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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika A. Grager
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sprechen und dann weitersehen. Aufgeben konnte er nachher immer noch.

25
    Als Dorli nach Hause kam, tigerte Bürgermeister Willi Kofler vor ihrem kleinen Häuschen auf und ab.
    »Na endlich!«, stieß er hervor, als er sie erspähte.
    »Ich bin auf Urlaub. Schon vergessen?«
    »Nein. Aber ich brauch Sie, Frau Wiltzing. Ganz dringend. Können S’ wenigstens einen Tag ins Amtshaus kommen?«
    So hatte sich Dorli ihren Urlaub nicht gerade vorgestellt. Andererseits hatte der Kofler sie noch nie um etwas Derartiges gebeten. Er musste in allergrößter Verzweiflung sein, wenn er das tat und sogar ihren Namen im ersten Anlauf richtig herausbrachte.
    »Na gut, ich komme. Aber ich will den Urlaubstag gutgeschrieben haben.«
    Im Amtshaus sah es aus, als hätte Petzenköffer einen zweiten Überfall verübt und dabei selbst nach der Beute gesucht. Dorli fand es einfach unpackbar , dass sie nur ein paar Tage weg war und die Schöne und der Kofler in dieser Zeit ein derart ausgewachsenes Chaos hatten anrichten können.
    Überall lagen Aktenordner, manche geschlossen, manche offen, und drauf Mappen und andere Schriftstücke. Als das Telefon läutete, dauerte es ewig, bis die Schöne es unter einem Stapel zerknautschter Zettel herauszog, die Dorli nicht einordnen konnte. Was war das für Papier? Es sah unappetitlich aus. Gleich darauf wusste sie es.
    Kofler fuhr die Schöne an: »Babs, kannst du net wenigstens deine Wurschtsemmelpapierln vom Tisch in den Mistkübel werfen? Da schaut’s aus wie in an Saustall. Und riachen tuat’s a net viel besser.«
    Ein wahres Wort. Dorli riss als erste Amtshandlung die Fenster auf. Dann räumte sie die Tische ab, stellte die Ordner wieder in die Kästen und stapelte die nicht abgelegten Akten in den dafür vorgesehenen Kisterln. Die Hintergrundmusik für diese Tätigkeit bildete ein lautstarker Streit zwischen der Schöne und dem Bürgermeister. Anscheinend war die erste Verliebtheit verschwunden, und er begann wieder rational zu denken. Soweit das in seinen Möglichkeiten lag, schränkte Dorli ein. Der Hellste war er ja auch in den Vor-Schöne-Zeiten nicht gewesen.
    »Und was soll ich jetzt tun?«, unterbrach Dorli den Familienzwist.
    Willi Kofler drückte ihr einen Schmierzettel mit einer langen Liste unleserlicher Hieroglyphen in die Hand.
    »Alle diese Akten brauch ich in den nächsten Tagen. Aber die Babsi find’t s’ net.«
    Kein Wunder! Denn da stand weder eine Aktenzahl noch ein Name, sondern die umgangssprachliche Bezeichnung der Akten, wie »Die Bleichen«. So hießen die in Langebichl umgewidmeten Gründe. Aber dazu musste man erst einmal wissen, wo »Die Bleichen« lagen, und dann auch noch den Ortsteil und die richtige Aktenzahl damit in Verbindung bringen. Wer allerdings wusste, woher sich der Name »Die Bleichen« ableitete, hätte wenigstens einen Hauch von Ahnung haben können. Denn früher war das heute dünne Rinnsal Wasser offenbar ein richtiger Bach gewesen, wo die Frauen die Wäsche gewaschen hatten. Und daneben auf der Wiese wurden große Wäschestücke, wie Bettlaken und Tuchentbezüge , in der Sonne zum Trocknen und Bleichen aufgelegt.
    Dorli grinste still in sich hinein. Wenn der gute Bürgermeister irgendwann einmal ihr Ablagesystem durchschaut hätte, das sie ihm mindestens fünf Mal erklärt hatte, dann hätte er im Computer die entsprechende Aktenzahl für »Die Bleichen« gefunden und der Schöne eine Chance gegeben, unter Langebichl und der Nummer den Akt zu finden. Der lieben Kollegin hatte sie das natürlich auch zigmal erklärt. Aber die würde das vermutlich nie kapieren. Beim Kofler gab es noch eine klitzekleine Restchance.
    Dorli schnappte den Zettel und verbrachte zwei Stunden damit, die entsprechenden Papiere zu suchen. Was gar nicht so einfach war, denn ein paar Ordner hatte die Schöne doch weggeräumt, allerdings irgendwohin, wo gerade Platz war. Schließlich häufte sich auf dem kleinen Transportwagen, den Dorli zur Aktensuche mitgenommen hatte, ein hübscher Ordnerberg. Sie klopfte an Koflers Bürotür, und erstaunlicherweise ertönte sofort ein forsches »Herein!«.
    »Benötigen Sie das kleine Besprechungszimmer? Wenn nicht, dann stelle ich die Akten so zusammen, wie Sie sie brauchen werden.«
    »Ma, bitte!«
    Dorli stapelte die Ordner nach den Codewörtern des Bürgermeisters zu Häufchen und legte zu jedem einen Zettel mit der Bezeichnung, sowohl der des Bürgermeisters als auch der mit der richtigen Aktenzahl.
    »Ich habe die Aktenzahl und den

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