Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
werdet Hunger haben. Folgt mir. Sicher haben die Frauen für ein reichhaltiges Mahl gesorgt.“ Savinama ließ sein kleines Bündel auf den Schlafplatz fallen. „Hinter dem Haus könnt ihr euch frischmachen. Man sieht euch eure lange Reise an und, verzeiht mir, man riecht es auch.“ Hiridian zwinkerte verschmitzt. „Geht über den Steg nach hinten und dann kommt hinunter auf den Platz.“
„Danke.“ Savinama trat nach draußen. Das Zirpen der Grillen und anderen Tieren drang an seine Ohren. Die Sonne war bereits untergegangen. Nicht weit entfernt entdeckte er kleine Lagerfeuer. Davor saßen im Halbkreis viele Personen auf bequemen Kissen, lachten und schwatzten miteinander. Tief sog er die frische Nachtluft ein und folgte dem Holzboden hinter den kleinen Rundbau. Fackeln steckten im Boden und beleuchteten den Weg. Zu seiner Überraschung endete der Gang vor einem Felsen, von dem ein kleiner Quell niederprasselte. Der Magier zog bis auf die Hose alles aus und stieg zwischen die Steine. Das Wasser klatschte auf seinen Körper und verfärbte sich sofort braun, so schmutzig war er gewesen.
„Suvelese.“ Erschrocken zuckte er zusammen und wäre fast auf den glitschigen Steinen ausgerutscht. Auf dem Holzsteg tauchte wie aus dem Nichts ein junges Mädchen in einem grünlich, schimmernden Kleid auf. Sie lächelte ihn freundlich an und streckte ihm beide Hände entgegen. Ihr langes Haar wurde von einer der Fackeln angeleuchtet und bekam dadurch ein kupferndes Leuchten. „Suvelese“, sagte sie erneut. Savinama versuchte die Worte zu ordnen. Sie klangen bekannt und sehr alt. In seinen Gedanken ging er fieberhaft einige Worte durch. Zögernd hob er die Hand und nahm das Stück Seife entgegen. Wie er den milden Duft nach frischem Gras wahrnahm, fiel es ihm ein.
„Riechen, damit ich besser rieche.“ Ein unsicheres Lächeln huschte über sein Gesicht und er betrachtete die Frau näher. Sie kam ihm so anders vor. Nicht zu vergleichen mit jenen, die er bisher kennengelernt hatte. Ihre zierliche Gestalt und ihre Bewegungen wirkten elegant und graziös. Tiefschwarze, lange Wimpern umrahmten die dunkelbraunen Augen. Auf der Stirn ruhte ein Lederband mit einem grünfarbenen Stein in der Mitte. Ihre Haut erinnerte an den weißen Marmorboden in den Schulhallen Liyiells.
„Dea ti vestiase.“ Ihre Hand wies auf ein paar Kleidungsstücke, die sie auf den Holzboden gelegt hatte, dann drehte sie sich um und schritt davon. Er blickte ihr nach und widmete sich dann dem eigentlichen Grund, warum er hier stand.
Frisch gewaschen und in sauberer Kleidung folgte er wenig später Hiridian. In den weichen naturfarbenen Hosen und der ebensolchen, langen Tunika fühlte er sich wohl. Sein ganzer Körper roch nach Wald und Gras von der Seife.
Er bekam einen Platz auf den Kissen am Boden zugewiesen und bald schon hatte er eine Schüssel mit einer kräftigen Brühe in der Hand. Dazu reichte man ihm frisches Brot. Savinama konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal so gut gegessen hatte. Wenn er nicht so fürchterlich müde gewesen wäre, hätte er seine Schüssel sicher mehrfach füllen lassen.
Links von ihm saß die Seherin und als es einen Moment leise war, sprach eine Stimme in die Runde:
„Shaane, erzähl uns eine Geschichte.“ Die Klänge kleiner Harfen erstarben und erwartungsvoll schauten sie alle an. Ein sanftes Lächeln trat in ihr Gesicht. Man brauchte sie nie lange bitten.
„Da wir einen Gast haben, werde ich euch heute die Geschichte der Elemente erzählen.“ Augenblicklich kehrte absolute Stille ein und etwas Erwartungsvolles trat in die Gesichter der Gruppe. So wie die anderen lehnte sich Savinama zurück und lauschte der Stimme der Seherin, die nun leise zu erzählen begann.
„Am Anfang der Zeit, als die Unendlichkeit noch ein Kind war und die Magier der Alten Welt noch mehr in den Tag lebten als die Güter zu respektieren, die um sie herum lagen, erkannte das Leben, dass alles eine Waage braucht. Einen Mittelpunkt, der Tag und Nacht verbindet, damit alles zu einem Kreislauf werden konnte. So wie Leben und Tod ein Anfang und ein Ende sind, denn niemals kann es das Eine ohne das Andere geben. An jenem Tag rief das Leben die Elemente an. Jedes von ihnen sandte es in eine Himmelsrichtung, um im Verborgenen über die Alte Welt zu wachen. Diese vier Wächter sollten von nun an, am Rande unseres Seins existieren, sie erfüllten die Elemente mit Stimmen. Doch das Leben erschuf noch einen Wächter, die Waage allen
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