Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Not rollte er sich auf der Decke zusammen, die Hände schützend über den Kopf gelegt und blieb einfach liegen.
28.
Arthol schritt die Reihen seiner Männer entlang und blieb in der Mitte stehen.
„Ihr wisst, was es heißt, wenn wir Anectis angreifen. Wenn jemand von euch verletzt wird, kann keine Magie – und sei sie noch so stark – eure Verletzungen heilen, denn das Lager dieses Packes wird von einem mächtigen Bann umschlossen. Ich werde keinen verurteilen, der es vorzieht zu seiner Familie zurückzukehren, egal ob ihr Krieger Natriells oder Liyiells seid.“ Leises Murren kam auf, doch Arthol erkannte in den Gesichtern der Männer und Frauen, dass niemand gehen würde. „In diesem Lager werden zwei unserer Freunde gefangen gehalten und nicht zuletzt…“ Er schwieg kurz und fasste besonders die Magier der Kreise ins Auge. „Nicht zu vergessen den zukünftigen Kreisführer Liyiells.“
Arthol wusste nicht, welche Reaktion er erwartete, doch die absolute Stille, die nun über dem Land lag, ließ sogar ihn kurz schaudern. Man hätte ein Isgrin atmen hören können. Von den Gesichtern ganz zu schweigen.
„Kreisführer…?“, rief endlich jemand. Arthol winkte ab.
„Meine Freunde, ich bin schon lange in diesem Amt und jeder weiß, dass der letzte Kampf mich einen Teil meiner Gesundheit gekostet hat.“
„Ihr wollt sagen, dass ihr Savinama zu eurem Nachfolger ernennen wollt?“ Die Frage kam von einem der Kreismitglieder Liyiells. Es schwang darin keine sonderliche Begeisterung mit. „Einen Kreis führt man bis zum Lebensende, Arthol Resas. Niemand muss euch an euren Eid erinnern. Eure Zeit ist noch lange nicht gekommen.“ Eine Frau trat nach vorne und blickte verärgert:
„Savinama ist ein Fremder, der in vielen Dingen handelt wie ein junger Schüler. Die Aufgaben des Servas sind anspruchsvoll.“ Arthol blickte sie erstaunt an. Doch immer mehr Stimmen wurden laut, die gegen seine Entscheidung wetterten. Karaz trat nun ebenfalls vor die Reihen und verbeugte sich.
„Bei allem Respekt, ehrenwerter Kreisführer, ich kenne Savinama und es fällt mir nicht leicht gegen einen Freund zu sprechen. Ich bin sicher, dass er einmal fähig sein wird dieses Amt auszufüllen, aber so wie die eure ist es auch noch nicht seine Zeit.“ Arthol lachte, wenn auch etwas gequält.
„Ich sprach nicht vom heutigen Tage.“ Die Erleichterung in den Gesichtern sprach Bände. Es war nicht unbedingt der Unglaube an Savinama, es lag schlicht daran, dass Arthol einer der fähigsten Kreisführer war, die das Land je leiteten. Freundlich im Auftreten und immer auf Gerechtigkeit bedacht. Er machte keinen Unterschied in den Rangpositionen, für ihn bedeutete jeder gleichviel und deswegen sahen viele in ihm einen Vater. „Nun denn, ihr habt Zeit bis nach Sonnenuntergang eure Entscheidungen zu treffen, doch bedenkt jede Seite, nicht nur meine.“ Und damit verließ er die Runde.
Arthol zog sich ans Ufer eines nahen Baches zurück, wo er das Kinn auf den Knauf seines Schwertes stützte, als er sich in das karge Gras niederließ.
Nachdenklich verlor sich sein Blick in der Weite. Die Entscheidung, Savinama zu seinem Serva zu ernennen, reifte schon länger in ihm, aber der Protest gegen den Freund war laut gewesen und gab ihm zu denken. Manchmal wünschte er sich keine Entscheidungen fällen zu müssen. Arthol dachte daran, wie sich der Freund verhielt, wenn er unterrichtete und andere ihn um Hilfe baten. In diesen Momenten strahlte Savinama Ruhe, Freundlichkeit und Offenheit aus. In vielen Dingen erinnerte er ihn dabei an sich selbst.
Die Gegenseite durfte er jedoch nicht außer Acht lassen. Seit Ineanas Tod fiel der Magier von einem Hoch ins nächste Tief. Arthol spürte, dass der Vigil näher an seiner Oberfläche kratzte als jemals zuvor. Doch Savinama zu seinem Nachfolger zu bestimmen hielt Arthol für völlig richtig. Er lehnte sich zurück und blickte zum Himmel hinauf.
„Lasse mich das Richtige tun“, sprach er zu sich selbst.
29.
Savinama lag den ganzen Nachmittag auf der Decke, gab kein Lebenszeichen von sich und rührte weder Wasser noch Nahrung an. Irgendwann kam einer der Männer zu ihm und stieß ihm in die Seite um zu sehen, ob er noch lebte. Die einzige Reaktion Savinamas war ein kurzes Öffnen der Augen, ehe der Magier den Mantel fester um die Schultern zog und sich umdrehte, sodass er mit dem Rücken zum Lager lag. Der Kämpfer zuckte mit den Schultern und schritt zu seinen Kameraden zurück.
Anectis
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