Sautanz (German Edition)
Tisch fallen. Das brauchte er nun wirklich nicht zu wissen. Und von den Erkenntnissen der Pathologin in Baden erzählte sie natürlich auch nichts.
»Interessant«, kommentierte er ihre Schilderung. »Ich hab davon in der Zeitung gelesen. Und was ist mit der Freundin vom Opfer, Beate B.?«
»Da gibt’s keine Frau mit Namen Beate.«
»Stand im Tagblatt. Eine Segelfreundin, glaub ich.«
»Oh Mann, die meinten wohl den Beat Eberli. Der ist so was von männlich. Ein Schweizer, der beste Freund Smekals. Er hat Lupo den Auftrag erteilt, den Tod Smekals aufzuklären. Weil er eben nicht an einen Unfall beim Segeln glaubte.«
»Na super. Typische Zeitungsente! Aber der andere, Bergmann. Da klingelt was bei mir.«
»Ich wollte Sie ohnehin fragen, ob Sie wissen, wie die zu ihrem vielen Geld gekommen sind. Die wohnen in einem Riesenkasten von Schloss, rundherum ein weitläufiger Park. Alles mit Dutzenden Kameras und Wächtern gesichert. Aber der Herr Dr. Bergmann ist Chirurg. Und auch wenn er in Winden einen Wellnessschuppen betreibt, wo die feine Welt auf schön operiert und von Alkohol oder Suchtgift entwöhnt wird, das kann er nicht in der kurzen Zeit verdient haben.«
»Sie haben wieder mal einen guten Riecher. Ich darf natürlich nichts dazu sagen. Aber es gibt da eine Familie aus Eichbüchl, die hat eine lange Tradition als mafiaartig strukturierte Gruppe von Gangstern. Die haben seit drei Generationen alles gemacht, was verboten war und viel Geld brachte. Vom Rauschgiftschmuggel bis zum Mädchenhandel. Aber sie sind nie angeklagt worden. Sie waren einfach zu clever. Das belastende Material hat nie gereicht, oder die Zeugen sind umgefallen. Der Alte hat sich offiziell vor ein paar Jahren zur Ruhe gesetzt. Seit der Sohn die Schönheitsklinik betreibt, gibt es ja saubere Einkünfte. Aber alle seine Schläger sind nach wie vor bei ihm beschäftigt.«
»Denken Sie, er könnte Smekal umgebracht haben?«
»Dafür würde mir kein Grund einfallen. Aber selbst wenn, dann hat er das unter Garantie nicht selbst gemacht. Dafür hat er seine Fachkräfte .«
Sie unterhielten sich noch eine Weile angeregt. Leo Bergler war ein interessanter Gesprächspartner. Sein Wissen war ziemlich beeindruckend, nicht nur, was Kriminelles anging. Er wusste über neue Filme ebenso zu plaudern wie über die angesagten Romane oder Bands. Und doch kam bei Dorli nie der Eindruck auf, dies sei Small Talk, sondern man unterhielt sich einfach auf allen Ebenen gut mit dem Burschen. Trotzdem war sie sich bewusst, dass sie die Stunden mit Leo Bergler zwar genoss, aber auch irgendwie dadurch verunsichert wurde, dass sie nicht wusste, was er sich davon versprach. Als Dorli sich verabschiedete, verspürte sie leises Bedauern.
»Passen Sie auf sich auf, Dorli. Die Leute, mit denen Sie sich hier einlassen, sind alles andere als Sonntagsschüler.«
»Ich weiß. Danke.« Damit eilte sie zu ihrem Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause. Unzufrieden mit sich. Was machte sie sich Gedanken über Leo Bergler? Was ging er sie überhaupt an? Sie sollte sich lieber den Kopf über Lupo und den Fall zerbrechen!
Eine Stunde später fuhr Dorli beim Haus ihres Bruders vor. Hoffentlich war er noch mit der unbedarften Pippimaus zusammen und nicht zu Hause.
Leise sperrte sie die Eingangstür auf. Das Haus war kalt und verlassen. Es stank intensiv nach Katzenurin. Von den Tieren keine Spur. Dorli schlich in die Küche. Die Futterschüsseln waren gähnend leer. Dorli öffnete den Schrank, wo normalerweise das Futter für Glenfiddich und Ballantines lag. Nichts. Im Flur, wo das Kisterl stand, musste Dorli sich am Riemen reißen, dass sie sich nicht übergab. Himmel, dieser Idiot! Dachte wohl immer nur an sich. Dorli kippte den Inhalt des Kisterls in den Müll. Dann rief sie die Katzen. Sie hatte sicherheitshalber eine Schachtel mit Trockenfutter mitgebracht. Als sie damit schepperte, schossen die beiden Tiere herbei. Dorli warf jeweils eine Handvoll Futter in die Tragekörbe und schloss sie, sobald die Katzen drin waren. Dann schnappte sie die Körbe und trug sie ins Auto. Im zweiten Anlauf holte sie das Trockenfutter, die stinkende Katzentoilette und einen Sack Streu, sperrte die Tür zum Haus ab und fuhr mit ihrer Fracht zur Grete. Weder Lore noch Grete waren zu Hause, aber Lilly und Peter.
»He, ihr Rabauken! Wieso seid ihr noch nicht im Bett? Es ist acht Uhr am Abend. Und wieso sind weder eure Mama noch die Grete da?«
»Glenfiddich! Ballantines!« Die Kinder
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