Savannen - Tierparadiese unserer Erde
wirft die Giraffenkuh ein einziges Kalb, das bereits 100 kg wiegt und aus einer Höhe von 2 m auf den Boden stürzt. Schon nach einer halben Stunde hat es sich aufgerappelt und kann seiner Mutter folgen. Manchmal bilden sich in einer Herde »Kindergartengruppen«, die oft von mehreren Weibchen verwahrt werden. Falls die Jungtiere angegriffen werden, wehren die Weibchen den Räuber mit kräftigen Huftritten ab; dennoch fallen immer wieder Jungtiere Löwen und Hyänen zum Opfer. Wenn die jungen Männchen heranwachsen, kann man oft beobachten, wie sie ihre Rangordnung innerhalb der Gruppe durch »Halsdrücken« feststellen. Geschlechtsreif werden Giraffen mit drei bis fünf Jahren, ausgewachsen sind sie jedoch erst mit acht bis zehn Jahren.
Warum werden Giraffen nicht ständig ohnmächtig?
Langhalsige Tiere wie Giraffen stehen vor dem schwierigen Problem, für eine konstante Durchblutung ihres Gehirns unabhängig von ihrer Körper haltung sorgen zu müssen. In aufrechter Haltung befindet sich ihr Kopf 4 – 5 m über dem Erdboden und mehr als 2 m über dem 12 kg schweren Herzen. Sie müssen vermeiden, dass ihnen das Blut beim Senken des Halses, z.B. beim Trinken, in den Kopf schießt und beim Wiederaufrichten in der unteren Körperhälfte versackt, so dass sie wegen Mangeldurchblutung des Gehirns ohnmächtig werden. Um dieses Problem zu bewältigen, haben Giraffen ungewöhnlich dicke, muskulöse Arterienwände entwickelt, und ihre Venen – besonders die großen Halsvenen – sind mit stabilen Ventilklappen ausgestattet, um ein Versacken des Blutes zu verhindern.
Giraffengazellen: schlanke Schönheiten
Gazellen gelten als zierlich, schlankbeinig und großäugig, und auch Giraffengazellen oder Gerenuks (
Litocranius walleri
) entsprechen diesem Bild. Ihr auffälligstes Merkmal ist ihr langer, schlanker Hals, dem sie ihren deutschen Namen verdanken. Die Männchen, die eine Widerristhöhe von ca. 1 m und ein Gewicht von 50 kg erreichen können, tragen geringelte leierförmige Hörner; die Weibchen sind kleiner und ungehörnt.
© istockphoto.com/4FR
Bei den Giraffengazellen tragen nur Männchen Hörner.
Eine exklusive Futterquelle
Giraffengazellen sind in den Dornbuschsteppen und Trockenwäldern im Horn von Afrika, d.h. in Äthiopien, im Nordosten von Kenia und in Somalia, zu Hause. Diese grazilen Gazellen gehören wohl zu den Hornträgern mit dem geringsten Wasserbedarf. Sie decken ihren Flüssigkeitsbedarf in der Regel über ihr Futter und konnten so auch Trockengebiete als Lebensraum erschließen.
Giraffengazellen ernähren sich von jungen Blättern, Schösslingen, Knospen und Blüten. Dabei bevorzugen sie Akaziengewächse; Gras und krautige Pflanzen werden nur selten verzehrt. Fast einzigartig ist, dass sie sich beim Laubäsen auf die Hinterläufe stellen und ihren Schwerpunkt so gut ausbalancieren können, dass sie keinen zusätzlichen Halt brauchen. Dank ihrer langen Beine bei gestrecktem Hals eröffnen sie sich Nahrungsquellen in 2 – 2,6 m Höhe. Dort haben sie die exklusiven Futterrechte: Andere Antilopen reichen nicht so weit hinauf, und Giraffen beugen sich nicht so tief hinunter.
Sicher in der Herde
Giraffengazellen sind gesellig, bilden aber anders als viele Antilopenarten nur kleine Herden von vier bis zehn Tieren (Weibchen mit Kälbern), die von einem Bock angeführt werden. Die Herden sind standorttreu; ältere Böcke sind territorial und besetzen ein Revier, das mit 130 –340 ha größer als das von anderen Gazellenarten ist. Dieses Revier wird von den erwachsenen Tieren markiert. Jüngere Männchen werden von den Altböcken vertrieben und finden sich zu Junggesellentrupps zusammen, bis sie alt und kräftig genug sind, selbst ein Revier zu erobern und sich einen Harem zuzulegen.
Giraffengazellen sind sie sehr wachsam. Erwachsene Tieren fallen vorwiegend Leoparden zum Opfer; Jungtieren können Servale, Karakale und Kampfadler gefährlich werden. Die Herde bietet Schutz, da die Gruppe ständig nach Feinden Ausschau hält. Dabei sind die Augen und Ohren dauernd in Bewegung. Warnlaute sind ein Summen oder Pfeifen.
Giraffengazelle
Litocranius walleri
Klasse Säugetiere
Ordnung Paarhufer
Familie Hornträger
Verbreitung Äthiopien, Nordosten von Kenia, Somalia
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 140–160 cm
Gewicht 30–50 kg
Nahrung Blätter, Schösslinge, Knospen, Blüten
Geschlechtsreife Männchen mit 18 Monaten, Weibchen mit 9
Tragzeit 6–7 Monate
Zahl der Jungen 1
Höchstalter 10–12
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