Sautanz (German Edition)
und seine Männer?«, wandte sich Bergler barsch an den überheblichen Schönheitschirurgen.
»In Italien.«
»Seit wann?«
»Jedenfalls länger, als Sie die Detektivin vermissen.«
»Kann das jemand bestätigen?« Berglers Wut war fast greifbar.
Lupo war sich nur nicht sicher, wem sie galt. Den Leuten hier, die wie die drei Affen waren. Nichts sehen, nichts hören, nicht sprechen. Oder Dorli, die ihn dazu zwang, etwas zu unternehmen, was er nicht wollte. Oder der Situation ganz allgemein. Weil den Bergmanns wieder nichts zu beweisen war.
»Schön, wie Sie wollen. Dann komme ich später wieder. Mit einem Durchsuchungsbefehl, einem Trupp Polizisten, mit Spürhunden, und Sie alle begleiten uns auf die Wache, damit Sie dort Ihre Aussage machen.«
Bergler pokerte hoch. Doch sein Gegner stand ihm in nichts nach.
»Wie Sie meinen.«
Er drehte sich um und entließ seine Bediensteten mit einer eleganten Handbewegung. Dann stieg er langsam die Treppe hinauf.
»Frau Rosi, begleiten Sie die Herrschaften hinaus.«
Frau Rosi hatte hochrote Backen und eilte geschäftig vor ihnen her zum Eingang. Sie kam mit vor die Tür und gab Lupo zum Abschied die Hand. Bevor er sich noch wundern konnte, fühlte er einen gefalteten Zettel. Er schloss die Finger darum und steckte die Faust in die Sakkotasche.
Sie verließen das Grundstück. Draußen holte Lupo das Stück Papier heraus und entfaltete es. »Sie war um zehn Uhr hier« stand in ungelenken Buchstaben auf dem zerknüllten Blatt.
Wortlos reichte Lupo es an Leo Bergler weiter.
»Woher haben Sie das?«, fragte der mit zornbebender Stimme.
»Von der Haushälterin.«
»Aber gesagt hat sie nichts!«
»Die haben alle Angst«, flüsterte die Polizistin heiser. Dann nieste sie viermal hintereinander. Ihre Augen tränten.
»Sie gehören ins Bett«, stellte Lupo fest.
Sie winkte ab. »Bin nicht verkühlt. Allergie.«
Bergler wandte sich zu ihr: »Dann nimm ein Antihistamin und rotz uns nicht was vor.«
Toller Kollege. Dieser Bergler war doch echt ein Arsch. Was Dorli nur an dem Kotzbrocken fand?
»Und was jetzt?«, fragte Lupo, innerlich angespannt wie eine Saite kurz vor dem Reißen. »Dorli war definitiv hier. Jetzt ist sie wahrscheinlich schon weg. Vielleicht sogar in der Karre, die wegen mir vorne nicht rauskam und gewendet hat und die nirgends in der Garage oder auf dem Grundstück zu sehen war. Das mit dem Durchsuchungsbeschluss war ja auch nur eine leere Drohung, oder?«
Bergler nickte. »Mit dem, was wir in der Hand haben, nämlich ein paar unausgegorenen Vermutungen, beantragt mir kein Staatsanwalt einen Durchsuchungsbeschluss, und kein Richter stellt ihn aus. Aber jetzt zu dem Wagen. Was war das für ein Modell, welches Kennzeichen?«
Lupo zuckte schuldbewusst zusammen. »Ich weiß es nicht«, antwortete er kleinlaut. »Irgendein älterer Amischlitten. Und das Kennzeichen konnte ich nicht erkennen. Ich habe mich auf das Wageninnere konzentriert. Als mich der Fahrer sah, hat er in einem Bogen gewendet und war sofort außer Sicht.«
»Und Sie sind Detektiv?« Bergler schüttelte den Kopf.
»Mhm. Und ob Sie es glauben oder nicht, weder allwissend noch um Ecken sehend, noch kann ich übers Wasser gehen.«
»Aber ang’rührt .«
»Verdammt, haben Sie außer blöden Sprüchen sonst was im Repertoire?« Lupo schrie fast vor Frust.
»Erst mal fahren wir von hier weg. Wir treffen uns in Katzelsdorf, am Parkplatz vom griechischen Restaurant. Dort halten wir Kriegsrat.« Bergler wandte sich an die Jungspunde. »Einer von euch bleibt hier und überwacht unauffällig die Einfahrt, der andere übernimmt den Hintereingang. Und ich will wissen, ob da wer raus- oder reinfährt, und wenn ja, wer.«
Die jungen Männer verschwanden.
53
Als Dorli wieder aufwachte, war ihr kotzübel. Das Auto fuhr noch immer. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon in diesem stinkenden Kofferraum lag. Stunden? War noch Tag oder schon Nacht? Mussten die Arschlöcher nicht irgendwann tanken? Oder wenigstens pinkeln? Ihre Blase jedenfalls fühlte sich an, als würde sie gleich platzen. Vielleicht hatten die Scheißkerle getankt, als sie bewusstlos war.
Ihr fiel ein, dass die Entführer irgendwie mitgekriegt hatten, dass sie wach war. Wie das möglich war, entzog sich ihrer Kenntnis. Es galt also, sich so unauffällig zu bewegen, dass sie nichts merkten. Dorli blieb reglos liegen und tastete im Zeitlupentempo mit einer Hand den Teppichboden des Wagens ab. Nichts. Außer ihr lag offenbar gar
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