SB 122 – Gefangene der SOL
stand unmittelbar bevor. Verzweifelt blickte der Tart sich um. Wie hatte er nur in diese Falle gehen können? Gab es keine Möglichkeit des Atemholens? Er benötigte doch nur einen Zug, um Mallagan zu besiegen.
Aber da er unmittelbar bedroht war, musste er sich selbst bewegen. Er kam nicht an den Lysker heran. Die Hoffnung, dass Mallagan seine eigene Chance überhaupt nicht erkannte und wahrnehmen würde, war wahnwitzig klein.
»Nein!«, zischte der Tart. »Nein!« Sosehr er seinen Geist auch strapazierte, ihm fiel keine rettende Lösung ein.
Jäh verstand er, wie Valtran damals zumute gewesen sein musste und vielen anderen Gegnern, die er besiegt und gedemütigt hatte. Wie sollte er seinen Anhängern jemals wieder unter die Augen treten? Aber sie werden niemals erfahren, was sich innerhalb des Gebäudes auf dem Ednuk abgespielt hat, versuchte er sich zu trösten. Es war ein schwacher Trost, denn Doevelynk wusste, dass er nach dieser Schmach niemals wieder der Alte sein würde. Zukünftig würde sein Spiel von Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein geprägt sein. Der Zeitpunkt, da er auch gegen einen Tart unterliegen würde, ließ sich vorhersehen. Normalerweise hätte er jetzt aufgeben müssen.
Doch sein unbeugsamer Siegeswille akzeptierte die Niederlage nicht; in einem Winkel seines Bewusstseins glaubte er weiterhin an den Sieg. Mallagan würde überhaupt nicht begreifen, wie leicht er den Tart nun schlagen konnte. Er würde die Gelegenheit verpassen und selbst als Geschlagener dieses Gebäude verlassen.
Doevelynk gab sich einen Ruck und wechselte in die einzige Kammer hinüber, in die er sich für einen Zug retten konnte. Er schloss die Augen.
Surfo Mallagan zögerte plötzlich.
Er hatte jede Bewegung des Martha-Martha-Meisters aufmerksam studiert und an ihnen abgelesen, in welcher Verfassung sich der Tart befand.
Mitleid überkam ihn. Er konnte Doevelynk das nicht antun. In seiner Erinnerung stiegen die Bilder aus dem Park wie lebendige Visionen auf. Die spielerische Eleganz von Doevelynks Martha-Martha-Spiel hatte ihn dort verzaubert. Doevelynk zuzuschauen bedeutete einen ästhetischen Genuss, es war ein faszinierendes Erlebnis gewesen.
Ich darf das nicht zerstören!, erkannte Mallagan.
Bevor ihn der hypnotische Druck völlig überwältigte, tat er einen völlig sinnlosen Zug. Er bewegte den Turm zurück. Dann sank er auf den Boden seiner Kammer.
Er war unendlich müde.
Als Doevelynk die Augen wieder öffnete und sah, was sich ereignet hatte, glaubte er zunächst an eine Sinnestäuschung. Mallagan, der sich die ganze Zeit über als zäher und schlitzohriger Gegenspieler erwiesen hatte, war offenbar ein Opfer jener Blindheit geworden, die es bei solchen Spielen immer wieder gab. Der Betschide hatte die Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt. Vielleicht hatte er einfach nicht daran geglaubt, einen Spieler wie Doevelynk schlagen zu können.
Es dauerte einige Zeit, bis der Tart seine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle gebracht hatte.
Nun hatte er doch gesiegt. Zu einem Zeitpunkt, da er sich niedergeschmettert und zerstört gefühlt hatte, war dem Gegner ein unglaublicher Fehler unterlaufen. Aber das gehörte zum Spiel. Man musste in jedem Moment mit konzentrierter Aufmerksamkeit spielen.
Doevelynk beorderte Orscal in eine Kammer vor dem Lysker.
Das war das Ende.
Innerhalb des würfelförmigen Gebäudes auf dem Ednuk schien die Zeit stehen zu bleiben. Alle Bewegungen waren erstarrt, die noch in dem Spiel befindlichen Figuren erinnerten an steinerne Statuen.
»Schach matt!«, murmelte Mallagan, nachdem er den letzten Zug des Tarts verfolgt hatte.
Das Spiel war entschieden, Doevelynk der Sieger. Surfo Mallagan hatte das Gefühl, als würden die vier Spoodies unter seiner Kopfhaut zucken. Er war so erschöpft, dass es ihm völlig gleichgültig war, was nun geschah.
Nach einer Zeit, die Mallagan endlos erschien, kam wieder Bewegung in die Szenerie. Nacheinander verschwanden alle noch im Spiel verbliebenen Wesen und Roboter aus den Kammern. Sie wurden mithilfe der Transmitteranlage aus dem Gebäude geschafft.
Mallagan wartete, dass er an der Reihe war.
Schließlich befanden sich nur noch Doevelynk und er in dem Riesenwürfel.
Dann verschwand auch der Tart.
Mallagan war allein. Er verstand es nicht.
Warum war nur er übrig?
14.
Brether Faddon und Scoutie hatten ihren schützenden Platz unter dem Vordach erneut verlassen und waren dicht an das Gebäude herangegangen.
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