Sautanz (German Edition)
Niemals! Viel zu konservativ, viel zu sehr auf seinen guten Ruf bedacht. Der reinste Engel auf Erden!« Er schüttelte noch immer grinsend den Kopf.
Auch wenn Lukas das ziemlich zynisch vorgebracht hatte, widerspiegelte es doch alles, was sie bisher über Erich Smekal erfahren hatten.
Als Lukas gegangen war, sprach Lupo aus, was auch Dorli dachte.
»Vielleicht hat Smekal senior doch etwas mit dem Mädchen gehabt, auch wenn sich sein Sohn das nicht vorstellen kann. Warum hätte er ihr sonst die Klamotten kaufen sollen?«
»Und du denkst, Bergmann hat Erich Smekal beseitigt?«
»Nein. Ich habe das schon überprüft. Der hat ein lupenreines Alibi. Er war zur Zeit des Mordes mit seiner Frau auf einer Benefizveranstaltung in der Hofburg in Wien. Dafür gibt es ungefähr eintausend Zeugen und sogar ein Foto im Tagblatt.«
»Hm. Nach dem, was Leo Bergler mir erzählt hat, würde der so etwas eh nicht selber machen. Der würde seine Schläger schicken.«
»Na wie schön, dass der gelackte Affe das weiß. Aber wie sollen wir so etwas beweisen?«
Dorli ging darauf nicht ein, weder auf den gelackten Affen noch auf die Beweisnot.
»Natürlich könnte auch Lukas seinen Alten abgestochen haben, falls er dahintergekommen wäre, dass der sein Mädchen geschwängert hat. Falls da überhaupt was lief. Wir wissen es ja nicht. Fixnochamoi !«
Sie war ebenso ratlos wie Lupo.
»Andererseits hat der auch ein gutes Alibi. Auf der Party waren ja mehrere Schulkollegen von ihm, insgesamt an die dreißig Leute. Dass vielleicht einer lügt, weil er ihm helfen will, kann schon sein. Aber alle? Glaub ich auch nicht.« Lupo wirkte entmutigt.
»Schmarrn!« Dorli musste sich eingestehen, dass sie eine wesentlich blauäugigere Vorstellung vom Broterwerb eines Detektivs gehabt hatte. In den Krimis im Fernsehen war das immer alles so leicht. Die Spuren deuteten auf eine Person, und die spielte vielleicht noch ein wenig Katz und Maus mit dem Detektiv, aber dann hatte der die zündende Idee, und schon war der Verdächtige überführt. Nur gab es hier nicht einmal richtige Verdächtige. Zusätzlich fehlte jede Idee, wie man die Zahl der etwa möglichen Verdächtigen wenigstens eingrenzen könnte. Von zündender Idee weit und breit keine Spur.
Lupo hob den Kopf. »Ich geb den Fall auf. Es kommt ja eh nix raus dabei!«
»Nein, Lupo, das solltest du nicht tun. Wir glauben doch beide nicht daran, dass Erich Smekal über Bord gefallen ist. Willst du einen Mörder einfach davonkommen lassen?«
»Nein. Aber hast du eine Idee, wie wir weitermachen können?«
»Du solltest die Hauptbeteiligte fragen, Natascha Bergmann.«
»Die sitzt in der Schweiz. Hast es nicht g’hört?«
»Na und? Soweit ich weiß, trennt uns nicht gerade ein eiserner Vorhang von der Schweiz.«
»Aber stundenlang mit der Bahn durch die Gegend gondeln, nur um mit dem Mäderl ein paar Worte zu wechseln, erscheint mir ein irrer Aufwand.«
»Zahlt doch eh der Eberli. Wo liegt das Problem?«
»Und wenn da wieder nix dabei rauskommt?«
»Ist das nicht Berufsrisiko?«
»Du hast leicht reden. Wenn der Fall in die Hosen geht, dann ist dir des wurscht, und du setzt di wieder in dein Gemeindeamt. Aber i hab a an Ruf zu verlieren!«
Dorli verzog das Gesicht. Immerhin ging ihr Urlaub mit den Ermittlungen drauf. Aber das zählte vermutlich nicht.
»Na dann gibst halt auf. Und irgendwo lacht si a Mörder ins Fäustchen. Und dass das besser für deinen Ruf ist, kann i ma a net vorstellen. Aber das ist deine Entscheidung.«
Insgeheim musste Lupo Dorli recht geben. Sie kamen nicht von der Stelle, wenn er nicht mit Natascha sprach. Er würde also nach Hause fahren, Zahnbürste, eine Unterhose und ein Hemd zum Wechseln einpacken und sich ein Zugticket nach Bern kaufen. Und vermutlich zwei Tage Ratespiele spielen, was jemand meinte, wenn er mit ihm sprach. Der Schweizer Dialekt war ja noch unverständlicher als der Vorarlberger. Und der war schon ein Horror!
Dorli tippte auf ihrem Telefon herum.
»Was machst denn da?«, erkundigte er sich.
»Ich hab das Internat gegoogelt. Es heißt nicht Rosenburg. Es ist das Lycée Rosenberg.«
»Na fein. Und weißt auch schon, wann i fahren muss?«
»Klar. Der Zug geht um zweiundzwanzig Uhr vierzig vom Westbahnhof ab, du steigst um halb acht in Zürich um und wirst gegen halb neun in Bern ankommen.«
Gott, die Frau und ihr Tempo machten ihn fertig. Aber sei’s drum. Würde er halt eine Nacht in der Eisenbahn verbringen. Er würde mit Natascha
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