Sautanz (German Edition)
nicht versperrt. Er trat ein, Bergler klebte an seinen Fersen. Er konnte das Rasierwasser des Kerls riechen. Nicht einmal unangenehm, musste er zugeben. Und das machte ihn noch zorniger. Warum konnte der geleckte Pimpf nicht irgendeine furchtbare Schwachstelle haben? Wenigstens eine schiefe Nase oder eine Million Schuppen? Gegen den Superbullen, der aussah wie ein nordischer Gott in Armani, würde er nie eine Chance haben.
Als ob das jetzt nicht wurscht wäre. Er musste Dorli erst einmal finden!
In dem riesigen Schuppen standen sechs Oldtimer in den verschiedenen Stadien der Wiederbelebung. Lupo sah, dass Bergler seine Hand über die schöne rote Karosserie eines alten Ford Mustang gleiten ließ. Ja, der würde ihm auch gefallen.
»Der Wagen, der vorne rauswollte, fehlt.« In Lupos Stimme klang Resignation mit.
»Sag ich doch. So riesige Liegenschaften haben meistens mehr als einen Eingang.«
Lupo schenkte dem Beamten einen Blick, der den Boden in Brand gesetzt hätte, wäre er nicht aus Beton gewesen.
Lupo scannte jeden Zentimeter dieses Bodens mit Argusaugen. Wenn Dorli von hier weggeschafft worden war, dann sicher in einem Auto. Und da sie sonst keine Garage gesehen hatten, war der Wagen vermutlich hier geparkt gewesen. Er wollte schon aufgeben, da sah er aus dem Augenwinkel ein kleines dunkles Viereck unter einem Auto hervorlugen. Er bückte sich und hob das Ding auf. Es war die Hülle von Dorlis Handy!
»Hier!«, rief er Bergler zu. »Hier ist was.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass es Dorlis ist? Solche Dinger gibt es wie Sand am Meer.«
»Ja, aber keine, auf der sich ihr Neffe mit Kuli verewigt hat.«
Er zeigte Bergler die kleinen Vertiefungen, wo Peter seinen und Lillys Namen mit Kuli auf die dunkelblaue Lederhülle geschrieben hatte.
»Das reicht. Wir sollten dem Herren des Hauses einen Besuch abstatten.«
Der blieb bei seiner Aussage, dass er Dorli nicht gesehen hatte.
Leo Bergler drückte das Kreuz durch, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und erklärte: »Wenn das so ist, dann sollten Sie alle Angestellten zusammenrufen.«
»Und warum?«
»Weil Frau Wiltzing definitiv hier war. Wir haben etwas gefunden, das ihr gehört. Also wird sie ja irgendjemand gesehen haben.«
Bergmann zuckte nicht einmal mit einer Wimper.
»Und wer sagt, dass sie das, was Sie gefunden haben, nicht verloren hat, als sie schon mal hier war?«
»Weil wir wissen, dass sie es bis heute in ihrem Besitz hatte.«
Lupo wusste das keineswegs, er bluffte. Aber andererseits konnte er sich nicht erinnern, Dorlis Handy je ohne die Hülle gesehen zu haben.
Bergmann lächelte wie ein Hai.
Kalt bis in seine Scheißseele , dachte Lupo.
»Frau Rosi, rufen Sie die Leute zusammen. Sie sollen in die Halle kommen.«
Zehn Minuten später schritt Bergmann, gefolgt von vier Polizisten und Lupo, über die Treppe in die Eingangshalle.
»Wer fehlt?«, fragte Bergler.
Die Haushälterin meldete sich zu Wort. »Fritz Engelhofer und Matti Kranz.«
»Was ist mit den beiden Herren?«, erkundigte sich Bergler.
Die Hausdame blickte hilfesuchend zu Bergmann.
»Die beiden holen eine nicht gehfähige Patientin und bringen sie in die Klinik.«
»Wann werden sie dort eintreffen?«
Bergmann warf einen genervten Blick auf seine Breitling. »Irgendwann in der nächsten Stunde, schätze ich.«
»Okay, dann sorgen Sie bitte dafür, dass sie sich bei mir melden, sobald sie in der Klinik angekommen sind.« Und ohne eine Reaktion des Hausherren abzuwarten, wandte sich Bergler an die versammelten Hausangestellten.
»Wir vermissen die Kollegin des Detektivs.« Bergler deutete auf Lupo. »Sie waren beide schon einmal hier. Vielleicht haben Sie sie damals gesehen. Noch wichtiger für uns ist, ob Sie sie heute gesehen haben. Und zwar hier auf dem Grundstück. Wir wissen, dass sie hier war. Wir haben ein Beweisstück gefunden.«
Die versammelten Frauen und Männer blickten unbehaglich zwischen Bergler, Lupo und ihrem Brötchengeber hin und her.
»Überlegen Sie gut. Denn wenn Sie uns etwas verschweigen und Frau Wiltzing etwas zustößt, dann machen Sie sich möglicherweise der Beihilfe zu Entführung und Mord schuldig.«
»Ich bitte Sie!«, mischte sich Bergmann mit einem abfälligen Ton in der Stimme ein. »Wer sollte denn hier eine Frau entführen?«
»Jemand, der schon einen Mann umgebracht hat«, knurrte Lupo.
Die Leute sahen zu Boden, zum Fenster hinaus oder auf ihre Fingerspitzen. Keiner sagte ein Wort.
»Na gut. Und wo sind Ihr Vater
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