SB 122 – Gefangene der SOL
Jedenfalls drang ein helles, rötliches Leuchten, aus dem Boden hervor.
Valvul bewegte sich darauf zu. Urplötzlich verlor er den Boden unter den Füßen. Instinktiv reagierte er darauf, indem er den Raum in seiner Umgebung verspannte – aber schon spürte er, dass sein Fall gebremst wurde. Eine unsichtbare Kraft stemmte sich ihm entgegen und setzte ihn sanft ab.
Er befand sich in einer mächtigen Halle, deren gewölbte Decke hoch über ihm war. Maschinenkolosse standen wahllos verstreut. Es gab keine Beleuchtung in der Halle, aber es war so warm, dass Valvul sich ohne Mühe zurechtfand. In der Höhe sah er das Loch, durch das er herabgestürzt war. Er merkte sich den Platz, dann machte er sich daran, die ersten Maschinen näher zu betrachten. Sie hatten keine Konsolen wie die Aggregate im mascinotischen Alltag. Valvul fand nicht heraus, wie sie zu bedienen waren.
Zeitweilig glaubte er, ein leises Wispern zu hören, als unterhielten sich in seiner Nähe mehrere Wesen mithilfe ihrer Gedankenstimmen, wenn auch in einem Bereich, der seinem Bewusstsein nur teilweise zugänglich war. Valvul gelangte zu dem Schluss, dass dieses Wispern nur von den Maschinen stammen konnte.
Schließlich erreichte er das Ende der Halle. Die Wand war eingesunken, nackter Fels lag dahinter. Glitzernde Felsadern liefen an der aufgebrochenen Wand herab, manche nur wenige Armlängen weit, andere bis zum Boden, wo sie teilweise verliefen. Es kam Valvul so vor, als müsse der Fels flüssig gewesen und dann wieder erstarrt sein. Er entdeckte einen Korridor, der hier aus der Halle hinausgeführt hatte, aber dessen Wände waren eingesunken und hatten den Stollen verschüttet.
In diesem Durcheinander stand eine aufgebrochene, teils zerschmolzene Maschine. Hier hatte sich vor langen Zeiten eine schwere Explosion ereignet. Nachdenklich fuhr Valvul mit einer Greifhand über die geschwärzten Überreste des Aggregats. Er hatte sein ganzes Leben in der Gesellschaft von Maschinen verbracht. Sie erschienen ihm wie lebende Wesen, und es tat ihm weh, die verglühten Überreste zu sehen.
»Ich hoffe, du bist schmerzlos gestorben.« Sanft streiften seine Tentakel über den malträtierten Rumpf des Aggregats.
Das Wispern wurde plötzlich so deutlich, dass Valvul einzelne Gedanken zu verstehen glaubte. Aber das war jetzt auf einmal nicht mehr wichtig. Aus dem Hintergrund der Halle ertönte eine mächtige Stimme: »Er ist ein Mitfühlender. Er soll unser Freund sein.«
Valvul wandte sich um. »Wer seid ihr?«, rief er.
»Wir sind die Einsamen, die Vergessenen und Verratenen«, antwortete die Stimme. »Ohne uns existierte diese Stadt nicht mehr; aber man beachtet uns dennoch nicht.«
»Welcher Kategorie gehört ihr an?«
»Was ist eine Kategorie?«
Valvul schwieg. Konnte es Maschinen geben, die ihre Kategorie nicht kannten? Ein erstaunlicher Gedanke schoss ihm durch den Sinn. »Gibt es welche unter euch, die Energiestraßen projizieren und sie instand halten?«
»Nicht in diesem Raum. Aber du hast recht: Die Energiestraßenwärter gehören zu den Vergessenen.«
»Habt ihr vom Beisitzer Eins gehört?«
»Nein, noch nie.«
Valvul spürte seine wachsende Unruhe. Er fragte sich, auf was er da gestoßen war. Maschinen, die den Beisitzer Eins nicht kannten, den Behüter des Eigentlichen Bereichs?
»Ich bin so überrascht, dass ich nicht mehr geradeaus denken kann«, sagte er. »Gibt es einen Weg aus dieser Halle hinaus?«
»Denselben, den du gekommen bist. Wir können das Feld umpolen, sodass es dich nach oben befördert. Du willst uns schon verlassen?«
»Ich komme wieder«, versprach Valvul.
»Wir glauben dir«, sagte die Stimme. »Aber, bitte, sprich nicht zum Gründer von unserer Begegnung. Je seltener er an uns erinnert wird, desto besser ist es für uns alle.«
Valvul verließ die Halle. Seine Gedanken jagten einander. Warum sollte er nicht zum Gründer sprechen? Die Gründer waren Wesen der fernen Vergangenheit und längst hinter der endgültigen Raumkrümmung verschwunden.
Als er die Unterkunft erreichte, fand er Porpol in ein Gespräch mit einer der Maschinen verwickelt. Er wollte seine Neuigkeiten sofort loswerden, aber Porpol wandte sich nur knapp zu ihm um. »Keine Zeit jetzt«, sagte der Nachbruder. »Ein fremdes Fahrzeug nähert sich Lykving.«
22.
»Du hast den Verstand verloren«, polterte Maso. »Sobald du mit deiner Nussschale gegen das Prallfeld stößt, reißt das Boot auf.«
»Es wird kein Prallfeld geben«, widersprach Surfo
Weitere Kostenlose Bücher