SB 122 – Gefangene der SOL
nachdenklich in seiner Kabinenflucht auf und ab.
»Es gibt also einen offiziellen und einen inoffiziellen Sieger des Spiels« , stellte er fest, nachdem er die letzten Nachrichten vom Ednuk erhalten hatte. »Wirklich sehr merkwürdig, wenn ich auch glaube, dass Surfo Mallagan der Gewinner ist.«
»Weil du auf ihn gesetzt hast?«, erkundigte sich eine Kranin ironisch. Gu beachtete sie nicht.
»Wir werden hören, was Mallagan zu sagen hat«, bemerkte der Herzog. »Ich bin froh, wenn diese Strapazen endlich ein Ende finden und wir nach Kran zurückkehren können.«
»Wir müssen noch den Strafgefangenen auf der Berescheide einen Besuch abstatten«, erinnerte ihn die Kranin.
Gu verzog das Gesicht. »Ich habe einfach alles am Hals«, beschwerte er sich.
15.
Alles hatte im Jahr 340 des Herzogs Lugo begonnen. Ford befand sich an Bord der ARAGAS auf dem Flug vom Nest der 3. Flotte zum Nest der 11. Flotte. Er reiste nicht in offiziellem Auftrag, was ihn praktisch zu einem gewöhnlichen Mitglied der Mannschaft machte, einem Rekruten ohne besondere Rechte.
Wenige Lichtjahre vor dem Flugziel verließ das Raumschiff die Zeitbahn. Die Sterne wiederzusehen war stets ein befreiender Anblick für alle, denen das lichtlose Schwarz der fremden Dimension unheimlich blieb. Ford nutzte die Flugpause und ging in den kuppelförmigen Beobachtungsraum.
In der Kuppel drängten sich Kranen und Tarts vor den großen Sichtscheiben. Tausende hell strahlende Sonnen bildeten phantastische Konstellationen. Aber das konnte Ford nicht gut erkennen, denn niemand dachte daran, ihm Platz zu machen, damit er besser sehen konnte.
Er beherrschte die Einheitssprache des Herzogtums, das Krandhorjan, akzentfrei. »Ihr habt lange genug geschaut«, sagte er und versuchte höflich zu bleiben. »Vielleicht lässt mich jemand auch mal ans Fenster.«
Vor ihm hatte sich ein besonders massiger Krane aufgebaut. Seitlich war auch kein Platz frei. Ford stieß dem Kranen den Zeigefinger in den Rücken. »Dich habe ich auch gemeint«, sagte er ruhig.
Der Wolfslöwe drehte sich um und starrte Ford aus blutunterlaufenen Augen an. »Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen!«
Die unfreundliche Antwort brachte Fords Blut in Wallung. Er konnte äußerst kaltblütig sein und überlegt handeln, aber nicht in einer Situation wie dieser. Da kam sein Jähzorn zum Ausbruch. »Ich habe die gleichen Rechte wie du und alle anderen, mach also Platz für mich!«, verlangte er.
Der Krane drehte sich langsam um und hob die Pranken zum Schlag. Aber noch beherrschte er sich. »Was gehen dich die Sterne an, du Zwerg? Gehören sie vielleicht dir?«
»Wenn schon, dann gehören sie uns allen, du eingebildetes Scheusal! Außerdem erfordert es die Höflichkeit, dass du ...«
Der Krane schlug blitzschnell zu. Aber Ford hatte den Angriff kommen sehen und reagierte ebenso schnell. Er duckte sich, und als der Krane vom eigenen Schwung ein Stück nach vorn gerissen wurde, handelte Ford instinktiv. Mit der Handkante traf er das Genick des Angreifers an der empfindlichsten Stelle, und noch während er zurückwich, sackte der Krane lautlos in sich zusammen.
Für Sekunden war kein Laut zu hören, dann stürzte sich die Meute auf Ford, der sich nur kurz zu wehren versuchte. Als sie ihn auf den Gang zerrten, warf er einen letzten Blick zurück. Endlich konnte er, wenn auch nur für einen Moment, die Sterne sehen.
Sie sperrten ihn ein und teilten ihm lediglich mit, dass er dem Techniker das Genick gebrochen hatte. Ford fühlte sich unschuldig, denn er hatte in Notwehr gehandelt. Ebenso hätte er das Opfer sein können. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Kranen im Grunde genommen gerecht urteilende Intelligenzen waren.
Nicht weit vom Nest der 11. Flotte entfernt, im Raumsektor Flattlos, lag das System der mittelgroßen blauen Sonne Evinauder, die von siebzehn Planeten umkreist wurde. Nummer vier, Couhrs, war ein wichtiger Stützpunkt und gehörte zur besonderen Einflusssphäre des Herzogs Gu.
Es gab auf dem Planeten ein ordentliches Gericht und ein bemerkenswertes Gefängnis, über das Ford allerdings erst später Einzelheiten erfuhr. Die Verhandlung dauerte nicht sehr lange. Ford hätte nicht behaupten können, sie sei unfair gewesen, trotzdem fühlte er sich ungerecht bestraft. Er wurde auf die Insel Berescheide im Skull-Ozean verbannt. Sein Protest verhallte ungehört.
Einige Tage und Nächte verbrachte er in einem provisorischen Gefängnis der Hauptstadt Couhrs-Yot, zusammen
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