Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
dieser Kraft nicht mächtig waren, lachten sie aus.
Es war der Tag der Sonnenwende, als Ineana etwas fühlte.
Langsam kam sie aus dem Haus und schaute gedankenverloren in die Weite. Es war nur ein Streifen gewesen, ein kurzer Hauch, weniger als ein Atmen.
„Savinama?“, flüsterte sie leise. Doch sie erhielt keine Antwort. Nirgendwo erschien die vertraute Gestalt, das Leuchten seiner schwarzgelben Augen.
Die Priesterin seufzte enttäuscht und wollte sich schon abwenden, als sie es wieder fühlte, einem Wispern gleich. Jeras trat an ihre Seite.
„Mama, was ist mit dir?“
„Scht!“, sagte sie energisch. Ja, da war es wirklich, ein Wirbel, der sich kurz auftürmte und dann in seinem Aufbau wieder verlor.
„Da braucht jemand Hilfe“, rief Jeras erschrocken.
„Du kannst es auch fühlen?“
„Sicher. Komm, lass uns die Pferde holen.“ Zusammen rannten sie zu den kleinen Stallungen und nur wenige Momente später preschten sie den Hang hinunter.
Immer wieder mussten sie anhalten, um die schwachen Ströme spüren zu können, die ihnen den Weg wiesen. Ineana blickte voraus.
„Ich weiß, wo wir hin müssen.“ Sie trat ihrer Stute in die Flanken, legte sich flach über den Hals und ließ sich vom Instinkt des Tieres sicher durch den Wald an den Bäumen vorbeileiten. Am See angekommen sprang sie hastig ab, rannte ans Ufer und drehte sich im Kreis. „Wo ist er, verdammt?“ Jeras hob die Hände und konzentrierte sich.
„Hier lang.“
Er eilte ein Stück nach links, wo die Böschung etwas steiler wurde und rutschte hinunter.
„Bei allen, Savinama! Vigil, hört ihr mich?“
Vor ihm, halb auf dem Land, lag der Wächter, seitlich im seichten Uferschlamm. Er war völlig durchnässt und sah aus, als habe er versucht mit letzter Kraft aus dem Wasser zu kommen. Der einstmals weiße Mantel war grau und braun. Der junge Magier ging in die Knie und zog ihn unter den Schultern empor. Deutlich konnte er spüren, dass der Körper unterkühlt war. Hastig zog er seinen Mantel aus und legte ihn über den Freund. „Mutter hier, schnell ich brauche Hilfe.“
Er ließ sich neben ihn fallen und drückte den Mantel fester um ihn herum. Ineana kam die Böschung herunter, sie fiel mehr als sie lief. Vor lauter Schwung wäre sie fast ins Wasser gefallen. „Oh nein.“
„Er lebt, gib mir deinen Mantel“ Die Priesterin zog ihn hastig aus und reichte ihn ihrem Sohn, der ihn ebenfalls über den Wächter breitete.
„Ecares Vigil, ich bitte euch, kommt zu euch“, sagte Jeras. Kaum merklich bewegte Savinama den Kopf, hob minimal die Lieder. Jeras ergriff seine Hand und drückte sie fest. „Ihr seid in Sicherheit und bei Freunden.“ Der junge Magier schaute seine Mutter an. „Schnell reite zu Arthol und hol Hilfe. Wir schaffen das nicht allein, dafür ist er zu schwer und er ist wieder bewusstlos.“ Ineana zögerte, doch endlich riss sie sich los und wenige Minuten später konnte Jeras hören, wie ein Pferd davonjagte.
Behutsam zog er den zweiten Mantel höher und bettete Savinamas Kopf in seinen Schoss. „Es wird Hilfe kommen, haltet durch.“ Sein Blick fiel auf Savinamas Hände, dann in sein Gesicht. Nirgendwo entdeckte er Spuren jener schwarzen Adern. „Was ist euch nur geschehen?“ Eine gefühlte Ewigkeit später kamen Arthol und Ineana zu ihm herunter, dicht gefolgt von weiteren Helfern, die eine Trage mitbrachten. Arthol schien geschockt. „Wir bringen ihn sofort in die Schulen. Hervas“, wies er die Helfer energisch an.
Als der Heiler das Zimmer verließ, machte er ein verärgertes Gesicht.
„Konntet ihr helfen?“, fragte Arthol mit gedämpfter Stimme.
„Wie soll man jemandem helfen, der so verschlossen ist, dass nicht mal eine Fliege Einblick in seinen Geist bekommen könnte?“ Er hob den Beutel vom Tisch und warf ihn über die stämmige Schulter. „Davon abgesehen hat er nichts, was Schlaf und Ruhe nicht wieder heilen könnten. Ihr solltet diesen Magier für Dummheit bestrafen, Kreisführer. Wie kann man seine Energien nur so aufbrauchen? Ansonsten wird euer Freund noch lange erhalten bleiben.“ Der Heiler stapfte schwer ächzend die Stufen hinunter und brummelte unentwegt in seinen lockigen, roten Bart. Ineana atmete erleichtert auf. Zusammen mit den anderen Freunden betraten sie den Raum.
„Wir sollten ihn schlafen lassen“, flüsterte Arthol und betrachtete das aschgraue Gesicht des Vigils. Die Priesterin setzte sich auf die Kante des Bettes und nahm das Tuch von der Kommode. Sanft tupfte
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