Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
Raum. Neben dem Magier blieb sie stehen und schaute zu ihm hoch. Er nahm sie gar nicht wahr.
Arthol beobachtete, wie das Kind die Hand des Freundes ergriff.
Savinama blickte abwesend nach unten und erfasste ihr Gesicht. Er starrte sie an.
Achte auf Mineshka versprich es mir
.
Ineanas Worte drangen zu ihm durch wie durch einen dichten Nebel. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel.
„Du weinst ja“, sagte sie leise. Sie zog an seiner Hand. Er nickte verhalten und ging in die Knie. Sanft strich sie über seine Wange.
„Du hast meine Mama so lieb gehabt wie ich.“ Wieder nickte er. Sie lächelte ihn so zaghaft und unschuldig an. Savinama konnte ein aufschluchzen nicht mehr unterdrücken und damit zog er Kind fest in seine Arme.
Leise verließ der Kreisführer den Raum.
24.
Der Magier wollte sein altes Leben wieder aufnehmen, doch in den Unterrichtsstunden schweiften seine Gedanken oft ab. So kam es vor, dass er Fragen der Schüler überhörte, oder plötzlich zusammenschreckte, als habe man ihn aus einer anderen Welt gerissen. Keiner ahnte etwas von den Bildern, die ihn bis tief in den Schlaf verfolgten und schweißgebadet aufwachen ließen. Er schlief fortan kaum noch und erschien auch zu den Malzeiten nicht.
Seit jenem Tag war Mineshka oft bei ihm. Sie suchte Schutz und er empfand in ihrer Gegenwart Ruhe. Mineshka fand in ihm einen Ersatzvater.
Oft musste Failess ihre Schwester bei ihm abholen, da sie wieder einmal beim Vorlesen von Geschichten im bequemen Sessel vor dem Kamin eingeschlafen war. Gleichzeitig sah die Magierin, wie Savinama immer mehr abbaute und sprach ihre Besorgnis gegenüber Arthol aus. Eigentlich hatte der Kreisführer darauf gehofft, dass das Kind dem Magier genug Halt geben würde. Er konnte nicht ahnen, was den Magistratero noch belastete.
Arthol rief spät am Abend Jeras zu sich, der seit dem Unglück allein in der kleinen Hütte seiner Eltern lebte, während seine Schwestern in den Hallen Liyiells wohnten. Er wollte Ruhe finden, wie er immer wieder betonte.
Jeras strich sich müde übers Gesicht.
„Ich weiß nicht, was wir machen sollen. Er gibt sich für alles die Schuld, aber er redet mit niemandem darüber.“ Arthol nickte.
„Wie soll er auch? Nur wenige wissen um die ganze Geschichte, Jeras. Mineshka glaubt, ihre Eltern seien bei einem Unglück ums Leben gekommen. Ich weiß nicht, ob es klug wäre ihr die Wahrheit zu sagen und zu offenbaren, dass Savinama ihr richtiger Vater ist. Ich bin froh, dass sie alles besser verarbeitet wie gedacht. Aber bei Savinama mache ich mir wirklich große Sorgen. Es belastet ihn schwer.“ Jeras Blick fiel auf den weißgoldenen Stab, der auf der Kommode lag. Arthol bewahrte ihn auf, denn Savinama weigerte sich seit jener Nacht die magische Waffe anzurühren. „Ich glaube, er trauert nicht wirklich, er verdrängt es.“ Jeras dachte angestrengt nach.
„Man muss ihn irgendwie wachrütteln, er läuft wie ein Schlafwandler durch die Gegend.“
Schon wenige Tage später sah sich Arthol zum Handeln gezwungen.
Pevore unterrichtete Mineshka. Die wenigsten Kinder konnten ihn leiden. Und Mineshka fiel es nicht besonders schwer ihn bis aufs Äußerste zu reizen, so dass dem alten Magistratero irgendwann sogar die Hand ausrutschte. Es brauchte nicht lange, bis Savinama von diesem Zwischenfall erfuhr.
Auf dem Flur vor den Klassenzimmern passte er Pevore ab, dessen Gesicht sich schlagartig verfinsterte.
„Was wollt ihr?“ Der alte Magier konnte gar nicht reagieren, so schnell wie Savinama ihn brutal am Kragen packte und an die Wand hievte. Er zog eine Hand zurück, auf der eine helle Kugel erschien. Keine zehn Sekunden später umringten mehrere Schüler die beiden und stießen entsetzte Schreie aus.
„Wenn ich noch einmal höre, nur ein einziges Mal, dass ihr ein Kind schlagt, dann mache ich aus euren Eingeweiden Asche, auf denen sich die Chrishkas suhlen können.“ Pevore hob völlig verängstigt beide Hände. Niemals hatte er Savinama so wütend gesehen.
Arthol, der gerufen worden war, schoss um die Ecke und griff dem Magier in den Arm.
„Bei allen Himmeln, seid ihr wahnsinnig geworden? Hört auf!“ Doch er musste Savinama regelrecht zurückreißen, ehe er den älteren Magier absetzte und warnend mit dem Finger auf ihn zeigte.
„Verschwindet!“, fauchte Savinama und Arthol zeigte ihm mit einer Geste an, dass es wohl das Beste sei. „Ihr anderen habt Unterricht“, sagte er zu den Schülern, „und ihr kommt mit,
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