Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Vor eben diesem Nichts fürchtete er sich.
Mit dieser Erkenntnis tat er etwas, was er bisher niemals verstanden hatte. Er entschuldigte sich bei Hiridian und Shaane für sein Benehmen.
Savinama war dankbar, endlich zu erkennen, dass Magie etwas Heiliges war. Eine Kraft, die sich in vielen unterschiedlichen Facetten zeigte und in verschiedenen Formen. Doch alles war Teil der Natur und diese galt es zu respektieren und zu achten. Magie konnte nicht wahllos angewandt werden. Sie verbrauchte körperliche Energie. Magier, die diese Grenzen überschritten, fanden den Tod. Freunde waren vonnöten, um einen auf die Grenzen aufmerksam zu machen und zur Seite zu stehen. Und wer nahm, musste auch geben können. Vorbild dafür war die Natur. Eine Einheit, ein Ganzes, ein Kreis.
Mit diesem Verstehen begann Savinamas Unterricht bei Shaane. Stundenlang zog sie mit ihm durch die Wälder, erklärte ihm Kräuter und ihre Wirkungen. Erzählte ihm die Geschichten der Alten Welt, wie er sie noch nie gehört hatte. Endlich war er bereit anderen zuzuhören.
Hiridian brachte ihm die Kunst des Kampfes bei und bald stellte sich Savinama so geschickt an, dass es der Jüngere war, der die blauen Flecken davontrug.
Shaane lehrte ihn seinen Geist zu öffnen und Savinama begann für sich neue Regeln festzulegen. Er stand nun oft schon vor Sonnenaufgang am See und meditierte. Die Stimmen der Drachen wurden ein Teil von ihm und mehr und mehr fanden die anderen Bewohner Zugang zu ihm. Es gab zwar immer wieder Momente, wo er seinen Jähzorn bremsen musste, doch kam es immer seltener vor. Weder die Hitze des Sommers machten ihm etwas aus noch die Frische des Herbstes. Den Winter lernte er besonders zu schätzen, denn er mochte die friedvolle Landschaft, wenn sie von einer weißen Schicht zugedeckt wurde. Wie keiner sonst, lernte der Magier mit diesem unendlichen Frieden, den er in sich fand, seinen Geist zu lösen und den Stimmen der Elemente zu lauschen. Ohne etwas zu fordern oder zu erwarten.
Eines Morgens, als der Frühling schon bald dem Sommer gewichen war, stand er am See. Schweigend blickte er über die glatte Oberfläche hinaus, die vom Morgendunst überzogen wurde, bis die Charfea vor ihm auftauchte.
„Habt ihrrr eurrren Weg gefunden?“, flüsterte sie.
„Vielleicht nicht meinen Weg, doch seinen Anfang.“ Sie streckte ihm eine Hand entgegen. Savinama löste seine Gedanken von der Welt, kehrte in sein Innerstes ein und ließ die Stimmen, die nun ein Teil davon waren, seinen Geist übernehmen. Er schloss die Augen, verbannte Furcht und Ängste, ließ Töne seine Seele füllen ohne es zu hinterfragen. Ich bin nichts, sagte er sich, und in diesem Universum aus nichts ergeben wir alles. Eine Einheit. Mit diesem Gedanken wurden die Stimmen klar, er vernahm ihre Worte und versuchte sie doch nicht zu verstehen.
Die Anwohner, die bereits aufgestanden waren, beobachteten das Ganze.
„Er wird fallen“, sprach Hiridian leise, doch hielt er so wie alle den Atem an. Savinama hatte sich sehr verändert, aber manchmal wirkte er immer noch wie ein Kind und Hiridian war sich sicher, als er nun den Magier aus einiger Entfernung beobachtete, dass er diese Aufgabe nicht schaffen würde. Kein Magier war dazu bisher fähig gewesen, außer der Seherin, und in diesem Moment trat Savinama einen Schritt nach vorne.
Savinama fühlte etwas Warmes und dann berührte er, noch immer die Augen geschlossen, die Hand der Charfea. Ein helles Licht ging von ihr aus, das sich über den See ausbreitete wie ein zärtlicher Mantel. Der Wind begann mit den Haaren des magischen Wesens zu spielen und wirbelte es auf.
Bist du bereit den Weg der Mitte zu gehen?
Die Gedanken flossen durch Savinama hindurch und er wusste, dass er es war. Die Stimmen wurden tiefer und die Sprache ein Teil von ihm, als wenn es niemals etwas anderes gegeben hätte. Das Licht strahlte nun so intensiv, dass alle geblendet den Kopf abwandten oder die Hand hoben.
Hiridian blinzelte und als er wieder hinsah, konnte er kaum glauben, welches Bild sich ihm darbot. Auch die anderen starrten hinaus auf den See. Auf dem Wasser zeichnete sich ein Nachthimmel auf der Oberfläche ab, in dem sich abertausende von Sternen spiegelten. Vor ihnen brach sich die Sonne in einem bunten Farbenmeer über die Bergspitzen. Das Bild war Harmonie.
Lange Fesseln standen auf dem Wasser. Federn berührten die Oberfläche und ließen die Erscheinung wie ein Traumbild wirken. Savinama wagte kaum zu atmen.
Er konnte die
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