Sautanz (German Edition)
sich an vielen Wohltätigkeitsveranstaltungen nicht nur mit Geld, sondern auch aktiv beteiligt hatte.
Dorli fasste in Worte, was sie beide fühlten: »Jemanden, der so perfekt ist, gibt es ganz einfach nicht.«
»Irgendwo müssen Leichen im Keller liegen, ich kann sie fast riechen«, ergänzte Lupo. »Aber wo, zum Teufel, sollen wir ansetzen?«
»Bei der Transalpin. Der verschlagene und überhebliche Geschäftsführer hat auf mich so gewirkt, als hätte er was zu verbergen.«
»Der Buchhalter ist mir auch viel zu glatt. Jovial und nett, aber rein gefühlsmäßig ebenfalls nicht lupenrein.«
Diesmal empfing sie zu Dorlis Erleichterung Langbauer alleine.
»Sie können den Hund ruhig mit reinbringen. Ich mag Berner Sennenhunde. Sie sind so knuffig.«
Er bat sie nicht in das muffige Besprechungszimmer, sondern in sein gemütliches Büro im ersten Stock. Ein Hauch von Pfeifentabakrauch mit Vanillearoma lag in der Luft. Sie nahmen Platz, Idefix rollte sich zu Dorlis Füßen zusammen, und Lupo fragte nach dem Sicherheitsdienst.
»Das ist die Secur Austria. Sie überwacht das Gelände mit Kameras und stellt sowohl den Tag- als auch den Nachtportier. Wollen Sie übrigens etwas zu trinken? Kaffee, Tee, Mineral, Saft?«
»Nein danke. Können wir mit den Portieren sprechen?«, fragte Lupo.
»Ich weiß zwar nicht, was Sie sich davon erwarten, aber sicher. Wenn Sie rausgehen, können Sie mit dem Tagportier plaudern, und er weiß sicher auch, wie Sie den Nachtportier erreichen können.«
»Sind die Tore an der großen Einfahrt in der Nacht geschlossen?«
»Ja. Wenn ein Sattelzug kommt, dann ruft der Fahrer entweder an, oder er muss beim Schranken stehen bleiben und läuten. Dann meldet sich der Portier, und wenn ihn der Portier nicht persönlich kennt, muss er sich mit seiner Codekarte ausweisen. Dann geht der Schranken hoch, und die Tore werden automatisch zur Seite gerollt.«
»Sicher wie Fort Knox!«, stellte Dorli fest.
»Tja, früher war das nicht notwendig. Aber in den letzten Jahren sind unglaubliche Dinge passiert. Metallteile wurden vom Hof gestohlen und abtransportiert, Anhänger mit Kränen oder Baggern und einmal sogar ein ganzer Sattelzug samt Ladung entführt. Da hat sich die Versicherung quergelegt. Entweder wir würden die Bewachung entsprechend verschärfen, oder sie zahlen nicht mehr.«
»Na arg!« Dorli strich sich eine Haarsträhne aus den Augen.
»Schlimmer, als Sie sich das vorstellen können. Wir sind sogar verpflichtet, die Zutrittskarten der Mitarbeiter, die nicht gerade Dienst haben, einzuziehen. Es könnte ja auch ein Mitarbeiter unbefugt das Gelände betreten und etwas stehlen. Das alles ist mühsam und zeitaufwendig.«
»Sind die Karten denn personalisiert?«, fragte Dorli.
»Die der Angestellten schon, da läuft auch die Zeiterfassung darüber. Die der Arbeiter sind nur einfache Türöffner. Die haben ihre Stempelkarten dort, wo ihr Arbeitsplatz ist. Das hat sich leider auch als notwendig erwiesen, sonst würden die Herrschaften stundenlang auf unsere Kosten im Hof herumlungern, rauchen und quatschen.«
»Muss ein Heidengeld kosten«, warf Lupo ein.
»Sie sagen es. Und letztendlich müssen wir diese Kosten auf den Kunden abwälzen. Die Gewinnspannen sind so mager geworden, dass wir das nicht tragen können.«
Langbauers Telefon klingelte. Er hob ab, lauschte. Dann wandte er sich an seine Besucher. »Tut mir leid. Ich muss mich um ein Problem kümmern.«
»Ein hartes Business.« Dorli erhob sich, Idefix stand in derselben Sekunde an ihrer Seite. »Danke, dass Sie uns noch einmal Ihre Zeit geschenkt haben. Smekal können wir ja leider nicht mehr über die Usancen in dem Geschäft befragen. Sie haben uns sehr geholfen.«
»Gern. Sie finden alleine hinaus?«
Dorli eilte aus dem Raum, Lupo hatte Mühe, sie einzuholen.
»Was rennst denn jetzt so?«
»Ich hab eine Idee. Geh du schon mal vor zum Portier und fratschel ihn aus. Ich rede noch mit der aufgebrezelten Empfangsdame.«
Lupo schüttelte den Kopf, machte sich aber auf den Weg. »Und nimm den Hund mit.«
»Na komm, mein Alter. Wir sind hier nicht erwünscht.«
Dorli schritt zum Empfang und wollte die junge Frau in ein Gespräch verwickeln. Doch gerade zu diesem Zeitpunkt stand das Telefon keinen Moment still. Arbeiter kamen vorbei, klatschten ihre Zutrittskarten auf den Tresen und verließen die Firma. Dorli hörte Fetzen der Unterhaltung der Telefonistin mit.
»Aber Sie können doch nicht die Alarmanlagen für
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