Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Flocken wurden dichter und der Wind trieb den Schnee die Stufen hinauf.
„Eure Fragen könnt ihr euch schenken. Ich werde ein Verfahren gegen euch beantragen: Missachtung eines Meisters… hört ihr mir überhaupt zu?“, keifte er Savinama an, der den Kopf zurückgelegt hatte, den Wind über die Haut streifen ließ und die kühle Luft einsog. Es schien, als wäre er weit fort und würde seine Umgebung nicht mehr registrieren. Langsam hob er eine Hand und betrachtete eine Flocke, die hinein fiel. Wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal das Wunder des Winters erlebte. Etwas zog in seinem Inneren, berührte seinen Geist, seine Gedanken. Fremde Stimmen, ganz leise, doch so vertraut.
Alle Schüler wandten sich wie automatisch ihnen zu. „Er mag den Schnee“, kicherte ein Mädchen. „Pevore dafür umso weniger.“ Jeder konnte sehen, wie der Meister mit wilden Gesten auf Savinama einredete. Doch plötzlich flutete eine Energiewelle mitten durch sie hindurch und ein Stück vor der Treppe erschienen innerhalb von Sekunden ein Leuchten und darin ein Mann. Er trug einen schwarzen Mantel und augenblicklich zog er die Hände nach vorne.
„Wer?“ Weiter kam Pevore nicht, denn mit Entsetzen sah er, wie der fremde Magier die Energien sammelte. Es war unverkennbar, dass er sie angreifen wollte. Einen Liedschlag lang kreuzten sich die Blicke Savinamas und dem Mann mit den strahlend blauen Augen und dem blonden Haar. Dann kam eine Feuerkugel auf sie zugeschossen. Savinama stieß den Lehrer blitzschnell zur Seite, so dass dieser strauchelte und sich auf den Hosenboden setzte.
Savinama zog beide Hände hoch, bevor ein weiteres Licht den Schnee durchbrach und einen Gegenstand formte. Er griff mit beiden Händen zu, machte einen halben Schritt zurück, um sicheren Halt zu haben und ließ den Angriff an dem goldweißen Stab explodieren.
Alle schrien entsetzt. Doch als sie wieder etwas sehen konnten, stellten sie zu ihrer Erleichterung fest, dass ihr Lehrer noch da war. Gerade ließ er den seltsamen Stab in seiner rechten Hand kreisen, ehe er dessen Ende auf den Boden setzte und sich wieder aufrecht hinstellte. In seinen Gesichtszügen zeigte sich keine Regung.
Der Angreifer nickte wie zur Bestätigung, legte die linke Hand vor die Brust und verbeugte sich. Savinama tat es ihm gleich und der Fremde verschwand wieder. Er selbst blieb stehen und schaute auf die Stelle.
„Savinama!“, erklang eine Stimme hinter ihm. Wie abwesend, drehte er sich beim Ausruf seines Namens um. Arthol half Pevore auf die Füße. Der Kreisführer fixierte die Augen des Freundes und rang nach Fassung.
„Was geht hier vor!“, donnerte er los. Als sei Savinama aus dem Schlaf gerissen worden, löste sich der Stab auf und er schüttelte den Kopf. Irritiert schaute er sich um. Pevores Gesicht verfinsterte sich noch mehr.
„Dieser Testerias hat es gewagt mich zu beleidigen. Ich verlange eine Zurechtweisung.“
„Stimmt das?“, fragte Arthol erzürnt. Savinama hob seine Bücher auf, die er fallengelassen hatte, sein Blick schweifte umher, doch dann schaute er den Kreisführer selbstsicher an.
„Die Frage läge nahe, was eine Beleidigung ist und was eine Feststellung.“ Pevore glaubte sich verhört zu haben. Sogar vor dem Obersten des Landes machte sich dieser Mann über ihn lustig.
„Ihr seid das unverschäm…“
„Reißt euch zusammen!“, fuhr Arthol den alten Magistratero an. „Und ihr, …“ Er drehte sich zu Savinama. „In mein Arbeitszimmer!“ Savinama ging erhobenen Hauptes an Beiden vorbei.
„Kreisführer!“ Einer der Schüler rannte Arthol nach, der stehen-blieb, senkte die Stimme und erzählte, was geschehen war. Nach einiger Zeit nickte Arthol und schritt weiter.
Der Kreisführer saß an seinem Schreibtisch und blätterte durch einige Papiere, ehe er sich räusperte und zurücklehnte.
„Ich muss mich über euch wundern Savinama.“ Er betrachtete den Magier, der vor seinem Tisch stand, ruhig und doch bitterernst. „Ihr wisst, dass ich sehr viel von euch halte, und wie ich eben hörte, war meine Vermutung, dass ihr ein Magicero seid, auch nicht unbe-gründet.“ Savinama zog eine Augenbraue hoch.
„Ein was?“ Arthol hatte diesen Ausdruck mit Absicht gewählt, um zu sehen, wie er darauf reagierte. „Ein Magier. Ich ahnte, dass ihr eure Fähigkeiten mit der Zeit selber wiederfinden werdet.“ Savinama wollte etwas erwidern, doch Arthol unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Ich weiß, wie viel Wert ihr auf die
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