SB 122 – Gefangene der SOL
Gucky fest. »Demeter hat zwar eine besondere Ausstrahlung, aber sie kann sich sehr gut abschirmen. Ich glaube nicht, dass sie schon auf der BASIS ist.«
Rückblick:
27. Januar 295 NGZ
Terra-Info – Der terranische Trivid-Informations- und -Beratungsdienst. Gegen die geringe monatliche Gebühr von 22 Galax ist der Empfang überall im Solsystem über das Hyperfunknetz garantiert.
»Die folgende Sendung befasst sich mit der Entwicklung des von dem legendären Wissenschaftler Payne Hamiller aufgestellten Programms zur Verbesserung der Raumantriebe.«
Diese Sendung ist unter der Kodenummer 295-W33-513 jederzeit abrufbar. Die positronische Stichwortsuche wird am 1. Juli 296 in Betrieb genommen.
Die Tatsache, dass Energien aus dem Hyperraum durch Anzapfung nutzbar gemacht werden können, ist seit der Zeit des Konzils der Sieben bekannt. Liga Freier Terraner und Kosmische Hanse arbeiten mittlerweile über 200 Jahre an der Vervollkommnung dieses Prinzips der Nutzung unerschöpflicher Energiequellen. Bahnbrechend waren die Studienarbeiten Payne Hamillers. Die ersten Prototypen, speziell ausgelegt für Raumschiffsantriebe, wurden nun getestet. Diversen Rückschlägen zum Trotz kann von einem begeisternden Erfolg gesprochen werden. Es ist damit zu rechnen, dass ab dem Beginn des 5. Jahrhunderts alle Raumschiffe mit dem Hypertrop ausgerüstet werden.
Ein Hypertrop ist die technische Vorrichtung für die Anzapfung des Hyperraums. Die gewonnene Energie wird in neu entwickelten Speichern (Gravitraf-Speicher) aufbewahrt. Damit entfällt das Mitführen riesiger Treibstoffmengen in dicht gepackter Form, das gilt ebenso für die hochenergetischen Käfige der verdichteten Kernmaterie. Da nur von Zeit zu Zeit eine Anzapfung des Hyperraums erfolgen muss, wird die diesen Vorgang begleitende trichterförmige Leuchterscheinung nicht zu oft sichtbar und anmessbar sein.
Das getestete Triebwerk trägt die Bezeichnung Metagrav. Seine Funktionsweise unterscheidet sich grundsätzlich von allen bekannten Prinzipien. Beim unterlichtschnellen Flug, in der sogenannten Einstein-Phase, wird in Flugrichtung ein einseitig gepoltes Schwerkraftzentrum projiziert: der virtuelle G-Punkt oder auch Hamiller-Punkt. Das Raumschiff wird in Richtung auf diesen Punkt beschleunigt. Da sich der Hamiller-Punkt unabhängig vom Ort seines Entstehens, dem Metagrav-Triebwerk, ständig von diesem zu entfernen versucht und da diese Energieform ebenfalls von der Gravowirkung unabhängig ist, wird das dem virtuellen G-Punkt folgende Raumschiff somit kontinuierlich beschleunigt.
Um auf Überlichtgeschwindigkeit zu gelangen, muss der Hamiller-Punkt energetisch verstärkt werden, bis der Metagrav-Vortex entsteht. Dessen energetische Zustandsform entspricht weitgehend der eines Schwarzen Lochs – unsere Wissenschaftler sprechen von einem Pseudo-Black-Hole. In dieses stürzt das Raumschiff, wobei durch geeignete Vektorierung und Berechnung des Energiegehalts des überladenen Hamiller-Punkts Flugweite und Geschwindigkeit festgelegt werden. Die beim Übergang entstehende schwache Gravitationsschockwelle ist nur über geringe Entfernung anmessbar.
Für die Dauer des Aufenthalts im Hyperraum sind besondere Schutzmaßnahmen erforderlich. Durch die Grigoroff-Projektoren wird ein Schirmfeld erzeugt, die sogenannte Grigoroff-Schicht. Sie umhüllt das Fahrzeug so, als besäße es einen eigenen mikrokosmischen Raum. Im Innern dieser Hüllschicht gelten jedoch die bekannten physikalischen Gesetze ohne Einschränkung weiter. Die Gravitraf-Speicher sind in ihrer Kapazität so ausgelegt, dass alle Energieverbraucher für einen Flug zwischen mehrere 100 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien versorgt werden können.
Mit dem Metagrav-Triebwerk bewegt sich ein Raumschiff permanent im freien Fall. Statische Forderungen an die Rumpf-und Hüllstrukturen werden dadurch bedeutungslos.
Die ersten Tests waren erfolgreich, wenngleich in Einzelfällen unbemannte Flugkörper im Hyperraum ihre Grigoroff-Schicht verloren haben und seitdem als verschollen gelten.
Das erste große Schiff, das den Metagrav-Antrieb erhalten wird, ist die BASIS.
2.
Auf dem Panoramaschirm in der Zentrale erschien ein kunstvoll verschnörkeltes H. »Am besten ist es, wenn Sie über diesen Anschluss mit mir sprechen«, ließ sich die Hamiller-Tube vernehmen.
»Ich möchte zunächst eins feststellen«, entgegnete Waylon Javier laut. »Du bist eine Positronik, und wir siezen uns schon lange nicht mehr. In
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