Sautanz (German Edition)
vierundzwanzig Stunden ausschalten!« Dorli verstand nicht, was der andere Gesprächsteilnehmer antwortete, doch das, was die Frau darauf erwiderte, klang vielversprechend.
»Von heute Abend bis morgen Mittag? Und nur wegen der blöden Software? Nein, das kann ich nicht einfach so weitergeben. Das erklären Sie mal schön selbst dem Chef.«
Sie drückte ein paar Knöpfe, dann warf sie den Hörer auf die Telefonstation zurück. »Unglaublich«, murmelte sie und wandte sich dann endlich Dorli zu. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wissen Sie, wann Joe Müller von seiner Tour zurückkommt?«
»Nein. Der war laut Computerprotokoll heute Nacht da und ist schon wieder weg.«
»Und wohin ist er gefahren?«
»Keine Ahnung. Sollte normalerweise auch erfasst sein, wohin und mit welchen Wagen.« Sie tippte auf der Tastatur ihres Computers herum. »Genau, ich hab mich richtig erinnert. Da steht nix. Komisch.«
»Kann man nichts machen. Danke.«
Das neuerliche Klingeln des Telefons enthob Dorli weiterer Konversation mit der Empfangsdame. Rasch verließ sie das Gebäude.
Lupo hatte in der Zwischenzeit erfahren, dass der Nachtportier, der seit Jahren bei der Spedition den Hauptdienst versah, derzeit auf Kur weilte. Sein Vertreter hatte den Dienst erst angetreten, als Smekal bereits tot war. Ihn brauchten sie daher nicht zu befragen.
»Der Tagportier ist seit zwei Jahren hier. Er ist sich sicher, dass er Smekal zumindest in den letzten zwei, drei Monaten nicht gesehen hat.«
»Trotzdem, irgendwas stinkt hier. Findest du es nicht auch seltsam, dass alle, die mit dem Smekal zu tun hatten, auf Urlaub oder sonst wie nicht greifbar sind? Wir sollten uns einmal ungestört umsehen.«
»Doch, hier ist alles komisch. Ich hab mich ein bisserl umgeschaut, aber mit den Kameras, dem Portier und den Zutrittskarten wird es nicht leicht sein, hier ungesehen reinzukommen.«
Dorli lächelte geheimnisvoll. »Dann habe ich gute Neuigkeiten.«
»Ja?«
»Heute Nacht wird es keine Kameras und keine Aufzeichnungen geben. Die Sicherheitsfirma hat angerufen, dass von heute Abend bis morgen Mittag eine neue Software eingespielt und vermutlich auch getestet wird. Die Empfangsliesel war ziemlich aufgebracht deswegen.«
»Ein Problem weniger. Aber wie kommen wir rein?«
»Damit!« Dorli fischte eine Zutrittskarte aus ihrer Jackentasche. »Die ist mir zugelaufen.«
Lupo streckte die Hand aus und strich ihr durchs Haar. »Du bist einfach unglaublich.«
»Deswegen muasst ma net gleich die Frisur zerstören, wenn’s amal net regnet.« Dorli murrte zwar, aber sie konnte nicht verhindern, dass es ihr wohlig über den Rücken rieselte, als sie Lupos Hand spürte. Langsam wurde ihr der Mann unheimlich. Er berührte Teile ihrer Seele, von denen sie glaubte, sie seien vor langer Zeit abgestorben. Doch Lupo riss sie aus ihrer Erstarrung.
»Komm, Dorli, wir haben noch eine Menge vor. Irgendwo wird es hier ja ein Gasthaus geben. Da könnten wir was futtern, und dann versuchen wir ein Zeit/Weg-Diagramm von Smekals letzten Tagen zu erstellen, soweit wir das wissen. Und danach können wir uns auf die Suche machen, wie wir die Löcher, die sicher bleiben werden, stopfen können.«
11
Nachdem sie in einem kleinen Landgasthaus gegessen hatten, schob Dorli das Geschirr zur Seite und fischte Zettel und Kugelschreiber aus ihrer Handtasche.
»So, jetzt schauen wir mal. Vom Tag seines Verschwindens wissen wir, dass er bis Mittag im Büro war. Danach Funkstille.«
Dorli teilte das Papier in vier Spalten. Die erste bekam die Überschrift »Sonntag«, jene danach »Montag«, »Dienstag«, »Mittwoch«. Dann schrieb sie in die jeweiligen Spalten, was sie bereits wussten.
Am Sonntag war Smekal laut Auskunft seiner Frau am Segelboot gewesen. Lukas hatte ihn nicht begleitet, der war mit Freunden bei einer Fete.
Montag war Smekal ab neun Uhr früh in der Spedition, und zwar bis neunzehn Uhr am Abend. Er hatte auf einen Lkw aus Russland gewartet. An diesem Tag hatte er ein langes Gespräch mit dem Buchhalter geführt. Der danach nicht wieder zum Dienst erschienen war. Gegen Mitternacht war er nach Hause gekommen. Wo er in der Zwischenzeit gewesen war, mussten sie noch herausfinden.
Am Dienstag war Erich Smekal am Vormittag nur kurz in der Firma gewesen. Danach war er gegangen, ohne zu sagen, wann er wiederkommen würde. Auch am Handy war er nicht erreichbar, als ihn ein Mitarbeiter etwas fragen wollte. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte er nicht zu Hause
Weitere Kostenlose Bücher