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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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starrte verzückt auf seine Wade. Er warf mir einen heimlichen Blick zu, grinsend, mit einer Schwerenötermiene, wobei er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    Volz und Gozbert hatten sich zueinander geneigt und sprachen leise miteinander. Trotz des ausgelassenen Treibens ringsum schien es dabei um wichtige Dinge zu gehen. Die beiden wirkten indessen recht zufrieden. Gleichzeitig wandten sie die Köpfe, um einen Augenblick lang Odo und Frau Frodegard zu beobachten. Dann sahen sie sich wieder an und lächelten. Volz winkte einem der Knechte, er möge noch einmal die Becher füllen.
    Kaum war dies geschehen, tauchte vor dem Tisch des Grafen und seiner Ehrengäste ein junges Weib auf. Ich weiß nicht, woher sie kam – sie war plötzlich da. Es war dieselbe, die am Morgen dem Leichenkarren gefolgt war, die Tochter des ermordeten Hatto. Den Schleier hatte sie abgelegt, das schwere dunkle Haar war mit einer Nadel nur nachlässig aufgesteckt. Ihr Blick glitt kurz über mich hinweg und heftete sich dann scharf auf Volz. Der sah auf und schien erschrocken zu sein.
    Ich weiß nicht, ob sie etwas sagte, es wäre auch bei dem Lärm nicht zu verstehen gewesen. Mit ihren etwas schräg geschnittenen Katzenaugen blickte sie Volz unentwegt an. Es war ein herausfordernder, aber auch irgendwie spöttischer Blick. Und dann griff sie auf einmal nach seinem Becher, der gerade gefüllt worden war, setzte ihn an die Lippen und leerte ihn in einem Zuge. Darauf stellte sie ihn mit harter Hand auf den Tisch zurück.
    Mir war, als sagte der Graf etwas wie: „Nelda, wir wollten doch …“
    Aber sie ließ ihn nicht ausreden. Sie warf noch einen verächtlichen Blick auf Frau Frodegard, die gerade wieder ihr girrendes Lachen ausstieß, und wandte sich ab. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden – ebenso schnell, wie sie gekommen war.

6. Kapitel
    Ich verließ das Haus durch die Vorhalle mit den geschnitzten Pfeilern, wo ich mich durch eine Ansammlung von Männern drängen musste. Gefolgsleute und Knechte der Festteilnehmer unterhielten sich hier auf ihre Art. Man hatte auch sie mir Bier versorgt, einige hockten auf dem Boden und würfelten, andere standen im Kreis herum. Jedes Mal, wenn die Würfel fielen, erhob sich Geschrei und Streit um die Anzahl der Augen, und diejenigen, die den Mond verdeckten, die einzige Lichtquelle, wurden beiseite gestoßen.
    So erging es auch mir. Ich bekam einen Ellbogen zwischen die Rippen und wäre beinahe gestrauchelt. Mein Protest verhallte wirkungslos und wurde auch von einem wilden Freudengeheul übertönt, das dem gelungenen Wurf galt. Ein halbnackter Kerl, dessen Glatze leuchtete, schrie „Betrug!“ und schlug mit den Fäusten auf einen Mitspieler ein. Im nächsten Augenblick flog er aus dem Kreis und mir direkt in die Arme. Ich hielt ihn fest.
    Es war Rouhfaz.
    „Vater!“, stammelte er erschrocken.
    „Was ist geschehen? Wie siehst du aus?“
    Beide Fragen waren überflüssig. Aus der Antwort auf die zweite ergab sich die auf die erste. Da Rouhfaz bis auf ein winziges Lendentuch nackt war, musste er alles andere – Hose, Tunika, Gürtel, Schuhe – beim Würfeln verloren haben. Bevor er aber etwas erklären konnte, waren wir von mehreren Männern umringt. Ein stämmiger Rotschopf packte den unglücklichen Spieler.
    „Na, Freundchen, wo ist das Pferd? Her damit! Hole es!“
    Rouhfaz schwieg und warf mir einen verzweifelten Blick zu.
    „Was für ein Pferd?“, fragte ich. „Er besitzt keines!“
    „Er hat aber gerade eines verloren“, erwiderte der Rotschopf, „und das will ich jetzt haben, damit ich nach Hause reiten kann … zu meiner Hütte da drüben!“
    Ringsum erhob sich Gelächter. Alles grunzte und wieherte.
    „Beantworte mir eine Frage“, sagte ich. „Wie kann einer verlieren, was er nicht hat?“
    „Und der Gaul, der euern Wagen zieht?“
    „Der gehört ihm nicht.“
    „Stimmt. Der gehört jetzt mir!“
    „Du irrst. Dieses Pferd …“
    „Was mischt sich der Kuttenbock überhaupt ein?“, schrie einer.
    „Kommt mit!“, rief ein anderer. „Ich weiß, wo es steht. Kannst es dir gleich aus dem Stall holen, Buto!“
    Der Haufen setzte sich in Bewegung. Ich lief ein paar Schritte hinterher.
    „Was fällt euch ein? Untersteht euch, das Eigentum des Königs …“
    Plötzlich tauchte aus dem Dunkel ein Hund auf und sprang mich an. Ich fiel hintenüber. Die Bestie setzte die Pfoten auf meine Brust und schnappte nach meinem Hals. Doch im selben Augenblick flog sie jaulend

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