Sautanz (German Edition)
schuld!«, schrie Lupo Bergler an.
»So, jetzt hören Sie mir einmal zu!«, entgegnete dieser mit gefährlich leiser Stimme. »Nicht ich habe Dorli dazu gebracht, Detektiv zu spielen. Das waren schon Sie. Und im Gegensatz zu zwielichtigen Detektiven muss ich mich an Gesetze halten.«
Lupo setzte zu einer lautstarken Entgegnung an.
»Stopp!«, fuhr die Polizistin dazwischen. »Hört auf, euch zu befetzen ! Wenn wir Frau Wiltzing finden wollen, dann sollten wir alle unsere Energie ausschließlich darauf verwenden.«
Bergler nickte. »Sie haben vollkommen recht. Wo könnte sie sein? Im Haus vermutlich nicht mehr. Denn die Beamten dort haben keinerlei Anzeichen dafür bemerkt, dass jemand das Haus hätte verlassen wollen. Und Bergmann und seine Handlanger können nicht wissen, ob wir nicht doch mit einem Durchsuchungsbefehl zurückkehren. Das würde er nicht riskieren.«
»Die alte Dame hat doch was von einem Boot in Italien gesagt.« Lupo hatte sich relativ schnell gefasst. Den LKA -Schnösel niedermachen konnte er immer noch, wenn Dorli etwas zugestoßen war. Und Sandra, so hieß die Polizistin, hatte recht. Sie sollten ihre Energie bündeln, um Dorli zu finden.
»Ja, in Triest. Aber auch wenn es keine Kontrollen mehr an den EU -Grenzen gibt, ist es doch nicht so einfach, mit einer Geisel in ein anderes Land zu fahren.« Leo Bergler kratzte sich am Kinn.
Ich hoff, du kriegst dort die Krätze! Lupo schüttelte den Kopf. »Und wenn sie Dorli betäubt haben? Oder schon umge…« Nein, daran durfte er nicht einmal denken.
Bergler rief einen Plan in seinem Notebook auf. »Wenn sie nach Triest wollen, müssen sie bei Tarvis über die Grenze.«
»Und was ist, wenn sie über Ljubljana fahren? Das ist doch viel kürzer.«
»Dann müssen sie über Slowenien.«
»Na und? Dafür sind sie schneller da.«
»Okay. Wir werden verschärfte Kontrollen an den Grenzübergängen Spielfeld und Tarvis anfordern.« Bergler schlug entnervt auf das Lenkrad. »Wenn wir nur eine Ahnung hätten, was wir suchen. Wie das Auto aussieht, wohin sie fahren, wer die Typen sind. Wir agieren wie Blinde in einem dichten Wald.«
Wie die Polizei halt immer , setzte Lupo stumm hinzu. Gleichzeitig wusste er, dass er dem Mann unrecht tat. Der geschniegelte Affe war ihm zwar von Herzen unsympathisch, aber er hatte wirklich alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, um Dorli zu finden. Und er selbst war es, der sie in eine unmögliche Situation gebracht hatte. Er hätte damit rechnen müssen, dass sie wieder Extratouren unternahm. Damit nicht genug, hatte er nicht einmal den Wagen näher beschreiben können, der sie möglicherweise fortgebracht hatte.
»Okay. Und was machen wir jetzt?«, fragte Lupo ziemlich kleinlaut. Untätig auf seinem Arsch sitzen bleiben und warten, ob Dorli wieder von alleine auftauchte, konnte er nicht. »Ach was, egal, was ihr macht, ich fahr nach Spielfeld.«
»Und tun dort genau was?«, fragte Bergler zynisch. »Darauf warten, dass Sie jemand freiwillig in den Kofferraum schauen lässt? Bis Sie dort ankommen, sind die längst über alle Berge.«
Sein Telefon klingelte, er nahm ab. Nach einem kurzen Gespräch grinste er. »So, jetzt sind die italienischen Kollegen auch informiert. Aus dem Hafen in Triest kommt nicht einmal eine Maus raus, ohne sich zu identifizieren. Das Schiff heißt Aphrodite und liegt im Hafen. Sobald es Anstalten macht, diesen zu verlassen, wird es eine Routinekontrolle geben.«
»Das glauben Sie doch selber nicht. Die Itaker, also ich meine die italienische Polizei, ist ja noch lahmarschiger …« Lupo verlor den Faden. Mit jedem zweiten Wort beleidigte er seinen einzigen Verbündeten.
Bergler verzog sein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen.
»Ich weiß, was Sie von uns halten. Im Fall Smekal hatte das ja auch eine gewisse Berechtigung. Aber ich vertraue darauf, dass die italienischen Kollegen bei einer Entführung genauso rasch und effizient handeln wie die Österreicher.«
Dein Wort in Gottes Gehörgang! Lupos Stimmung schwankte zwischen schuldbewusst, verzweifelt und saugrantig. Mittlerweile wusste er nicht einmal mehr, auf wen er böse sein sollte. Auf sich, weil er Dorli da hineingezogen hatte. Auf Bergler, weil er sie nicht fand. Oder auf Dorli, die aus ihrem letzten lebensgefährlichen Abenteuer anscheinend nichts gelernt hatte.
»Wir fahren jetzt zu mir, und ich mach uns eine Kleinigkeit zu essen«, bestimmte Sandra. »A leerer Sack steht net.«
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Dorli, die in einer absolut
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