SB 122 – Gefangene der SOL
Plaquet genähert hatte. Kranen, Ai, Prodheimer-Fenken und Betschiden mussten für die Scheibenwesen trotz der viergliedrigen Symmetrie voneinander unterscheidbar sein.
Mallagan zeigte seine leeren Handflächen. Eine universellere Geste gab es nicht. »Friede!«, sagte er dazu deutlich.
Ein Tentakel rankte sich von hinten über die Scheibe hinweg, wuchs einen Meter weit auf Surfo zu und bildete an seinem Ende die groben Umrisse einer ausgestreckten Hand. Dazu gab das Wesen einen schrillen Laut von sich.
Mallagan krümmte die Hand nach innen und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Surfo«, sagte er.
Das Scheibenwesen ahmte die Geste nach und schrillte etwas, das wie »Vavu« klang.
Mallagan stellte seine Gefährten auf dieselbe Weise vor. »So weit, so gut«, sagte er. »Jetzt fehlt uns noch ein sicherer Ort, an dem wir die Unterhaltung intensivieren können.« Er blickte sein Gegenüber an und wies den sanft in die Höhe führenden Korridor entlang. »Vavu, wir wollen dorthin gehen.«
Das Scheibenwesen stimmte zu. Jedenfalls bewegte es sich langsam den Gang entlang. Surfo Mallagan fragte sich, was in dem fremden Verstand vorgehen mochte. Befürchtete Vavu nicht, dass die Eindringlinge nur gekommen waren, um zu erobern? Spätestens dann, wenn es darum ging, dass sie gemeinsam das kranische Beiboot betreten mussten.
Das Erste, was Surfo Mallagan dem Fremden – dessen Name richtig Valvul lautete, wie sich bei einer Wiedergabe der Translatoraufzeichnung herausstellte – klarzumachen versuchte, war, dass er nicht die Absicht hatte, mit dem Beiboot die Festung zu verlassen. Er bezeichnete die Instrumente, deren er sich bedienen wollte, um eine weitergehende Verständigung zu erzielen. Valvul schien zu verstehen, jedenfalls blieb er ein Muster an Unbefangenheit.
In den nächsten beiden Tagen gönnte Mallagan sich keine Ruhe. Jeder kleine Fortschritt war für ihn Anreiz, sich noch intensiver zu bemühen.
Eine Zivilisation, in der Einzelwesen ihr Leben nur in der Gegenwart telepathisch begabter Maschinen verbrachten, war für Mallagan schwer vorstellbar. Er hatte Valvuls Bewegungen und vor allem dessen Fähigkeit verfolgt, die Tentakelenden zu unterschiedlichen Werkzeugen zu formen, aber das schienen immer nur Provisorien gewesen zu sein. Deshalb war er allmählich zu der Überzeugung gelangt, dass die Städte der Mascinoten nicht deren Erzeugnis sein konnten. Valvuls gelegentliche Erwähnung längst verschwundener Wesen, die er als Gründer bezeichnete, bestätigten Mallagan in der Annahme, dass die Mascinoten nicht eigenständige Lebewesen, sondern Schöpfungen einer untergegangenen Zivilisation waren.
Schließlich betraten sie wieder die Festung – die Stadt, die Valvul Lykving nannte.
Olkring war in sein Versteck gekrochen und hatte sich vorerst nicht mehr von der Stelle gerührt. Die Erkenntnis, dass er kein Raumspannungsfeld mehr besaß, hatte ihn schockiert. Wahrscheinlich konnte er nicht mehr in die Schnittphase eintreten und einen Nachbruder erzeugen? Aber wer interessierte sich schon für Nachbrüder? Konnte er wenigstens noch sterben, wenn seine Zeit kam?
Im Lauf vieler Stunden überwand Olkring seine Verzweiflung allmählich. Schließlich raffte er sich auf und bewegte sich in einen Nebenraum, in dem die komplexeren Maschinen standen.
»Ich wünsche, mit dem Beisitzer Eins in Verbindung zu treten!«, sagte er.
»Glaubst du, dass er von dir hören will?« Die Maschine reagierte mit unüberhörbarem Spott. »Von dir, der gegen den Meister der Gegenwart rebellieren will?«
»Stell die Verbindung her!«, sagte Olkring barsch. »Ich habe Wichtiges zu berichten.«
»Du bist ein nahezu Unbrauchbarer«, erklang die Stimme des Beisitzers. »Nur weil du wichtige Informationen besitzt, habe ich mich bereit erklärt, dich anzuhören. Was hast du zu sagen?«
»Fremde sind in die Stadt Lykving eingedrungen«, antwortete Olkring verzagt.
»Ich weiß es. Der Meister der Gegenwart besteht darauf, dass sie nicht behindert werden.«
»Er hat unrecht!« Wie ein Aufschrei brach es aus Olkring hervor. »Ich habe Beweise dafür!«
»Welche?«
»Ich habe von Valvul Worte gehört, von denen ich annehme, dass sie deiner Weisheit entstammen. ›Hüte dich vor dem, was unbeweglich macht. Denn Unbeweglichkeit bringt den Tod!‹«
»Das sind meine Worte«, bestätigte der Beisitzer Eins. »Bist du dem Unbeweglichmachenden begegnet?«
»Ja«, antwortete Olkring.
»Dann berichte mir davon!«
Sie
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