Sayuri
zog das Schwert aus der Scheide. Er rang nach Atem und wandte sich zu den Essjiar um. Schon konnte er Einzelheiten erkennen, ihre mächtigen Beine, ihre Hornplatten, die ihre plumpen Körper schützten, die hölzernen Fußstützen auf ihren Rücken, die den Söldnern Halt boten. Lauf, dachte er. Es Marje nachzurufen, dazu fehlte ihm die Kraft. Sie musste es einfach schaffen.
Eine der Echsen, die ganz vorn lief, riss an ihren Zügeln und warf den Kopf in den Nacken, ehe ihre Reptilienaugen ihn fixierten. Sie war nur noch wenige Schritte entfernt.
Zitternd umfasste er sein Schwert. Die Klinge war nicht einmal lang genug, um den Hals einer dieser Echsen zu durchtrennen. Ihre Köpfe waren doppelt so groß wie die der Grions, in ihren Mäulern blitzten zwei Reihen spitzer Reißzähne auf. Messerscharfe Schwänze peitschten hinter ihren breiten Leibern durch den Wüstensand. Vom Kopf bis zur Schwanzspitze umgab sie ihr natürlicher Panzer aus Schuppen und Hornplatten.
Kiyoshi schluckte schwer, doch er wandte seinen Blick nicht ab. Essjiar waren während des Krieges für die Soldaten des Kaisers gezähmt worden, doch heutzutage besaßen sie keine dieser Echsen mehr; nur die Söldnerclans zogen sich die Raubtiere der Wüste scheinbar noch heran.
Und dann hatten sie ihn eingeholt.
Noch ehe sie vor ihm zum Stehen kamen, musste er dem vorschnellenden Maul eines Essjiars ausweichen. Mit voller Wucht schlug er mit dem Schwert nach dem Leib der Echse und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass seine Waffe an dem harten Panzer abprallte, ohne einen Kratzer zu hinterlassen. Der Schlag einer Kralle warf ihn zu Boden.
Er ignorierte den Schmerz, rollte sich ab und sprang wieder auf die Beine. Das Schwert gezückt, wandte er sich den Echsen zu, die weiter auf ihn zukamen. Die Echse, die er versucht hatte abzuwehren, drehte ihren Lauf ab und einen kurzen Augenblick später traf ihn ein Schlag im Rücken und warf ihn erneut zu Boden.
Der Schmerz nahm ihm für einen Moment das Bewusstsein, und als er die Augen wieder öffnete, hatte sich der Trupp in einem Kreis um ihn herum aufgebaut. Echsenbeine stampften unruhig in den Sand, Schwänze peitschten durch die Luft, die vom Zischen der Essjiar und den Rufen der Reiter erfüllt war.
Als er sich taumelnd aufrichtete und nach seinem Schwert greifen wollte, sprang einer der Reiter von seinem Essjiar und stieß das Schwert mit dem Fuß beiseite. Ein Echsenkopf stieß gegen seine Schulter, er spürte die brennende Berührung einer Zunge an seinem Arm, versuchte auszuweichen und wäre beinahe gegen eine andere Echse gestolpert. Entschlossen biss er die Zähne zusammen und hob den Blick zu dem Reiter, der vor ihm im Sand stand.
Er trug die Rüstung, wie man sie noch aus den vergangenen Kriegstagen kannte. An einigen Stellen war sie bereits geflickt, eine der Armschienen war durch eine schwarze ersetzt worden, die nicht recht zu der roten Rüstung passen wollte. Das Kinn und die Wangen waren von einem Bartschatten bedeckt, auf seinen schmalen Lippen lag ein grimmiger Ausdruck. Unter ergrauten zottigen Haarsträhnen blitzten wache Augen. »Noch so ein Bursche«, stellte der Söldner fest und seine Stimme jagte Kiyoshi einen Schauer über den Rücken. »Müssen ja eine ganz schöne Plage sein, dass man sie alle in die Wüste schickt.«
Kiyoshi biss die Zähne zusammen. Im Stiefel hatte er noch ein Messer. Vorsichtig hob er den Fuß, ließ die Hand zum Stiefel gleiten und bekam den Griff zu fassen.
Schmerz explodierte in seinem Bein und zog sich durch seinen ganzen Körper, als er von den Füßen gerissen und durch die Luft gewirbelt wurde. Eine Echse hatte ihn geschnappt und nur auf den Befehl ihres Reiters wieder losgelassen, jedoch nicht ohne sein Blut zu kosten.
Stöhnend blieb er im Sand liegen.
»Ein Vorgeschmack auf das, was widerspenstige Kerle wie dich bei uns erwartet«, stellte einer der Reiter fest und seine Kameraden verfielen in ein Lachen, das mehr wie das grollende Bellen eines verwahrlosten Faons klang.
Kiyoshis Finger waren blutverschmiert und glitten an dem Messer ab, dessen Klinge sich unter dem Druck des Echsenkiefers in sein eigenes Bein gerammt hatte. Er biss die Zähne zusammen, als er erneut versuchte, es herauszuziehen.
Der harte Absatz eines Schuhes drückte sich zwischen seine Schulterblätter, während eine Hand ihm das Messer aus den Fingern riss und seine Klinge prüfte. Dann fiel der Blick des Mannes auf die Insignien des Kaisers, die den Schaft
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