Sautanz (German Edition)
nach ihrer Handtasche. »Und noch a paar andere von der Sorten, ja.«
»Die san oft wirklich anstrengend.«
Was war nur in den Kofler gefahren? Der wollte doch immer schon Bürgermeister sein und auch bleiben. Und jetzt fragte er sie, ob sie nicht kandidieren wollte? War er krank? Oder klang da was an? Hatte er die Nase voll von genau den Dingen, die sie am Job eines Bürgermeisters hasste? Dann steht die Welt nimmer lang!
26
Lupo war pünktlich in Bern eingetroffen. Jetzt, am frühen Morgen, lag dichter Nebel über dem Ort. Alles war hell- in dunkelgrau, die Straßen recht mäßig belebt. Fifty shades of grey sozusagen, allerdings ganz ohne Sex. Es wirkte richtig unheimlich. Dazu roch es nach Hausbrand. So stellte sich Lupo London zur Zeit von Jack the Ripper vor.
Er ließ sein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof und beschloss, sich erst mal ein ordentliches Frühstück zu gönnen. Er fand ein Café, das gemütlich und einladend wirkte. Schon beim Eintreten empfing ihn der Geruch von frischem Gebäck, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Die freundliche Kellnerin brachte ihm die Karte, und er stellte fest, dass man hier unter mindestens fünf verschiedenen Frühstücksarten wählen konnte. Die Preise allerdings waren geschmalzen. Selbst wenn man bedachte, dass die Schweizer Franken etwas weniger wert waren als der Euro. Für den Preis eines Frühstücks konnte man in Wien ein Abendessen für zwei in einem guten Restaurant bekommen. Egal, er würde das Mittagessen ausfallen lassen.
Genüsslich verzehrte er gebratenen Speck mit Spiegelei und Weißbrot, hinterher ein süßes Teil mit unaussprechlichem Namen und »li« hintendran. Dazu zwei Tassen köstlichen Kaffee. Dann fand er, dass er für den Kampf mit den Drachen der Schule gerüstet war.
Laut Stadtplan, den ihm die nette Kellnerin spendiert hatte, lag das Internat auf einem Hügel etwas außerhalb. Erst wollte Lupo zu Fuß gehen, merkte aber schnell, dass er die Entfernung unterschätzt hatte. Er steuerte daher die nächste Straßenbahnhaltestelle an und verfiel in gelinde Verzweiflung. Der Fahrkartenautomat nahm nur Franken. Und der Preis für eine Fahrkarte war eine Verhöhnung der Touristen. Er betrug ziemlich genau das Doppelte von dem in Wien. War aber ohnehin egal, er hatte keine Schweizer Franken dabei. Er fragte eine Frau, wo es den nächsten Bankomat gab. Sie schickte ihn ein paar Gassen weiter zu einem Coop-Laden. Dort wurde seine Bankomatkarte jedoch wieder ausgespuckt, weil Lupo sich, wie immer, seinen Code nicht gemerkt hatte. Und sein Notizbuch, in dem er ihn vermerkt hatte, lag in Wien auf dem Nachtkästchen. Sakrahaxen noamoi !
Lupo war grantig. Dorli und ihre Schnapsideen! Und er war so blöd, darauf einzusteigen. Die Füße taten ihm weh, die Sonne brannte mittlerweile vom Himmel. Er war durstig, wollte endlich zu dem blöden Internat und dann nichts wie ab nach Hause.
Er sah ein Taxi vorbeifahren und winkte. Zu seiner größten Verblüffung hielt es an, und nun konnte sich Lupo gemütlich zurücklehnen. Bei dem Internat bekam er fast einen Schlaganfall, als ihm der Taxifahrer mitteilte, wie viel er von ihm wollte. Er fragte, wie hoch die Unternehmensbeteiligung sei, die im Fahrpreis enthalten war, und erntete einen verständnislosen Blick. Wenigstens konnte er in Euro zahlen.
Die Schule lag auf einer Kuppe und sah aus, als wäre es eine mittelalterliche Festung. Einzig die hochgeklappte Zugbrücke fehlte. Und die Fenster waren nicht vergittert. Sonst hätte man das Internat für ein Gefängnis halten können.
An der Pforte verlangte Lupo, mit der Direktorin zu sprechen. Nach zähen Verhandlungen ließ ihn der Tür-Zerberus ein, obwohl er keinen Termin hatte. Er schritt durch einen langen grün gestrichenen Flur. Es roch nach frisch gebohnertem Fußboden, nach heißem Fett und Desinfektionsmittel. Und irgendwie typisch nach Schule, obwohl er den Geruch nicht näher hätte definieren können.
Die Direktorin hatte ihr Büro im ersten Stock. Er trat ein, stellte sich vor, zeigte seine Lizenz und bat, mit Natascha Bergmann sprechen zu dürfen. Daraufhin wurde er höflich, aber bestimmt hinauskomplimentiert. Wenn er das wollte, bräuchte er die Erlaubnis ihres Vaters. Natascha war minderjährig.
Lupo verließ die Trutzburg und bezog Beobachtungsposten in der Nähe des Eingangs. Zum Glück fand er ein Plätzchen im Schatten.
Gegen Mittag öffneten sich die Tore, und mehrere größere und kleinere Trupps von Mädchen
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