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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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ganze Generation. Da wäre es nicht verwunderlich, dass sie meinen Stil old fashioned findet.«
   »Ich finde es hier wunderschön. Du hast den perfekten Ort für uns beide geschaffen.«
Er weicht mir schon wieder aus. Enttäuscht darüber, dass er die Chance nicht nutzt, endlich offen und ehrlich mit mir zu sprechen, schaue ich in den sternklaren Himmel und stoße einen lauten Seufzer aus. Er bleibt nicht unbemerkt. Martin küsst meine Stirn und bittet mich um Aufschub. Er will mit mir segeln und am Samstag meinen Geburtstag mit mir feiern. Er wünscht sich zwei Tage ungestörte Zweisamkeit.
   »Time out! Wir stellen keine Fragen und treffen auch keine Entscheidungen. Ja?«
   »Das heißt, wir reden nicht? Was machen wir denn die ganze Zeit?«
   »Wir können schweigen, uns etwas erzählen und uns körperlich nah sein. Was meinst du?«
   »Versuchen wir es.«

Letzte Krokodilstränen weinen

Martin fragt, ob wir Jackson mitnehmen wollen. Ich finde, es wäre eine gute Gelegenheit, ihn in seinem jungen Alter an das Boot und an das Meer zu gewöhnen. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass er uns den ganzen Ausflug verdirbt. Wir wollen das Risiko nicht eingehen und bringen ihn doch vorsichtshalber zu Nicole. Sie stellt keine Fragen. Warum auch. Schließlich ist sie Mitglied in Martins Komplizenschaft. Mild lächelnd überreicht sie uns einen prall gefüllten Picknickkorb. Obst, Käse, Brot, Wurst, Champagner und Wasser.

Beim Eintreffen in den Hafen, fragt er mich erstaunt, ob ich tatsächlich ohne Fremdhilfe anlegt habe. Ich nicke und gebe zu, dass das erforderliche Manöver recht tricky war. Zumal ich erst bei Dunkelheit die Marina erreicht hatte. Nach einer halben Stunde sind wir fertig zum Ablegen. Nach weiteren dreißig Minuten haben wir die Bucht vor Les Issambres erreicht und werfen den Anker. Ich mag den Ort. Statt auf Hochhäuser schauen wir auf grüne Hügel, die mit typischen Villen bebaut sind, und mit ihren Terracotta farbigen Dächern aus der Ferne wie Fliegenpize aussehen. Es weht kaum Wind und das Meer ist spiegelglatt. Martin entledigt sich seiner Sachen und steht in Badehose vor mir. Er sagt, er braucht dringend eine Abkühlung, es sei denn, ich würde das Sexverbot aufheben.
   »Time out, Martin«, lache ich ihm zu und applaudiere zu seinem gekonnten Kopfsprung. Während ich zusehe, wie er durch das türkisblaue Meer schwimmt, fühle ich mich zurückversetzt an unser erstes, gemeinsames Wochenende in Ahrenshop. Die altbekannte Sperre hat sich wieder in mir festgesetzt. Ich will ihn, aber ich kann nicht. Falsch Charlotte, ich will schon, aber ich werde nicht.
   »Du sollst nicht grübeln, sondern die Sonne genießen.« Mit einem Handtuch um die Hüften kommt er mit zwei Gläsern aus der Kajüte zurück. Er öffnet den Schampus, der mittlerweile warm ist und nachdem der Korken im hohen Bogen über Bord geflogen ist, ergießt sich reichlich weißer Schaum über das Deck. Ich stehe auf, um ein Tuch zu holen, aber Martin fängt mich ab und zieht mich vorsichtig zu sich hinunter.
   »Nicht, Lotte, das kann ich später machen. Komm bleib hier bei mir. Ich will dir eine Geschichte erzählen.«
Ich setze mich wie früher zwischen seine Beine und lehne meinen Rücken an seine nasse Brust. Gespannt warte ich auf seine »wahre Geschichte«, der eine Moral folgen soll. Er umklammert mich mit seinen Armen und stellt sein Kinn auf meine Schulter.

Es war der 29. März, als die niedlichste aller Vertriebsassistentinnen, die die Welt je gesehen hatte, mein Büro betrat und in ihrem kurzen Kleidchen vor mir stand. Das Kleid war taubenblau, genau wie ihre Augen und ihre wohlgeformten, strammen Beine, die unter dem Rock hervorlugten, waren nackt. Trotz der eisigen Kälte, die noch vorherrschte, trug sie keine Strümpfe. Ihre makellose Haut war leicht gebräunt. Vermutlich besucht sie ein Sonnenstudio, dachte ich bei mir. Während ich mir vorstellte, wie sie völlig nackt unter dem Solarium liegt und ich mich gerade meinen Fantasien hingeben wollte, überreichte sie mir einen Umschlag.
   »Ich kündige, Herr Seibert. Beruflich habe ich andere Pläne. Ich verlasse das Unternehmen natürlich fristgerecht. Danke für die schöne Zeit bei Ihnen.«
Das geht nicht!, dachte ich. Das darf sie nicht. Das kann sie mir nicht antun! Statt zu sagen »Bleib und küss mich endlich« sagte ich so etwas wie »Ich brauche Sie, um meine Schäfchen zu hüten. Geht es Ihnen um mehr Geld? Bestimmt

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