Sautanz (German Edition)
Bademeister fuhr ihn an: »Und wenn i di no amoi vom Beckenrand springen siech , dann fliagst ausse !«
Dorli drehte sich zu Lupo.
»Soso, abg’soffen bin i also.«
Er grinste hinterhältig. »Mit a bisserl Nachhilfe halt.«
Dorli sprang ihn an, tauchte seinen Kopf unter Wasser und hielt ihn dort fest. Spuckend kam er wieder nach oben.
»Aber i hab di do …« Schon war er wieder untergetaucht.
»… rauszogen!«, ergänzte er, als er erneut auftauchte und verzweifelt nach Luft schnappte.
»Das wollte ich dir auch geraten haben. Was würdest denn ohne mi machen?«
Das war eine gute Frage. Lupo hatte sie sich auch schon gestellt. Mehrfach. Und war zu der Überzeugung gekommen, dass er ohne Dorli gar nichts mehr tun wollte. Die Frage war nur: Wie konnte er sie davon überzeugen, dass er sie den Rest seines Lebens an seiner Seite haben wollte? Oder, noch wichtiger, sie zur Erkenntnis bringen, dass sie das auch mit ihm wollte?
»Na was schaust denn jetzt so betropetzt ?«, fragte Dorli ungeduldig. »Hab i was Falsches g’sagt?«
Lupo zog sie aus dem Becken und reichte ihr ein Handtuch. Rubbelte ihr mit einem zweiten zärtlich über den Kopf.
»Oh nein. I wüsste wirklich nicht, was i ohne dich anfangen tät. Und jetzt komm, i spendier dir einen Drink. Und vielleicht ein Aspirin, damit dein Kopf wieder klar wird.«
Wobei, eine Dorli, die nicht ganz so klar denken konnte, war eigentlich auch ganz angenehm. Es war nur vermutlich seiner Gesundheit wesentlich zuträglicher, wenn er das für sich behielt.
47
In der Zelle war es fast dunkel. Lukas Smekal lauschte, ob sich irgendetwas rührte. Außer einem leisen Stöhnen aus der Zelle nebenan war nichts zu hören. Er stand auf, ging zu seinen Kleidern, die über dem einzigen Stuhl hingen, und nestelte daran herum. Nach einiger Zeit war es ihm gelungen, Hemd und Hose miteinander zu verknoten. Dann drehte er sie zusammen wie einen Strick, schob den Sessel unter das Fenstergitter und schlang das provisorische Tau um das Gitterkreuz. Er legte sich die Schlinge, die er gebildet hatte, um den Hals, stieß den Stuhl mit den Füßen weg und baumelte zuckend in dem Kleiderseil. Nach einer Weile wurden die Bewegungen langsamer und hörten dann ganz auf. Auf dem Tisch lag ein weißer Zettel, auf dem in Großbuchstaben stand: » ICH WAR’S NICHT «.
Dorli erwachte mit einem Schrei. Sie war klitschnass geschwitzt, und ihr Puls raste. Was hatte sie geträumt?
Es war dunkel im Schlafzimmer. Sie knipste die Nachttischlampe an. Heute war Dienstag, und sie musste wieder ins Amtshaus. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass es halb acht war. Mist! Um acht sollte sie ihren Dienst antreten.
Dann fiel ihr ein, was sie geträumt hatte, bevor sie aufgeschreckt war. Oh Gott! Was, wenn Lukas wirklich unschuldig war?
Sie musste Lore anrufen. Wie hieß noch gleich die alte Dame, die ihr erzählt hatte, dass ganz Katzelsdorf und Umgebung wusste, dass die kleine Bergmann Erich Smekal umgebracht hatte? Sie musste mit ihr sprechen. Dringend.
Zum Glück hob Lore ab. Um diese Zeit brachte sie die Kinder zur Schule, und im Auto ging auch sie nicht ans Telefon.
»Ich brauch dich. Und die Frau, die dir das über die Bergmanns erzählt hat.«
»Die alte Frau Sommer. Was willst denn von ihr?«
»Kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall mit ihr reden. Kannst du das arrangieren?«
»Wann?«
»Am besten sofort.«
»Muss ja dringend sein. I ruaf di an, sobald i sie erreicht hab.«
In der Zwischenzeit war Dorli in die Küche getrabt, hatte Idefix gefüttert und Kaffee aufgestellt. Dann flitzte sie blitzschnell in die Dusche und riss sich das verschwitzte Nachthemd vom Leib. Lauwarm geduscht, Haare geföhnt und den Bürgermeister angerufen.
»Tut mir leid, aber ich komme erst morgen.«
Sein »Wie stellen Sie sich das eigentlich vor, Frau Witzling?« hatte sie nicht beantwortet, sondern gleich wieder aufgelegt.
»Witzling« war seine neueste Verballhornung für ihren Namen. Dafür allein gebührte ihm ein weiterer Tag allein mit der Schöne!
Dorli biss eben in ihr Butterbrot, als sich Lore wieder meldete.
»Wenn du willst, kannst du gleich zur Frau Sommer fahren.«
Dorli schluckte den halb gekauten Bissen hinunter und unterdrückte mühsam den Würgereiz, als ihr der Brocken im Hals stecken zu bleiben drohte.
»Gut. Danke.«
Sie ließ sich von Lore die Adresse geben, trank noch einen Schluck Kaffee und raste los.
Frau Sommer wohnte bei ihrer Tochter. Ein altes Haus, aber wunderbar
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