Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
angreifen, der herkam, um zu verhandeln? Dann bestätigt ihr nur das, was man über euresgleichen denkt.“
„Also was ist mit unseren Forderungen?“ Arthol kehrte zu seiner vorherigen Haltung zurück.
„Lasst die Gefangenen frei.“ Alle lachten laut und schallend, doch Arthol ließ den Hexer keine Sekunde aus den Augen.
„Ach? Und dann werdet ihr all unsere Wünsche erfüllen? Wie amüsant! Welchen Pfand hätte ich dann noch?“
„Mich!“ Arthols Antwort kam blitzschnell und trocken. Lautes Gemurmel machte sich breit. Selbst Anectis wirkte für einen Moment überrascht. Der Kreisführer Liyiells bot sich als Geisel an, im Austausch für drei einfache Magier.
„Ein verlockendes Angebot, dem ich gestern sicher noch nachgekommen wäre, aber ich muss zugeben, dass ihr mir damit mein neues Haustier nehmen würdet, dessen erste Erziehungsschritte doch sehr anstrengend waren.“ Er winkte einen Mann heran und flüsterte ihm etwas zu. Der Mann nickte und drängte sich geschwind zwischen den anderen durch.
„Also meine Antwort lautet: nein!“ Damit hatte Arthol nicht gerechnet. Anectis nahm beiläufig einen Becher Wein und trank einen Schluck.
„Hm, ich frage mich, was euch so wichtig ist oder welcher von den dreien. Ist sie eure Frau? Eine hübsche kleine Wildkatze, da stimme ich euch zu. Oder ist der Junge etwa euer Sohn? Oder ist es der sture Hund, der nicht hören will?“ Die Krieger bildeten eine Gasse, durch die Savinama an einem Strick gezogen wurde. Er geriet durch den langen Saum des Mantels regelmäßig ins Stolpern.
„Savinama“, stieß Arthol erleichtert aus. Die Männer hielten ihn an den Schultern fest, als er neben Anectis stand.
„Dieser lebt noch und auch die anderen erfreuen sich bester Gesundheit. Und ich frage mich, was ich als Austausch für weitere Erziehungsmaßnahmen an Forderungen stellen könnte.“ Savinama zog eine Augenbraue hoch und sagte:
„Benehmen, das eure Mutter bei eurer Geburt vor Schreck wohl vergessen hat, weil sie euch mit einem Isgrin verwechselte.“ Anectis verdrehte die Augen und wirkte fast schon lässig, als er antwortete.
„Sitz!“ Savinama biss sich auf die Unterlippe und zu Arthols restloser Überraschung ging er auf die Knie, doch er konnte den Hass und die Wut in den Augen des Freundes sehen. Der Kreisführer wusste nicht, was Anectis getan hatte, um diesen stolzen Mann zu so etwas zu bewegen. Es musste gravierend sein.
„Seht ihr Kreisführer? Für den Anfang nicht schlecht. Und nun würde ich euch bitten mein Lager zu verlassen und erst zurückzukehren, wenn ihr bereit seid auf unsere Forderungen einzugehen.“
Arthol starrte wieder Savinama an und saß dann unter lautem Gelächter auf. Keiner konnte ahnen, wie schwer es ihm fiel, in diesen Ort zu verlassen, doch er hatte alles nötige gesehen und erfahren. Die Freunde lebten und er hatte einen Einblick ins Lager bekommen.
Stunden später hockte Savinama wieder auf seinem Platz. Arthol war hier gewesen, dies schien ihm neue Kraft zu geben. Keinen Millimeter bewegte er sich, fast als wäre er mit dem Boden verwachsen. Den Kopf zwischen die Beine gelegt sah es aus, als würde er im Sitzen schlafen. Der Magier war jedoch hellwach. Während nach und nach der Gesang und das Gelächter im Lager erstarben machte er seinen Geist frei, ließ ihn wandern durch den Staub, in die Winde und zum nicht weit entfernten Meer. Am Rande huschte immer wieder die kalte Wut entlang. Dass ihn ausgerechnet Arthol so sehen musste, hatte ihn sehr verletzt und gekränkt. Savinama musste sich immer wieder zur Ordnung rufen und so dauerte es fast bis zum Morgengrauen, ehe er seine Energien soweit im Griff hatte, dass er in der Lage war die magischen Endpunkte des Bannes, der ihn umgab, zu ergründen.
Die ersten Männer waren im Lager unterwegs, schürten die Feuer und holten Wasser für die Morgenwäsche. Der Nebel zog in sanften Schwaden zwischen den Zelten entlang, während die Sonne langsam empor stieg. Savinamas gleichmäßiger Atem stieg in kleinen Dampfwölkchen auf, als er sich endlich erhob. Sein Blick wirkte abwesend. Die Konzentration der Nacht, das Zusammenziehen all seiner Gedanken und Gefühle hatten ihn auf die richtige Spur geführt und er hatte gefunden, was er suchte. Den Ursprung dessen, was ihn lähmte. Er befand sich in unmittelbarer Nähe. Sein Blick suchte gezielt den Boden ab. Kaum sichtbar, wenige Zentimeter von dem Pfahl entfernt, erkannte er kleine Mulden in Kreisform um ihn herum. Sie hatten
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