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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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den Stall, da müssen Sie überhaupt nicht hinein, und um das
Federvieh, da kümmert sich der Bene. Sie sollen bloß ein bisschen was kochen
und das Geschirr nachher abwaschen und ein bisschen Staubsaugen
vielleicht – und sowieso nur vorübergehend.«
    »Habt ihr schon jemanden in Aussicht?«, erkundigte sich Fanni.
    »Na ja«, es war ihm ein wenig peinlich, dem Alten, aber tapfer
rückte er heraus damit, »der Böckl hat die Schwestern von der Mirza gefragt, ob
nicht eine von ihnen herziehen will zu uns auf den Hof. Muss ja nicht gleich
zum Heiraten werden«, beeilte er sich anzufügen, »kann ja für Lohn, Unterkunft
und Verpflegung arbeiten. Die Olga, sagt Böckl, die wäre nicht abgeneigt.«
    »Mirza hätte gewiss nichts dagegen«, sagte Fanni, »im Gegenteil,
freuen würde sie sich, weil damit allen geholfen ist.«
    »Wird halt ein paar Wochen dauern, wegen der Arbeitserlaubnis und
so«, sagte der Alte und schaute drein wie ein Hund vor der Würstchentheke.
    »Gut«, sagte Fanni, »ein, zwei Stündchen am Tag kann ich schon
aushelfen bei euch.«
    Der Alte grinste und schenkte eine zweite Runde Marillenbrand ein.
»Auf die Frau Fanni«, sagte er und kippte den Schnaps, »Frau Fanni, die da ist,
wenn man sie braucht.«
    Bene kam zum Tisch zurück. Er hatte während Fannis Unterhaltung mit
dem Alten seinen Schraubenzieher aus der Brusttasche gezogen und den Seitenarm
an Fannis silbernem Kerzenständer festgeschraubt, der seit Monaten in der
Schräge hing, zwei Beschläge an Fannis Nussbaumsekretär befestigt und einen
wackelnden Türgriff montiert. Jetzt griff er nach seinem Schnapsglas und
feixte:
    »Der Sheriff hat die Christiane mitgenommen und sperrt sie ins
Loch.«
    Sein Vater kicherte. »Der geht es an den Kragen, der Beißzange. Die
hat genau gewusst, dass der Meiser die Mirza auf dem Gewissen hat, und wollte
ihm dabei helfen, die Sache dem Böckl anzuhängen. Dafür schmort die im Knast,
zusammen mit ihrem sauberen Herrn Onkel.«
    »Darauf möchte ich wetten«, sagte Fanni und schenkte Kaffee nach.
    Vergnügt biss der Alte in sein drittes Stück Kuchen.
    »Der Olga«, sagte er, als das Kuchenstück verschwunden war und Fanni
das Messer ansetzte, um ein viertes abzuschneiden, »der Olga werden wir als
Erstes die Nuttenfummel austreiben. Haben wir ja gesehen, was rauskommt, wenn
eine so herumrennt. In der Güllegrube versenk ich das Nuttenzeug. In den
Häcksler werf ich die Stöckelschuh.«
    Fanni musste lachen. Es ging zweifellos wieder aufwärts mit dem
alten Klein. Den nächsten Termin beim Kardiologen konnte er getrost absagen.
    »Fanni wird Bäuerin«, röhrte Hans Rot am Abend, als er von
Fannis Zusage an Klein hörte. »So ist es recht, der niederträchtige Alte
bekommt von Fanni Rot sein Essen vorgesetzt und seine Wäsche gewaschen, und den
Meiser sperren sie ein, bloß weil er der tschechischen Schlampe eine gelangt
hat. Der wollte sie doch nicht umbringen. Der Meiser ist doch kein Mörder. Der
wollte doch nur, dass sie ihr Schandmaul hält.«
    Fanni legte ihr noch unbenutztes Besteck zurück auf das Tischtuch.
»Ich muss die Kühe melken«, sagte sie, ließ ihren Mann vor seinem Bierglas und
seinem Teller sitzen und ging zum Klein-Hof hinauf.
    Mankell und Wallace staubten an. Fanni putzte bei Klein, kochte bei
Rot und umgekehrt, Tag für Tag. Hans Rot rümpfte die Nase.
    »Am 1. Oktober fängt die
Olga bei uns an«, sagte Klein, nachdem Fanni gut vier Wochen lang sein Haus
gehütet hatte. »Dann wird es wieder leichter für Sie, Frau Fanni. Sie sind ein
Segen gewesen für uns. Und die Milch und die Eier und das Rindfleisch, das
bekommen Sie Ihr Leben lang umsonst vom Klein-Hof.«
    Am 3. Oktober vergiftete
sich der Teufel von Tidal Basin mit einer Zyankalikapsel und Inspektor Manson
sagte: »Am Ende hat er das Spiel doch verloren!«
    Fanni klappte das Buch zu und stellte es ins Regal zurück.
    Sie hörte das Auto des Postboten anhalten und wieder losfahren,
deshalb ging sie hinaus und fand zwei Briefe im Kasten. Auf einem klebte eine
italienische Marke. Fanni riss den Umschlag auf.
    »Liebe Fanni«, schrieb Sprudel, »fünf Jahre Freiheitsstrafe will der
Staatsanwalt für Meiser beantragen. Das hat mir neulich mein Nachfolger
mitgeteilt. Klein ist rehabilitiert und gesundheitlich wiederhergestellt, der
wirkliche Täter ist überführt, wir dürfen uns gratulieren, Fanni.
    Ich habe inzwischen in Levanto ein passendes Häuschen für mich
gefunden. Es liegt recht günstig: fünfhundert Meter vom Meer

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