wollte. Er
hätte wissen müssen, dass sie sich damit nicht einschüchtern lassen würde.«
    »Es war halt das Einzige, was er gegen sie aufzubieten hatte«, sagte
Fanni.
    »Eben nicht«, antwortete Sprudel, »es gab ein viel tauglicheres
Mittel Mirza den Mund zu stopfen.«
    »Was?«, schnaufte Fanni.
    »Meiser hätte damit drohen können, Karel zu erzählen, wo Mirza zu
finden ist. Ich glaube, dann hätte Mirza gekuscht, um ihre neue Existenz zu
schützen und – Bene.«
    Fanni nickte. »Auf die Idee ist Meiser nicht gekommen. War das nun
gut oder schlecht?«
    Darauf wusste Sprudel keine Antwort. Es war Zeit zu gehen. Fanni
stand auf. Langsamer als je zuvor stiefelten sie zu ihren Autos zurück. Sprudel
öffnete für Fanni die Tür ihres Wagens.
    »Alles Gute, Fanni.«
    »Schreibst du mir mal, wie es dir so geht, dort an der Riviera di
Levante?«, fragte

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