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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika A. Grager
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nichts im Auto. In der nächsten Kurve ließ sie sich auf die andere Seite rollen, sodass sie die Fahrerseite überprüfen konnte. Auch nichts. Doch dann erstarrte Dorli. Ihre Fingerspitzen ertasteten unter dem Teppich eine gerade Linie. Was war das? Es kam mit einer Gummitülle durch die Metallwand, die den Kofferraum gegen die Rücksitze abtrennte, und führte zur Innenverkleidung. Dorli fuhr langsam mit den Fingern hinterher. In jeder Kurve verlor sie den Kontakt und musste wieder von vorne beginnen. Aber eines war sicher: Hier verlief eine Leitung. Sie folgte der kleinen Erhebung mit den Fingerspitzen. In ihrem dröhnenden Kopf keimte eine klitzekleine Hoffnung auf. War das irgendetwas, das sie nutzen konnte?
    Plötzlich wurde der Wagen langsamer. Dorli erstarrte. Waren sie am Ziel? Wurde sie jetzt umgebracht? Sie hörte Gemurmel von vorne. Dann stoppte der Wagen. Etwas klapperte, und sie vernahm deutlich die typischen Geräusche, als der Tankstutzen in den Tank gehängt wurde und Treibstoff hineingluckerte. Also noch nicht am Ziel und sie nicht am Ende jeder Hoffnung. Kurz überlegte sie, ob sie sich irgendwie bemerkbar machen sollte. Doch dann siegte die Vernunft. Sie wusste ja nicht einmal, ob Tag oder Nacht war. Was, wenn keine Menschenseele außer den Gangstern in der Nähe war? Sie würden ihr nur umgehend die nächste Dosis des betäubenden Gases verpassen. Sie musste auf die nächste Gelegenheit warten und diese komische Leitung weiter erkunden.
    Der Tankvorgang war beendet. Das Auto setzte sich wieder in Bewegung. Allerdings beschleunigte es nicht besonders. Gleich darauf hielt es wieder an. Der Motor ging aus. Was hatten die vor?
    Die Türen schlugen zu. Sie hörte einen den anderen fragen: »Bist du sicher, dass die Alte noch weggetreten ist?«
    »Logo«, kam es zurück. »Beim ersten Mal hat sie wahrscheinlich nicht die volle Dröhnung gekriegt.«
    Schritte entfernten sich. Die gingen weg! Vielleicht war hier eine Raststation.
    Dorli richtete sich auf, tastete nach ihrem Schlüssel mit der angehängten LED -Lampe. Sie drückte auf den Einschaltknopf. Nichts geschah. Mist! Ausgerechnet jetzt gab dieses Zeug seinen Geist auf. Einen blöderen Zeitpunkt konnte sie sich kaum vorstellen. Egal, sie musste im Dunkeln tasten, wohin die Leitung führte. Jetzt, da sie nicht mehr durch die Gegend rollte, fiel es ihr um einiges leichter. Ihre Finger erspürten den Übergang von der Verkleidung der Seitenwand zum Heck. Nun wurde es spannend. Fast hätte Dorli aufgeschrien. Die Leitung führte zum Kofferraumschloss! Wenn das ein Auto war, das eine Fernöffnung mit Hebel für den Kofferraum besaß, dann musste sie das Anziehen dieses Hebels simulieren.
    Dorli benutzte ihren Hausschlüssel und versuchte die Verkleidung anzuheben. Wieder und wieder rutschte sie ab. Fuhr sich schmerzhaft über die Fingerknöchel, spürte es warm auf der Haut, als sie sich eine blutende Wunde riss. Egal, es wäre sicher weit schmerzhafter, was die mit ihr vorhatten, wenn sie es nicht schaffte, sich zu befreien.
    Endlich gelang es ihr, die Verkleidung wegzuheben und die Leitung zu fassen zu bekommen. Als sie eben daran ziehen wollte, hörte sie Stimmen und Schritte. Verdammt, zu spät! Die Männer kamen zurück.

54
    Lupo saß in Berglers Wagen und musterte den aufgeputzten Gockel. Der hing mit dem Telefon am Ohr über dem Lenkrad und tippte gleichzeitig irgendwas in ein Notebook.
    Na klar, der Pimpf konnte auch noch drei Sachen auf einmal erledigen. Aber Dorli finden, das konnte er nicht.
    Seit sie verschwunden war, waren fast vier Stunden vergangen. Da ihr Auto auch nicht aufzufinden war, hatte Bergler es zur Fahndung ausgeschrieben. Dorlis Beschreibung war ebenfalls an alle Polizeidienststellen gesandt worden. Doch es gab nicht die geringste Spur. Weder von ihr noch von ihrem Octavia noch von ihrem Handy.
    »Ist denn die Klinik durchsucht worden? Nichts leichter, als jemanden in einem Krankenhaus verschwinden zu lassen«, fauchte Lupo Leo Bergler an.
    »Wir haben die Dame am Empfang befragt. Mehr können wir nicht tun.«
    »Verdammt noch einmal, was können Sie denn eigentlich tun? Wozu kriegt ihr Heinis eigentlich euer Gehalt?«
    »Nur die Ruhe«, meldete sich die Beamtin vom Revier in Wiener Neustadt. »Wir unternehmen, was wir können. Aber Sie wissen sicher, dass eine Vermutung noch lange kein Beweis ist, nicht einmal ein Indiz.«
    »Sie haben leicht reden. Nur die Ruhe! Vielleicht ist Dorli gar nicht mehr am Leben. Und Sie sind

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