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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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hätte sich nun an den Spaßvögeln rächen können. Aber der edle Mann tat es nicht! So blieben wir in seiner Schuld, bis auf den heutigen Tag. Sollte das nicht ein Grund für mich sein, ihm ein Geschenk zu machen? Ich habe das immer schon vorgehabt … auf Ehre, Männer! Doch ich kam nicht dazu. Unsere Wege trennten sich und wir haben uns lange nicht gesehen. Als ich heute erfuhr, dass er hier sei, schlug daher mein Herz wie ein Schmiedehammer. Und ich schickte sofort zu Ratbold, der sich wie stets als verlässlich erwies. Lieber Odo, mein teurer Freund und Bankgenosse! Dieses Schwert soll von heute an dir gehören. Vergib mir den bösen Spaß und setz ihn auf Rechnung meiner Unreife. Vergib auch dem hitzigen kleinen Prinzen, damit er nicht vor dir zittern muss, denn er ist ja inzwischen fast erwachsen. Benutze das Schwert als der tadellose Held, der du bist und den wir bewundern. Nimm es hin, es ist dein!“
    Was nun folgte, ist schwer zu beschreiben. Es war ein Ausbruch der überschwänglichen Gefühlsseligkeit, die man ebenfalls schon unseren germanischen Vorfahren nachsagte. Odo und Gozbert umarmten einander mit feuchten Augen. Auch Volz stellte sich dazu und umarmte beide, und so standen sie feierlich da wie ein Triumvirat, umbraust vom Jubel der Gefolgschaft. Die Gäste brüllten wie Stiere und stimmten abermals ihren Kriegsgesang an. Sogar diejenigen, die schon betrunken auf dem Boden gelegen hatten, rappelten sich wieder auf und schrien: „Heil!“
    Nun war die Stimmung vollkommen ausgelassen. Die Bratspieße wurden beiseite geräumt und Pfeifer und Sackbläser spielten auf. Ich hatte bisher nicht den Eindruck gehabt, dass es irgendeine Festordnung gab, doch schien man mit dem Tanzen absichtlich bis jetzt gewartet zu haben. Einige junge Gefolgsleute des Grafen stürmten herein, mit nackter Brust und barfuß, doch über und über mit Schwertern, Dolchen und Messern behangen. Zu den kreischenden und näselnden Tönen führten sie einen Waffentanz auf, der hier lange Tradition hat. Sie wirbelten umher, schlugen die Klingen ihrer Saxe gegeneinander, gingen aufgereiht wie in Schlachtordnung vor und zurück. Die Gäste feuerten sie mit rhythmischen Schreien an und stießen wieder die Lanzen gegeneinander.
    Da hielt es auch Odo, zu dessen Ehre dies alles geschah, nicht mehr auf seinem Stuhl. Er sprang auf den Tisch, Becher und Krüge purzelten durcheinander. Sein neues Schwert hoch in die Luft schwingend, machte er einen Riesensatz in die Mitte der Tänzer.
    Noch nie hatte ich ihn tanzen sehen. Es schien, als wollte er sich zerreißen. Er fiel aus und sprang zurück, kreuzte die funkensprühenden Klingen mit drei, vier Tänzern gleichzeitig, wand sich zwischen ihnen hindurch, war plötzlich in ihrem Rücken, dann wieder vor ihnen. Er warf das Schwert bis unter das Dachgebälk, um es im Sprung wieder aufzufangen. Gleich danach lag er auf dem Boden und wehrte Hiebe ab, die auf ihn niederprasselten. Dabei stieß er wilde Schreie aus.
    Als friedfertigem Erdensohn ist mir kriegerisches Gehabe stets fremd gewesen. Scharfe Klingen brauche ich nur, um mir ein Stück Brot oder Wurst abzuschneiden. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich Odo in diesem Augenblick bewunderte. Er erschien mir, vom Rauch umwallt, zwischen den halbnackten, glänzenden Leibern wie ein heidnischer Gott, der noch einmal für einen kurzen fröhlichen Augenblick in unsere ernste christliche Welt zurückgekehrt war. Vielleicht beneidete ich ihn auch einfach nur darum, seine Freude so kraftvoll und hemmungslos zeigen zu können. Unsereiner, dachte ich, spricht in einem solchen Fall ein Dankgebet und fühlt sich gleich wieder bedrückt, weil unwürdig. Könnte man doch auch einmal so frisch und frei mit Schwertern fuchteln und dreinhauen!
    Dieser sündige Gedanke kam mir in jenem Augenblick tatsächlich, woran zweifellos der Burgunder schuld war. Und zwangsläufig wurde ich daran erinnert, dass ich mein Vespergebet noch nicht gesprochen hatte, obwohl es schon Nacht war. Ich beschloss, die religiöse mit einer ebenso nötigen profanen Verrichtung zu verbinden und mich dazu ins Freie zu begeben. Die letzten Bilder aus dem Saal, die ich wahrnahm, während ich meinen Becher austrank und mich erhob, sollten mir seltsamerweise in scharfer Erinnerung bleiben.
    Odo saß wieder bei Frau Frodegard. Obwohl noch außer Atem vom Tanz, streifte er den Lederstrumpf herunter, um die kleine Narbe von dem prinzlichen Schwerthieb zu zeigen. Die Dame beugte sich vor und

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