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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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zu spähen. In der Ferne konnte er Gestalten erkennen, die sich zusammenscharten. Sie waren zu groß für Menschen oder Grions. Unruhig sah er zu Marje, die sich unter dem Umhang bewegte, als hätte sie gemerkt, dass er nicht mehr neben ihr lag.
    Wieder zog der tiefe Ton des Horns durch das Land, ein klagender Laut, der ihm durch Mark und Bein ging, und jetzt setzte sich der Trupp in Bewegung.
    Er kam direkt auf sie zu.
    Hastig ließ Kiyoshi sich in den Sand fallen. Er schloss die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen.
    Die Straße führte keine zehn Schritte neben der Bodensenke entlang und wenn der Trupp ihr folgte, dann war die Gefahr groß, dass sie entdeckt wurden. Noch einmal spähte er über den Rand der Senke, auf der Suche nach einem Versteck, in dem sie sicherer wären.
    »Was ist denn?« Marjes schlaftrunkene Stimme ließ ihn zusammenschrecken.
    »Bleib liegen«, flüsterte er zurück.
    Der Trupp kam näher. Eine Gestalt hob einen Arm, setzte ein Horn an die Lippen und wieder erklang der klagende Laut.
    Marje hatte Kiyoshis Worte ignoriert und war nun an seiner Seite. »Was für Wesen sind das?«, fragte sie mit einem Schaudern in der Stimme, als sie in die Ebene blickte.
    Kiyoshi sah wieder zu den Gestalten, die viel zu schnell näher kamen. Es waren Menschen, die auf den Rücken ihrer Tiere standen. Eines der Geschöpfe hob einen schlanken Kopf und das Mondlicht fiel auf die scharfen Augen eines Reptils.
    »Essjiar«, murmelte Kiyoshi. Er wirbelte herum und sprang in die Senke hinab, hastig griff er sich seine Sachen und warf Marje ihre Tasche zu. »Weg hier«, rief er ihr zu und ließ alle Vorsicht außer Acht, als er aus der Bodensenkung auf den Weg stolperte.
    Verwirrt folgte Marje ihm und zog seinen Umhang über. »Essjiar?«, wiederholte sie fragend.
    »Echsenreiter«, erklärte Kiyoshi knapp. »Söldner.«
    Marjes Augenbrauen zogen sich zusammen.
    Kiyoshi zerrte sie auf die andere Seite der Senke und begann, die Böschung hochzuklettern.
    »Essjiar – sind also ihre Reittiere?«, keuchte sie.
    »Unter anderem«, antwortete Kiyoshi keuchend. Er half ihr das letzte Stück hinauf. »Die Echsen sind aber auch ihre Jäger. Sie müssen uns gewittert haben.«
    Wieder erscholl der Ruf des Horns und diesmal klang er wie ein Jagdruf in ihren Ohren. Sie begannen zu rennen.
    Kiyoshi wusste nicht viel über die Söldnerclans, nur dass die Bauern ihnen Schutzgeld zahlten. Der Palast duldete ihr Treiben und hatte sie seit dem Krieg so manches Mal für ihre Dienste bezahlt, auch wenn sie für ihre Brutalität gefürchtet waren. Sie fingen jeden, der nicht unter ihrem Schutz stand, und verschleppten die arbeitsfähigen Menschen in ihre Minen, wo sie sich für sie zu Tode schuften durften.
    Kiyoshi hörte Marjes keuchenden Atem neben sich und die stampfenden Schritte der Echsen hinter ihnen, die immer lauter wurden und in seinen Ohren dröhnten. Offenbar hatten die Tiere die Straße bereits verlassen und folgten ihrer Spur.
    »Wohin?«, wollte Marje zwischen zwei Atemzügen wissen.
    Panisch sah er sich um. Sie waren über ein Geröllfeld gelaufen,
nun erstreckte sich vor ihnen die Wüste. Sein Blick huschte über die dunkle Ebene, in der Hoffnung, ein Versteck zu finden, und tatsächlich konnte er in westlicher Richtung eine Felsengruppe abseits der Straße ausmachen. Wie Bäume in einem kleinen Wäldchen standen die Felsen dort nah beieinander und boten ein gutes Versteck vor ihren Verfolgern.
    »Dorthin«, keuchte er und Marje folgte ihm sofort. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass die Reiter nicht mehr weit hinter ihnen waren. Die Echsen waren schnell und holten mit jedem Schritt ein Stück weit auf.
    »Ich … kann … nicht … mehr …«, keuchte Marje. Ihre Stimme war kaum mehr als ein lautes Atemholen. Beide Hände in die Seiten gedrückt, kämpfte sie sich durch den Sand. Jeder Schritt kostete hier doppelt so viel Kraft wie auf der Straße.
    »Du musst«, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen und griff nach ihrer Hand, um sie mit sich zu ziehen.
    Jetzt konnten sie schon den rasselnden Atem der Essjiar hören und die Felsen waren noch immer viel zu weit entfernt. Sie würden es nicht schaffen! Kiyoshis Schritte wurden immer schwerer.
    Marje wandte sich panisch um. »Sie …«
    Er gab ihr einen Stoß. »Lauf«, zischte er ihr zu und blieb stehen. Wenn er die Essjiar aufhielt, konnte sie es schaffen.
    Ungläubig starrte sie ihn an.
    »Mach schon!«, rief er ihr zu, ließ sein Bündel fallen und

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