Sautanz (German Edition)
sitze. Und de Erich wird vo beidem nöd wieder lebändig.«
»Das konnten Sie doch nicht ahnen«, entgegnete Lupo. »Und Sie hatten ja recht, dass Erich Smekal nicht beim Sturm über Bord gegangen war. Wer wäre denn auf die Idee gekommen, wie sich diese Geschichte entwickelt?«
»Trotzdem. Ich fühl mi so schuldig.«
Das fühlte sich Dorli auch. Hätten sie die Arbeit eingestellt, als Beat den Vertrag aufkündigte, würde Anja noch leben. Aber vielleicht auch nicht. War sie nur deswegen so ruhig gewesen, weil sie geplant hatte, ihrem Leben ein Ende zu setzen? War deswegen das Haus geputzt? Sie wäre der Typ dafür, der das getan hätte, nur damit sich die Leute nicht das Maul zerrissen. Hatte sie das alles nicht mehr wirklich berührt?
»Ich lueg jetzt noch emene guete Anwalt für de Lukas«, rief ihnen Beat Eberli noch zu, als er sich ins Auto setzte.
Den würde der Junge zweifelsohne brauchen.
Dorli zitterte wie Espenlaub, als sie hinter das Lenkrad rutschte.
»Wir müssen nach Wiener Neustadt zur Polizei. Leo Bergler muss zumindest überprüfen, ob es den Anruf überhaupt gab.«
Lupo nickte. Auch er wirkte angegriffen.
Bergler erwartete sie bereits.
»Tut mir leid. Ich bekam einen Funkspruch rein. War dringend. Wie ist es gelaufen?«
Lupo berichtete in dürren Worten.
»Ach du heilige Scheiße!« Bergler blickte verdattert drein. »Glaubt ihr, dass sie die Wahrheit gesagt hat?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau, die vorhat, sich den Schädel wegzupusten, noch lügt.« Dorli schlug mit der Faust auf den Tisch. »Könnt ihr das?«
»Nicht einmal, um ihren Sohn zu retten?«, hielt Leo Bergler dagegen.
Lupo räusperte seine Kehle frei. »Die Wahrheit werden wir vielleicht nie erfahren. Aber Sie könnten wenigstens überprüfen, ob es diesen Anruf von Erichs Handy auf die Festnetznummer der Smekals gegeben hat.«
»Und warum hat Natascha dann nicht mit Smekals Handy weitertelefoniert?«, fragte Bergler.
»Das habe ich Anja auch gefragt.« Dorli wischte sich über die Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass ihr ein Dampfhammer von innen gegen das Hirn wummerte. »Sie meinte, vielleicht war der Akku leer. Was eine logische Erklärung wäre.«
»Oder reine Phantasie«, meinte Lupo.
»Den Gedanken hatte ich auch.« Dorli wischte sich über die Augen. »Vielleicht kam der Anruf für Lukas ganz bewusst von ihrem eigenen Handy. Um ihn verdächtig zu machen.«
Bergler schüttelte den Kopf. »Vielleicht war alles auch ganz anders. Und der Anruf von Erichs Handy, so der denn wirklich stattfand, war auch nur Taktik im großen Rachefeldzug der Bergmanns gegen die Smekals. Tolle Schauspieler, herausragende Inszenierung.«
»Geht’s noch verwirrender?« Dorli war einfach fertig und wollte nur mehr nach Hause. »Wenn das der Plan der Bergmanns war, dann ist er richtig gut aufgegangen.«
»Allerdings. Ich werde tun, was ich kann, um Licht ins Dunkel zu bringen«, versprach Bergler.
»Vielleicht könnten Sie auch herausfinden, wo Erich Smekal normalerweise seinen Bootshaken auf dem Schiff verwahrte«, schaltete sich Lupo ein. »Bei unseren Freunden ist er so montiert, dass er nicht einfach mit einem Handgriff heruntergerissen werden kann. Man muss schon wissen, wie das geht.«
»Das ist wahr«, assistierte Dorli. »Wenn der so angebracht wäre wie bei Peters Boot, dann könnte man da bei Natascha schon einen Vorsatz zur Tat sehen und nicht nur begreifliche Erregung .«
»Wie gesagt, wir werden alles auf Herz und Nieren prüfen. Wir werden auch feststellen, ob sich die Neoprenanzüge in Smekals Boot befinden oder nicht. Wenn sie fehlen, würde das nichts darüber aussagen, wer sie zuletzt getragen hat. Befinden sie sich an Bord, stützt das eher die Version von Lukas. Es ist ja nicht so, dass der Fall jetzt klar auf der Hand liegen würde.«
»Danke.« Lupo stand auf. »Wir fühlen uns irgendwie mitschuldig an Anjas Tod.«
»Und daran, dass Lukas jetzt im Gefängnis sitzt«, ergänzte Dorli.
»Blödsinn«, widersprach Bergler. »Ihr habt doch nur die Fakten ausgegraben.«
»Wenn wir das nicht hätten, würde die Frau noch leben.«
»Wer weiß!« Bergler nickte Lupo zu. »Sie wissen überhaupt nicht, wann sie den Entschluss gefasst hat, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Oder was der Auslöser dafür war.«
Dorli reichte es jetzt. Sie sprang auf. »Komm, Lupo, gehen wir. Ich will nur mehr heim. Ich kann einfach nicht mehr.«
»Der Prozess wird spannend werden. Ihr werdet auf jeden Fall als Zeugen
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