SB 122 – Gefangene der SOL
einem Tonfall, der ihr das Recht zu solchen Fragen abzusprechen schien. »Ich möchte wissen, was ihr in der Zwischenzeit getan habt.«
Scoutie und Brether Faddon erstatteten Bericht.
»Ihr habt Kran nicht erreicht?«
»Nein.« Scoutie kaute auf ihrer Unterlippe. »Wir sind die herzogliche Geheimwaffe gegen eine Vielzahl von Raumfestungen, mit denen dieser Maso nicht zurechtkommt. Weißt du etwas davon?«
»Natürlich.«
Nichts weiter, nur dieses eine Wort. Scoutie unternahm einen letzten Vorstoß. »Wie wäre es, wenn du uns von deinen Erlebnissen berichtetest? Wohin ...?«
Mallagan winkte ab. »Ich war nur halb bei Bewusstsein«, antwortete er fast schroff. »Es gibt nichts zu berichten.«
Dabei blieb es.
Die verschworene Gemeinschaft der drei war, wenigstens für den Augenblick, zerbrochen.
Am nächsten Tag erreichte die JÄQUOTE das Nest der 20. Flotte.
Surfo Mallagan selbst bemerkte nichts von der Schroffheit, die er den Gefährten gegenüber an den Tag legte. Er handelte, wie es seine Eingebung bestimmte, und er forderte Brether Faddon und Scoutie auf, ihn zur Besprechung mit Plaquet zu begleiten.
Der Cheftechniker hatte seine Informationen zu grafischen Darstellungen aufbereitet. Er war beeindruckt von der raschen Auffassungsgabe und dem Kombinationsvermögen des Betschiden.
»Aus diesen Andeutungen geht hervor, dass du nicht sicher bist, ob es sich bei den Fremden um Lebewesen im eigentlichen Sinn handelt«, bemerkte Mallagan während Plaquets Vortrag.
»Sie besitzen Fähigkeiten, die natürlich-organischen Geschöpfen normalerweise nicht zur Verfügung stehen ...«, bestätigte der Techniker.
»Wie zum Beispiel die Nutzung der Raumspannung, hinter der sie verschwinden können.«
»Das ist nur eine Hypothese, die Vjuga aufgestellt hat. Er behauptet, die Scheiben seien in der Lage, den Raum in ihrer unmittelbaren Umgebung so zu verkrümmen, dass er sich letztlich um sie herum schließt und sie dadurch verschwinden. ›Sie ziehen sich in eine Raumfalte zurück‹, so drückte der Ai es aus.«
»Wie ich die Ai kenne, hat Vjugas Theorie ihre Berechtigung. Das Schließen einer Raumfalte bewirkt gravitationelle Seiteneffekte, die er mit seinem empfindlichen Wahrnehmungsvermögen wahrscheinlich registriert hat.«
»Im entmaterialisierten Zustand sind diese – Geschöpfe – in der Lage, energetische Straßen entlangzureisen, die offenbar sowohl die Festungen als auch das Innere der Kastenschiffe durchziehen«, fuhr Plaquet fort. »Vjuga ist der Meinung, dass diese Straßen aus Hyperenergie von den Maschinen erzeugt und projiziert werden, die überall in der Festung und an Bord des Kastenschiffs zu sehen waren. Der Transportvorgang läuft ohne Zeitverlust ab.«
»Ich erkenne, was du meinst«, sagte Mallagan. »Es handelt sich um eine überaus hoch entwickelte Technologie in der Verfügungsgewalt von Wesen, die sich Eindringlingen gegenüber recht ungeschickt benehmen. Das könnten schon Anzeichen von Dekadenz sein. Aber wahrscheinlicher ist, dass die Scheiben nicht wirklich Herren dieser Technik sind. Du hast akustische Aufzeichnungen?«
»Das allerdings. Wenn auch nur von einem Pförtnerroboter, der anscheinend nicht erkannte, dass wir Fremde waren. Und von einer der Scheiben direkt. Sie tat so, als wolle sie sich mit uns verständigen, tatsächlich war das nur ein Ablenkungsmanöver. Es kam zu keiner brauchbaren Unterhaltung.«
»Also lässt sich die Sprache nicht entschlüsseln. Ich will trotzdem eine Kopie der Aufzeichnungen, vielleicht kann positronisch eine grundlegende Struktur ermittelt werden.« Mallagan erhob sich.
»Was hast du vor?«, fragte Plaquet.
»Ich weiß es noch nicht genau. Ich muss ein Fahrzeug entwerfen ...«
Sein neues Quartier lag abseits der viel begangenen Energiestraßen in dem Sektor der Stadt Lykving, in dem auch der Beisitzer Eins untergebracht war. Valvul ging als Beispiel für alle voran und teilte sein Quartier mit dem Nachbruder. Zudem aß er aus derselben Stromquelle und trank aus demselben Lichtbrunnen wie Porpol. Noch vor zwanzig Tagen hätte schon der Gedanke an eine derart große Nähe ausgereicht, ihm Übelkeit zu verursachen. Jetzt dagegen empfand er nichts mehr dabei.
Kaum hatte er den Gedanken an Porpol in seinem Bewusstsein formuliert, als dieser unversehens neben ihm materialisierte.
Porpol war erregt. »Ich weiß nicht, was man davon halten soll«, sagte er.
»Du fängst an, dich so unverständlich auszudrücken wie diese eingebildeten
Weitere Kostenlose Bücher