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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika A. Grager
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waren nicht der richtige Umgang für meine Tochter.«
    »Darf ich fragen, welche Art Doktor Sie sind?«, fragte Dorli.
    »Der Medizin. Ich bin Chirurg. Ich habe in Winden am Neusiedler See eine Klinik.« Stolz klang aus seinen Worten.
    Von einer Klinik in diesem kleinen Ort am Rande des Leithagebirges hatte Dorli noch nie gehört.
    »In Winden? Echt?«, fragte sie nach.
    Bergmann lächelte, eine Spur überheblich. »Kein Krankenhaus im üblichen Sinn. Es ist ein Rehabilitationszentrum und eine Schönheitsfarm.«
    Kaum hatte sich das Eingangstor hinter ihnen geschlossen, platzte Dorli heraus.
    »Oh Mann, der verdient sich krumm und dämlich, indem er Weibern mit zu viel Geld neue Nasen, dicke Busen, Waschbrettbäuche und dürre Hintern verpasst!« Sie rümpfte die Nase. »Und die Smekals wären nicht der richtige Umgang für seine Tochter. Igitt, der Pöbel! «
    »Na, krieg dich wieder ein. Er meint halt, sie wären was Besseres.«
    »Darum geht’s ja! Nur weil er den armen Frauen und Mädchen mit Minderwertigkeitskomplexen das Geld aus der Tasche zieht, ist er noch lang nichts Besseres.«
    »Was regst dich denn so auf? Mir ist völlig egal, was er glaubt. Und außerdem lassen sich heute schon fast genau so viel Männer wie Frauen künstlich aufmotzen.«
    »Hast eh recht. Es nutzt ja nix. Aber dass wir nicht mit Natascha reden können, ist jetzt echt blöd.«
    »Weißt du, was mir komisch vorkommt?«
    »Na?«
    »Auch wenn der Herr Doktor Geld wie Heu scheffelt – schau dich hier um. Und er hat eine eigene Klinik. Das kann man nicht mit einem Arztgehalt vom Spital aufbauen. Er muss ja auch mal woanders angefangen haben. Und wie alt wird er sein, fünfundvierzig, fünfzig? Das geht sich nie aus.«
    »Müssen wir halt ein bisserl graben, womit die Familie früher ihr Gerschtl verdient hat. Würd mich eh brennend interessieren, ob man in Österreich mit ehrlicher Arbeit so reich werden kann.«
    Lupo schüttelte den Kopf. »Wach auf, Mädchen. Entweder die Altvorderen waren schon reich wie Rothschild, oder er dreht krumme Dinger.«
    »Amen!«

22
    »Was machst du heute Abend?«, fragte Lupo, als er sich von Dorli im Flur ihres Häuschens verabschiedete.
    »Ich treff Oberleutnant Leo Bergler vom LKA und übergebe ihm den Akt über die Transalpin.«
    »Ach, ein Rendezvous!« Lupos Lippen verzogen sich zu einem schmalen Strich, als hätte er Schmerzen.
    »Quatsch!« Dorli lachte.
    »Klar, dass ich da abgemeldet bin.« Lupo blickte jetzt eher finster drein.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Nix!«
    »Jetzt sei net so komisch. Was ist los?«
    »I frag mi halt, was du von dem Lackaffen willst.«
    »Das werd i dem Lackaffen schon selber erzählen.«
    »Das heißt, mir nicht.«
    »Hab i des g’sagt?«
    Lupo hob mit einer resignierenden Geste die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Lupo, was is dir jetzt über die Leber g’rennt?«
    »Nix.«
    »Na guat, dann hab mi gern .«
    Lupo verschwand wortlos und schmiss die Tür zu.
    Dorli war nun auch grantig. Was fiel Lupo ein? Nur weil sie in den vergangenen Tagen eine Menge miteinander unternommen hatten, bestand doch für ihn kein Rechtsanspruch auf ihre Zeit! Blöder Macho!
    Sie sprang unter die Dusche, föhnte ihr Haar und zog eine schwarze Jeans, eine weiße Bluse und einen roten Blazer an. War vielleicht ein bisserl wenig, wenn man nach den Temperaturen draußen ging, die sich schön langsam Richtung Spätherbst und ersten Nachtfrösten bewegten. Aber sie würde ohnehin die meiste Zeit im Auto oder in einem Lokal sitzen.
    Sie hatte einen Mostheurigen auf dem Weg Richtung Westautobahn gewählt, damit sie Leo Bergler wenigstens ein Stück weit entgegenkam. Als sie das Lokal betrat, glaubte sie, in einem schlechten Film gelandet zu sein. Gleich am ersten Tisch saß ihr Bruder mit einer reichlich aufgeputzten blutjungen Frau, die glatt als Schwester der Schöne durchgehen würde. Und daneben der ganze Haufen rechter Recken, die man überall fand, wo fest gebechert wurde und man gefahrlos über das Ausländergesindel, Asyl- und Sozialhilfemissbrauch und andere Stammtischthemen in der Art herziehen konnte. Seit wann war ihr Bruder mit dem braunen Bodensatz der Gemeinde so dick?
    Als Georg sie sah, bekam er rote Backen. Er sprang auf und lief ihr entgegen.
    »Hallo Dorli, was machst denn du da?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen. Ist mir aber wurscht . Und, wer is sie? Deine Psychotherapeutin?«
    Georg wand sich wie ein Wurm. Das Mädchen war näher gekommen und stellte sich

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