Savannen - Tierparadiese unserer Erde
Wanderdünen Europas bewundern, sondern auch zahlreichen seltenen Tier- und Pflanzenarten begegnen.
Im Sommer bedeckt Federgras (Gattung
Stipa
) schier endlos erscheinende Dünen. Das zur Familie der Süßgräser gehörende Gras gedeiht auf Böden, auf denen kaum eine andere Pflanze wächst. Seine Fortpflanzungsstrategie ist an die Lebensbedingungen der Steppe optimal angepasst: Die pfeilförmigen Samen der Gräser, die ein langes fedriges Ende aufweisen, sammeln sich – vom Wind befördert – an günstigen Stellen im Sand. Haben sie Halt gefunden, drehen sie sich mithilfe ihres fedrigen Endes tief in den Boden und verankern sich dort. Im Kiskunság-Nationalpark finden sich heute die größten Federgrasflächen in Europa.
Am Rand der Puszta liegen Feuchtgebiete, die ein Mekka für viele Vogelarten darstellen. Millionen Vögel nutzen den geschützten Landstrich als Brutplatz oder machen hier im Herbst und Frühling auf ihren weiten Flugreisen Rast. So kommt fast ein Drittel aller europäischen Säbelschnäbler (Familie
Recurvirostridae
) zum Brüten in die Puszta, da sie hier einen perfekten Futterplatz vorfinden: Als Nahrungsspezialisten sind sie auf warme, schlammige, salzhaltige Gewässer angewiesen, in denen sich Kleinkrebse und andere Wasserbewohner gut vermehren. Auch die selten gewordenen Großtrappen (
Otis tarda
) haben in der Puszta eine Heimat gefunden. Für diese Vögel ist der Nationalpark – ebenso wie für die vom Aussterben bedrohte Europäische Sumpfschildkröte (
Emys orbicularis
) – eines der letzten Verbreitungsgebiete.
Seitdem die Kiskunság 1975 zum Nationalpark erklärt worden ist, kehren immer mehr Tierarten zurück. Auch der Wolf, der noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum gewohnten Bild der Puszta gehörte, hat sich sein ursprüngliches Revier wieder erobert.
Steppenlemminge: grabefreudige Fluchttiere
Als Tier, das sich in Massen von einer Klippe ins Meer stürzt und kollektiven Selbstmord begeht, ist der Lemming, von dem es viele Arten und Gattungen gibt, in unseren Köpfen präsent. Die Wahrheit berührt dieser Mythos nur am äußersten Rand, nichtsdestotrotz ist die Lebensweise des Steppenlemmings (
Lagurus lagurus
) eine sehr spannende Angelegenheit.
Ausgedehnte Gangsysteme
Der Lebensraum der Steppenlemminge sind die halbtrockenen Wermutsteppen von der Ukraine bis nach China. Dort herrschen Schwarzerdeböden oder andere grabfreundliche Bodentypen vor. Steppenlemminge leben in riesigen Kolonien. Ihre Behausungen bestehen aus unterirdischen, bis zu 90 cm tiefen Gang- und Höhlensystemen. Die Geburts- und Aufzuchthöhlen liegen etwas höher als die Wohnhöhlen. Der obere Bereich ist durchzogen von Fluchtgängen, in die sich die Tiere zurückziehen, wenn sie bei der Nahrungssuche von Fressfeinden überrascht werden. Zu diesen gehören vor allem Greifvögel wie Eulen sowie Iltisse. An der Oberfläche führen so genannte Laufstraßen zu den Fluchttunneln, so dass die Steppenlemminge, die im hohen Steppengras Orientierungsschwierigkeiten haben, im Notfall leicht den schnellsten Weg zu den Eingängen der Fluchthöhlen finden können. Diese Laufstraßen werden durch die häufige Nutzung ausgetreten. Größere Hindernisse werden entfernt.
Perfekt angepasst
Steppenlemminge sind 8 – 12 cm lang. Bis auf die Fußsohlen sind sie mit dichtem Fell bedeckt, das auf der Oberseite graubraun und mit einem langen schwarzen Aalstrich versehen ist. Die Seiten sind hellbraun, während die Unterseite gelblich weiß gefärbt ist. Durch ihre Tarnfarbe sind Steppenlemminge bei Bewegungslosigkeit aus der Luft nicht auszumachen. Das fettige Fell ist wasserabweisend, so dass die Tiere bei feuchter und kalter Witterung nicht so schnell auskühlen. Dank ihrer Körperform können sie schnell durch das Steppengras und ihre Gangsysteme rennen, ohne hängen zu bleiben.
Die Nahrung der Steppenlemminge ist rein pflanzlich. Sie ernähren sich von Kräutern, Gräsern, Pflanzenzwiebeln und -knollen, Sämereien und Getreide. Ein Teil der Nahrung wird getrocknet und als Wintervorrat gelagert. Konflikte mit der Landwirtschaft treten vor allem an den Grenzen zwischen Steppenlandschaft und landwirtschaftlich genutzter Fläche auf, da bei verstärktem Auftreten große Teile der Ernte vernichtet werden können.
Um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten, verbrennen die Tiere viel Energie. So sind sie gezwungen, alle paar Stunden Nahrung zu sich zu nehmen, auch nachts. Deshalb halten Steppenlemminge keinen
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