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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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beiseite. Ein kräftiger Fußtritt war die Rettung gewesen.
    Es war Fulk, der sich niederbeugte und mir aufhalf.
    „Seid Ihr verletzt?“
    „Nein, es ist nichts“, keuchte ich. „Ich wollte nur verhindern, dass sie unser Pferd …“
    „Hat dieser Dummkopf es etwa verspielt?“
    „So scheint es.“
    „Ich hab ihm gesagt, dass er Schluss machen soll. Aber redet mal mit einem Furz. Er ist nicht zu halten!“ Fulk schüttelte die Faust gegen Rouhfaz.
    „Was tun wir denn jetzt?“, sagte ich ratlos.
    „Die Schande können wir nicht auf uns sitzen lassen. Ich werde diesen sächsischen Gaunern zeigen, was es heißt, Franken zu betrügen. Ich gehe hin und haue die Bande zusammen!“
    Er nahm einen Schluck aus seinem Trinkhorn und zog sein Schwert aus der Scheide. Jetzt erst bemerkte ich, dass er völlig betrunken war. Schwankenden Schrittes, mit der Waffe fuchtelnd, setzte er sich in Bewegung.
    „Ha, ihr Schufte! Verdammtes Sachsenpack!“
    „Fulk!“, rief ich. „Warte!“
    Er drehte sich um.
    „Ist noch was, Vater?“
    „Bleib hier, wir werden die Sache morgen regeln.“
    „Wollt ihr denen etwa erlauben …“
    „Es soll keine Unruhe geben, schon gar nicht Verletzte. Steck das Schwert ein!“
    Fulk gehorchte überraschend bereitwillig.
    „Wenn das ein Befehl ist … Ihr seid der Königsbote. Eigentlich lohnt es auch nicht, sich zu schlagen … wo es ja doch keine Beute gibt.“
    „Beute? Wie meinst du das?“
    „Wie ich das meine?“
    Er steckte nicht ohne Mühe das Schwert zurück in die Scheide und torkelte wieder auf mich zu.
    „Herr Odo lässt sich Geschenke machen. Ihr selbst werdet wohl auch nicht zu kurz kommen. Und wo bleibt die christliche Gerechtigkeit?“
    Er starrte mich an. In der Dunkelheit sah ich nur seine flackernden Augen und die Narbe, die seine Stirn zerschnitt und sich hell von der gebräunten Haut abhob.
    „Fulk! Wo bleibst du, Kerl?“, wurde gerufen.
    „Maul halten!“, brüllte er zurück. „Jetzt rede ich mit meinem Dienstherrn!“
    Ich roch seinen sauren Bieratem, als er sich mir nochmals zuwandte.
    „Das ist ein Thüring, Vater, ein guter Kerl. Und schlau! Ist viel in der Welt herumgekommen – wie ich. Wir beide haben uns viel zu erzählen. Habt Ihr noch Befehle für mich?“
    „Nein, geh nur“, murmelte ich.
    Fulk verschwand. Auch Rouhfaz war fort. Er hatte sich lieber verdrückt, bevor ihn mein Zorn treffen konnte. Allerdings war ich eher beunruhigt, irgendetwas machte mir Angst. Ich stand allein auf dem Salhof und war plötzlich nüchtern. Doch was war denn geschehen? Im Grunde nichts. Unseren einfältigen Diener und Schreiber hatte das Würfelfieber gepackt und er hatte unser einziges Zugpferd verspielt. Wir würden ein neues kaufen müssen. Was bekümmerte mich also? Dass der Anführer des Wachtrupps, ein Raubein zwar, aber treu und zuverlässig, auf einmal widerspenstige Reden führte? Er war betrunken.
    Ich setzte sich auf den Rand des Brunnens. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch und schob die Hände in die weiten Ärmel meiner Kutte. Vom Herrenhaus hörte ich den Lärm des Gelages: Pfeifentöne, Gesänge, Geschrei und Stimmengewirr. Ich schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken und die lästigen Ahnungen loszuwerden.
    Da vernahm ich etwas Seltsames. Unter den wüsten Lärm des Gelages war ein dünner, klagender Ton gemischt, der mal anschwoll, mal wieder fast versiegte. Es war eine hohe, etwas brüchige Stimme, die eher einer Frau, aber vielleicht auch einem Mann gehören konnte. Wenn die Musik und das Stimmengewirr im Haus etwas abebbten, hörte man sie deutlich und scharf, fast kreischend, wenn sie die höchsten Töne erklomm. Das Erstaunliche dabei war, dass sie eine Art geistlichen Liedes sang und dass die Worte lateinisch klangen. Es konnte ein Psalm sein, aber auch ein Lied von Gregor oder Prudentius, vielleicht etwas von jedem. Ich hielt die Augen geschlossen und lauschte gespannt. Doch immer, wenn ich einen Vers zu erkennen glaubte, gehörte der nächste nicht dazu oder die Stimme brach mittendrin ab oder wurde vom Lärm übertönt.
    Woher kam der Gesang?
    Nicht von der Kirche her, die lag mehr als hundert Schritte entfernt und in der entgegengesetzten Richtung. Auch nicht aus dem Hause, denn wo sollte sich dort der Sänger oder die Sängerin verborgen halten? Aus einer der Hütten? Erst recht nicht. Die Stimme schien auch von oben zu kommen …
    Ich riss die Augen auf und mein Blick glitt über das Dach des Herrenhauses. Vom Ende des

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