Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
Vom Netzwerk:
können wir Sie bald befördern.« Aber Geld war dieser Frau schon immer völlig egal. Sie wollte weg und ließ sich nicht aufhalten. Sie ging mit ihrem mir so vertrautem Lächeln aus dem Zimmer und ich hatte im jungen Alter von dreißig Jahren das erste Mal das Gefühl, einen Herzinfarkt zu erleiden.

   »Nein Lotte, unterbrich mich nicht. Die Geschichte geht weiter.«

Genau seit diesem Tag, fuhr ich abends nicht direkt nach Hause, sondern parkte meinen Wagen genau gegenüber ihres Hauses. Ich sah ihr dabei zu, wie sie mit ihrem Jungen sprach und ihn immer wieder zärtlich liebkoste. Wie sie mit ihm lachte, mit ihm zu Abend aß und ihn pünktlich um acht Uhr ins Bett brachte. Erst nach mehreren Luftküssen schloss sie seine Tür zum Kinderzimmer und fiel danach sofort müde und völlig erschöpft auf ihr Sofa. Wenn sie kurz darauf die Augen schloss, fuhr ich ab. Heim zu Doreen, der Frau, der ich die Ehe versprochen hatte. An ihrem letzten Arbeitstag fand ein Umtrunk in der Firma statt. Sie hatte alle Kollegen zu einem Abschiedsdrink eingeladen. Ich war soweit und wollte handeln. Die letzte Gelegenheit, ihr endlich meine Liebe zu gestehen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und rief ihren Namen und sie drehte sich um und sagte. »Herr Seibert, wie schön. Ich kann mich doch noch von Ihnen persönlich verabschieden und Ihnen bei der Gelegenheit meine Familie vorstellen. Dieser junge Mann ist mein Sohn Julian und dieses Prachtexemplar ist mein Ehemann Sven.« Sie sagte tatsächlich Prachtexemplar! Ha, das ist nicht lache. Den steckt sie doch mit links in die Tasche. Ja, geh nur, Talbach! Brich mir das Herz und werde glücklich mit deinem alten Kapitän!

»Und jetzt kommt die Moral von der Geschichte. Nie wieder werde ich eine Kündigung von dir annehmen. Ich lass dich nicht mehr gehen. Nicht noch einmal!«
   »Du hast mich gestalkt?«
   »Weinst du?«
   »Ja. Nenn mich ruhig Heulsuse.«
   »Komm her zu mir!« haucht er in mein Ohr.
Ich habe keine Chance, mich gegen das Code Wort zu wehren. Meine ohnehin sehr fragile Barriere verfällt in diesem Moment zu Feinstaub.

Wie ich mir den Abend vorstelle, will Martin von mir wissen. Reinfeiern? Ja. Aber chic Essen gehen, eher nicht. Lieber zusammen kochen, einen gemeinsamen Spaziergang mit Jackson unternehmen und danach den Tag gemütlich in unserem neuen Zuhause ausklingen lassen.
   »Unser neues Zuhause klingt toll, Lotte.«

Als wir im Supermarkt an der langen Schlange zur Kasse anstehen, denke ich über die Geschichte nach, die er mir so liebevoll erzählt hat. Mit der Moral von der Geschichte, hatte er mich. Ich werde ihm seinen Ausrutscher mit Julia verzeihen. Es geht bestimmt nicht sofort und ich habe keine Ahnung, wie lange es dauern wird, diesen Schmerz aus der Brust zu bekommen. Schließlich habe ich keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet. Obwohl ich heute noch keine Entscheidung treffen muss, bin ich mir sicher, dass ich meine letzte Kündigung zurücknehme.

Immer wieder betont er, wie schön es hier ist. Bei der Abendrunde mit dem Hund durch die Weinberge, beim Essen am gedeckten Tisch auf unserer Terrasse, beim Einbruch der Dunkelheit, als sich die Poolbeleuchtung anstellt und das Licht dicker Kerzen das Licht in ein warmes Gelb taucht. Es ist nach elf Uhr, als wir ins Wohnzimmer gehen und das erste Mal gemeinsam auf dem Sofa liegen. Trotz der verabredeten Time out Phase stellt Martin mir eine Frage.
   »Wirst du mich irgendwann heiraten?«
   »Sobald wir einen Ehevertrag aufgesetzt haben.«
   »Das kannst du sofort haben«, lacht er und öffnet mein Notebook. Laut liest er vor, was er mit seinen flinken Fingern in die Tastatur hämmert.

Punkt 1
Frau Charlotte Talbach und Herr Martin Seibert werden sich immer treu sein und sich nie mutwillig verletzen.

Punkt 2
Frau Charlotte Talbach wird niemals wieder weglaufen. Sollte sie entgegen ihrer Zusage doch wieder rückfällig werden, ist Herr Martin Seibert berechtigt, ihr eine Fußfessel anzulegen.

Ich lache laut auf und freue mich, dass er mich nicht ganz in Ketten legen will und merke an, dass wir die Vertragsgestaltung besser einem Juristen überlassen sollten. Martin sieht grinsend auf seine Uhr. Er will nur kurz nach draußen gehen, um das Geschenk für mich hereinzuholen. Ich verspreche, mich nicht von der Stelle zu bewegen. Mit den Worten, dass es sich bei der Überraschung nur um die Kopie handelt, weil das Original einen Größenumfang von 2 x 6 Meter hat,

Weitere Kostenlose Bücher