Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
sie ihm Schweißperlen von der Stirn.
„Ich werde bei ihm bleiben, bis er wieder wach ist.“ Fast als habe er es gehört, bewegte Savinama leicht die Hand, hob schwerfällig den Kopf und öffnete ein wenig die Augen. Ineana ergriff den Becher mit Wasser und half ihm sich aufzusetzen. Vorsichtig umfasste er ihre Hand und nahm einen Schluck. Sie lächelte. „Schlaft Savinama, damit ihr schnell wieder zu Kräften kommt.“ Nun sah er sie direkt an. Die Priesterin hatte das Gefühl die Zeit bliebe stehen. Hastig suchte sie die ihr so vertrauten Ströme, suchte die fragenden Stimmen und fand nichts. Arthol sah im Gesicht der Priesterin Fassungslosigkeit aufkommen.
„Savin?“, schluchzte sie und legte eine Hand auf seine Wange.
„Nur müde...“, erklang es kaum hörbar und er ließ sich zurücksinken.
„Aé, ehrenwerter Magier, dann schlaft.“ Ihre Stimme klang gepresst. Ineana sah ihn noch einen Moment an, dann sprang sie urplötzlich auf, drehte sich um und rannte aus dem Zimmer.
„Mama!“ Arthol fasste Jeras am Arm und hielt ihn zurück.
„Lass sie!“
„Aber was ist mit ihr? Sie weint und sollte doch glücklich sein, da der Ecares Vigil zurück ist.“ Arthol legte eine Hand auf Jeras‘ Schulter und betrachtete den schlafenden Mann. „Wenn mich meine alten Sinne der Magie nicht täuschen, mein Junge, ist es nicht der Wächter, der hier anwesend ist und ich glaube, er hat deine Mutter nicht erkannt.“
Zwei Tage später hatte sich Savinama soweit erholt, dass er aufstehen konnte und Arthols Verdacht bestätigte sich.
Ineana konnte es bereits an jenem Tag in seinen Augen sehen. Die Augen eines Wolfes hatten sich verwandelt. Das leuchtende Gelb mit dem schwarzen Rand war einem intensiven und warmen Bernsteinton gewichen, durchsetzt von kleinen, dunklen Punkten. Die Farbe war weiterhin einmalig, strahlte eine unglaubliche Ruhe und uraltes Wissen aus, stand jedoch im totalen Kontrast zu seinem Träger. Seine Lieblingsfrage bestand aus einem „Non ver?“, obwohl man ihm immer wieder sagte, wie es in der Sprache der Magier ausgesprochen wurde: Warum? Savinama blieb beharrlich bei seiner Wortwahl. Der intensive, schwere Akzent war geblieben, doch schienen sich seine übrigen Erinnerungen als Wächter in Luft aufgelöst zu haben. Arthol bot ihm an in den Hallen zu bleiben, bis seine Erinnerungen zurückgekehrt waren und Savinama nahm es an. Im Ganzen gestaltete sich der Alltag nicht einfach. Er begann ständig Diskussionen über den Sinn von alltäglichen Tätigkeiten, die man ihm erklärte. Besonders auffallend war sein respektloses Verhalten gegenüber Autoritätspersonen. Dies führte immer wieder zu kleinen Streitigkeiten. Einige Lehrer begannen sich beim Kreisführer über den ungehobelten, fremden Mann zu beschweren und oft saß Arthol abends vor dem Kamin und überlegte, ob es nicht besser wäre Savinama zu erzählen, wer er war.
Ineana blieb den Hallen fern. Sie konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Sie ahnte, dass sie schuld an diesem Zustand war. Natürlich schellte sie sich selber eine dumme Gans, aber sie konnte es nicht verwinden, dass jener Mann, den sie so sehr liebte und der der Vater ihrer Tochter war nicht mehr als eine Fremde in ihr sah.
Shorbo besuchte die Priesterin und erklärte ihr, dass sie es dabei belassen sollte. Er machte er ihr deutlich, dass die Alternativen nicht das waren, was sie hätte sehen wollen.
Arthol entdeckte an dem ehemaligen Wächter ein hohes Interesse an Wissen und als er ihm die großen Bibliotheken Liyiells zeigte, schien er endlich etwas gefunden zu haben, mit dem er den Freund begeistern konnte. Savinama saß oft stundenlang mit den Büchern auf dem Balkon, wenn es das Wetter zuließ, vertiefte sich in mathematischen und wissenschaftlichen Gleichungen und kaute gedankenverloren auf seiner Feder. Der Kreisführer konnte sich nicht daran erinnern je gesehen zu haben, wie jemand in einem solchen Tempo komplizierteste Formeln verstand, indem er logische Schlussfolgerungen zog.
„Er liest die Bücher nicht, er saugt sie regelrecht auf“, meinte Arthol eines Tages zu Shorbo, der für ein paar Tage auf Arthols Bitte hin nach Liyiell gereist war.
„Nun, ich denke, in seinem Unterbewusstsein ist das Wissen des Wächters noch da. Die Art wie er steht oder sich bewegt wirkt alt, ganz eigen, und mit dem Lernen will er das unterbewusste Wissen in ein Oberbewusstes holen.“ Arthol stand auf dem großen Balkon seiner privaten Zimmer und lehnte den Rücken
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