SB 122 – Gefangene der SOL
Interkomanschluss wieder zusammenbauen. Danach können wir nichts anderes tun als warten.«
Gashta lächelte freudlos. Wenn Malpar nicht von sich aus auf die richtige Idee kam, wie sie sich gemeinsam die Zeit verkürzen konnten, musste sie ihm ein wenig auf die Sprünge helfen.
Das aufgleitende Schott enthob Gashta aller Überlegungen.
»Na also«, sagte der Techniker zufrieden. »Da kommen auch schon zwei Roboter, die den Schaden ...« Er verstummte.
Gashta sah auf. Die Roboter waren bewaffnet, die Projektormündungen flirrten bösartig.
»Was soll das heißen?«, fragte Malpar.
»Mitkommen!«, bestimmte einer der Roboter. Es waren kranische Konstruktionen, die SENECAS Befehl unterstanden. Irgendwo musste sich ein Fehler aufgebaut haben, wahrscheinlich ein Missverständnis.
Malpar streckte die Arme zur Seite. »Das Missverständnis wird sich schnell aufklären«, sagte er.
»Sind wir festgenommen?«
»Auskünfte können nicht erteilt werden«, lautete die Antwort. »Vorwärts jetzt, verlasst diesen Raum!«
An einer Wegkreuzung schloss sich ihnen eine Gruppe aus drei Robotern und vier Technikern an. Den Versuch einer Unterhaltung unterbanden die Roboter sofort.
Gashta Feron dachte nur kurz darüber nach, ob es einen Aufstand an Bord gegeben haben konnte. Der Gedanke war absurd, an der Loyalität der Techniker und der Erntemannschaft bestand kein Zweifel.
Vor allem beunruhigte die Technikerin, dass die bewaffneten Roboter unter SENECAS Fernkontrolle standen. Dass SENECA gegen das Orakel und seine Helfer aufbegehrte, war ausgeschlossen.
Weitere Roboter und Gefangene stießen zu der Gruppe. Nach wenigen Minuten waren sie schon siebzehn Männer und Frauen. Die Roboter führten sie weg aus dem Zentrum der SOL-Zelle-1, hin zu den Außenbezirken des Schiffes.
»Ich möchte mit Tanwalzen reden!«, sagte Gashta.
»Sprechen ist nicht erlaubt! Jede Zuwiderhandlung wird ab sofort streng geahndet!«
Gashta schluckte, weil ein Roboter unmissverständlich die Waffe auf sie richtete. Aber dann drehte er sich um und setzte den Marsch fort.
Minuten später erreichten sie einen Lagerraum für Spoodies. Die Roboter drängten ihre Gefangenen in den Raum und postierten sich an den Wänden, die Waffen schussbereit.
Gashta sah sich um. Sie entdeckte einen Interkomanschluss, auf der Seite einer Säule, die von den Robotern wohl nicht eingesehen werden konnte.
Vorsichtig bewegte sie sich auf die Säule zu. Die Techniker hatten sich auf den Boden gesetzt oder lehnten an den Kisten mit Spoodies.
»Wo willst du hin?«, fragte Malpar fast lautlos.
»Interkom«, formte Gashta mit den Lippen.
Malpars Blick verriet ihr seine Furcht, dass die Roboter womöglich auf sie schießen würden.
Es war gefährlich, zugegeben. Trotzdem wollte sie nicht schon das Schlimmste in Erwägung ziehen.
Einer der Männer stolperte und stieß gegen eine der Kisten. Gashta zweifelte, dass das schmerzverzerrte Gesicht echt war. »Lass mich sehen!«, sagte einer der Techniker. Die Roboter reagierten nicht darauf, vielleicht war ihr Befehl geändert worden.
Gashta glitt weiter. Sie stand nun zwischen zwei Stapeln von Spoodie-Behältern. Niemand versuchte, sie zurückzuhalten. Noch ein paar Schritte, dann erreichte sie die Säule und lehnte sich dagegen.
Mit einer verstohlenen Bewegung regelte sie die Lautstärke herunter. Erst danach aktivierte sie durch Berührung den Interkom. Die Verbindung zur Zentrale kam nicht zustande, sie geriet jedoch mitten hinein in einen Disput. Zu leise, um sie alles verstehen zu lassen. Doch das wenige, was sie hörte, ließ sie erbleichen.
Die SOL war gekapert worden.
»Das ist Hochverrat«, sagte Kommandant Tomason. »Ich finde kein anderes Wort dafür.«
»Es gibt sicher eine andere Erklärung«, wandte Tanwalzen ein. »Wir müssen nicht gleich das Schlimmste befürchten.«
»Und wie soll ich die Tatsache nennen, dass der Kommandant keinen Einfluss mehr auf den Flug hat?«
»Eine Fehlfunktion der Positronik«, behauptete Tanwalzen. »Wir werden die Ursache finden und beheben.«
Tomason wischte die Behauptung mit einer heftigen Handbewegung beiseite und wandte sich an seinen Berater und Stellvertreter Hyhldon: »Egal, wie sicher die Gefangenen inzwischen untergebracht sind, ich will sie hier in der Zentrale sehen!«
SENECA verweigerte den Dienst, und diese positronische Rebellion weitete sich aus. Der Krane hatte schon erwogen, aus einem nahe gelegenen Nest Unterstützung anzufordern, aber SENECA hatte
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