Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
ans Ufer, fast als spielten sie eine zarte Melodie.
„Weit ist Eurrrrre Zeit gegangen.“ Er öffnete sofort wieder die Augen. Auf dem Wasser stand ein scheinbar junges Mädchen. Die Hände sanft ineinander gelegt betrachtete sie ihn aus kristallfarbenen, warmen Augen. Savinama schaute noch einmal hin. Kein Irrtum: Sie stand wirklich barfuß auf dem Wasser und es sah aus, als berührten nur ihre Zehen die Oberfläche. Leichte Wellen gingen davon aus und er musste unweigerlich an seinen Traum denken.
Weicher, weißer, fließender Stoff umschmeichelte ihre Gestalt, als führte er ein Eigenleben. In Gedanken ging er all die Bücher durch, die er gelesen hatte, doch konnte er sich nicht an die Beschreibung eines solchen magischen Wesens erinnern. Durch das blassblonde, lange Haar konnte er erkennen, dass ihre Ohren nach oben einen leichten Schwung bekamen und er musste an ein Pferd denken. Etwas sehr Liebenswertes und Weises ging von ihr aus. Sie hob eine Hand und hielt sie ihm entgegen. Savinama erhob sich.
„Welchen Weg ihrrr sucht, ist in eurem Innerrren die Antworrrt.“ Sie sprach mit einem ungewöhnlichen Akzent und betonte stets das R.
„Wer seid ihr?“, fragte er leise. Er kam nicht umhin zuzugeben, dass sie etwas sehr Betörendes an sich hatte.
„In dieserrr Zeit nennt man mir Everia. Doch Namen gibt es viele, wollt ihr mirrr einer andere geben?“ Er schüttelte den Kopf. Warum sollte er ihr einen anderen geben? Sie erhob nun erneut die Hand. Savinama war fasziniert von ihrer Ausstrahlung, von ihrem sanften Lächeln. Es war, als würde dieses Wesen ihn verzaubern und er machte einen Schritt nach vorne…
In der nächsten Sekunde schlug er der Länge nach ins Wasser. Als er wieder mit dem Kopf aus dem Wasser auftauchte, war das Wesen verschwunden, dafür lachte jemand hinter ihm laut und schallend. Hiridian stand nur wenige Meter vom Ufer entfernt, schlug sich auf die Knie und hatte bereits Tränen in den Augen, so sehr amüsierte er sich über den Reinfall des Magiers. Savinama schüttelte das Wasser aus den Ohren und kam grinsend ans Ufer gewatet.
„Ihr solltet wissen, dass man einer Charfea niemals vertrauen darf.“ Der Magier wrang, soweit möglich, sein Unterkleid aus und lachte nun selbst.
„Das sollte ich mir auf jeden Fall für die Zukunft merken.“ Hiridian schien ewig zu brauchen, bis er sich wieder beruhigt hatte. Zusammen schritten sie den Weg durch das kleine Stück Wald zurück.
„Ihr habt so tief geschlafen, dass ich euch nicht wecken wollte. Ich hoffe, ihr seid ausgeruht.“ Savinama warf einen kurzen Blick über die Schulter, aber das Wesen war definitiv verschwunden.
„Was ist eine Charfea?“
„Das erkläre ich euch ein andermal. Habt ihr über die Worte der Seherin nachgedacht?“ Eine Weile schwieg Savinama.
„Ich denke, ich werde es versuchen.“ Sie erreichten das andere Ende des Waldes.
„Nun denn …“, meinte der Jüngere und wies auf einen riesigen Holzstamm, in dem eine Axt steckte. „Dann können wir ja direkt damit beginnen. Ich bringe euch später etwas Wasser.“ Er ließ den völlig überraschten Savinama allein zurück, der kurz die Hand hob.
„Äh, Hallo? Was soll ich damit?“
„Na hacken natürlich“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Auf einem Stein saß ein kleiner Junge von etwa sieben oder acht Jahren mit halblangen, roten Haaren, auf der Nase eine Menge Sommersprossen und strahlte ihn offen an.
„Hacken!“, erwiderte der Magier entgeistert.
„Klar, sonst haben wir im Winter kein Feuerholz. Ihr seid der Fremde, der mit den anderen gestern angekommen ist, richtig?“ Aus seinen grün, braunen Augen blitzte der Schalk.
„Das hast du klug bemerkt“, spöttelte Savinama.
„Meine Mama sagt auch immer, dass ich sehr klug bin.“
„Das ist ja fein für dich.“ Der Magier beäugte misstrauisch den riesigen Stamm und zog dann etwas unbeholfen am Stielende der Axt. Sie ließ sich nicht lösen. Erst nach dem dritten Ruck gab sie so plötzlich nach, so dass er nach hinten strauchelte und sich auf den Hosenboden setzte.
„Ihr seid ganz schön tollpatschig“, kicherte der Kleine. Der Magier brummelte etwas vor sich hin, machte sich jedoch an die Arbeit in der Hoffnung, dass das Kind verschwinden würde. Doch der Junge zog aus seinem Gürtel einen kleinen Dolch und begann an einem Holzstück zu schnitzen.
Für den Anfang lief es nicht so schlecht. Doch nach einer Stunde glaubte Savinama, ihm fielen die Arme ab. Nach einer weiteren
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