SB 122 – Gefangene der SOL
Energieblock seines Kampfanzugs ausbauen und als Sprengsatz benützen. Die Explosion würde eine ausreichend große Bresche in die Felswand reißen und die flüssige Glut in der Schlucht verschwinden. Unklar blieb, ob der See bis auf den Grund leerlaufen würde, sodass Tolot die Kuppel erreichen konnte. Wenn das nicht der Fall war, kam ihm der Tod bedrohlich nahe. Ohne Energie konnte er sich nicht ausreichend gegen die tödliche Umgebung schützen.
Opferte er den Speicherblock nicht, hatte er ebenfalls kaum eine Chance.
Icho Tolot entschied sich dafür, alles zu wagen.
Mit wenigen Handgriffen baute er den Energieblock aus. Er kletterte in die Schlucht hinab und steckte das unterarmlange Aggregat in einen Felsspalt über dem Grund. Die improvisierte Zündvorrichtung koppelte er mit seinem Chronometer, und schließlich wälzte er etliche Felsbrocken vor den Spalt, um zu verhindern, dass der Explosionsdruck sich nach außen verlief. Als alles zu seiner Zufriedenheit war, kletterte er wieder nach oben und wartete.
Er hatte den Zünder so eingestellt, dass er etwa eine Stunde Zeit für seine Vorbereitungen hatte. Diese Stunde war unglaublich schnell verstrichen, denn kaum hatte Tolot sich auf den Boden gesetzt, da wuchs in der Tiefe der Schlucht brodelnd und grollend der Feuerball der Explosion auf. Donnernd sackte die Felswand in sich zusammen. Das glutflüssige Blei ergoss sich in breitem Strom in die Schlucht.
Tolot wich vor der sengenden Hitze zurück, da die Klimaanlage seines Kampfanzugs nicht mehr arbeitete. Er schätzte, dass ihm eine Frist von etwa sechs Stunden blieb, bis er der Natur des Planeten unterlag.
Er kauerte sich an einen Felsen, von dem aus er den Metallstrom sehen konnte, der sich unaufhörlich in die Schlucht ergoss. Sie erstreckte sich weit genug, dass sie alles Blei aus dem See aufnehmen konnte. Die Frage war nur, ob es schnell genug abfließen würde.
Nach etwa einer Stunde bemerkte der Haluter, dass die Steinwesen in einem weiten Halbkreis langsam auf ihn zukamen. Unter den gegebenen Umständen konnte er nicht hoffen, ihnen in Richtung Nachtseite des Planeten zu entkommen. Ihm blieb nur der Weg zu dem Bauwerk im Bleisee.
Mittlerweile war der Flüssigkeitsspiegel des Sees so weit gefallen, dass sich die Kuppel deutlich sichtbar aus dem Blei heraushob. Auch ragten nun einige Bodenerhebungen aus der Glut, sodass Tolot hoffen konnte, sein Ziel erreichen zu können.
Zwischen ihm und der Kuppel lagen jedoch mehrere Bleiflächen, die er nicht einfach überspringen konnte. Er musste also warten, bis der Seespiegel weiter gefallen war.
Die Steinwesen schienen erraten zu haben, was er plante. Sie rückten nun schneller gegen ihn vor.
Sie können mich orten, dachte der Haluter. Sie wissen genau, wo ich bin, und sie schlagen die richtige Taktik ein. Obwohl sie langsam sind, werden sie mich einfangen, wenn ich noch lange hierbleiben muss.
Er kam zu dem Schluss, dass er die besten Chancen hatte, wenn er wartete, bis die Felswesen in seiner unmittelbaren Nähe waren. Zu diesem Zeitpunkt war der Bleispiegel so weit gefallen, dass er annähernd neunzig Prozent der Strecke bis zur Kuppel überwinden konnte. Anschließend blieb immer ein breiter Graben zwischen ihm und dem Bauwerk, dessen Tiefe er von seinem Standort aus nicht abschätzen konnte.
Icho Tolot legte sich Steine unterschiedlicher Größe zurecht, die er mitnehmen wollte. Ihm war klar, dass er sich höchstens zwei Minuten lang in dem Bleisee aufhalten durfte. Schon in dieser Zeit würde die Hitzebelastung für ihn extrem groß werden.
Als die Felswesen nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren, bildeten sie einen hufeisenförmig gegen ihn vorrückenden Wall. Tolot glaubte, wispernde Stimmen zu vernehmen und sogar zu fühlen, dass die fremdartigen Entitäten unsichtbare Gliedmaßen nach ihm ausstreckten.
Er nahm die eingesammelten Steine und sprang auf. Mit weiten Sprüngen lief er in den Bleisee hinein. Er schnellte sich von Erhebung zu Erhebung und vermied es sorgfältig, mit der Glut in Berührung zu kommen. Doch der Untergrund, von dem das Metall erst abgeflossen war, glühte nach, sodass sich die Sohlen seiner Stiefel langsam auflösten.
Die Hitze ließ Tolots Situation schnell kritischer werden.
Kaum mehr hundert Meter trennten ihn von der Kuppel und ihrem Eingang, der als Einschnitt deutlich zu erkennen war. Die Abstände zwischen den Bodenwellen, die sich aus der Glut erhoben, wurden größer. Der Haluter musste immer
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