SB 122 – Gefangene der SOL
mit einem halben Dutzend verurteilter Tarts.
»Man wird uns in Herzog Bromos' Festung bringen«, sagte einer.
»Was ist das?«, fragte Ford, der nie davon gehört hatte.
»Das sicherste Gefängnis des Universums«, behauptete der Tart. »Herzog Bromos, unbeliebt, grausam und schließlich von den Kranen verjagt und abgesetzt, ließ es erbauen. Aber nicht auf dem Planeten, sondern im Orbit. Flucht war demnach unmöglich. Das ist noch heute so, obwohl die Festung inzwischen auf der Insel Berescheide landete und dort verankert wurde.«
»Was ist das für eine Insel?«
»Ziemlich groß und dicht bewachsen. Urwälder, Sümpfe, gefährliche Raubtiere – niemand kann dort lange überleben.« Der Tart gab zu verstehen, dass er schlafen wollte.
Auch Ford streckte sich auf seinem primitiven Lager aus. Er hatte schon viel erlebt und kannte Welten, die ähnliche Bedingungen aufwiesen. Jedenfalls würde er sich nicht für den Rest seines Lebens einsperren lassen.
Eines Morgens wurden sie aus der Gemeinschaftszelle geholt – das war nun schon drei Jahre her. Ein Gleiter brachte sie zur Insel Berescheide und zur Festung. Ford dachte daran, die Wachen und die Besatzung des Gleiters im Handstreich zu überwältigen und zusammen mit den Tarts zu fliehen, aber schnell sah er die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens ein.
Berescheide kam in Sicht. Die Insel sah genau so aus, wie Ford sie sich vorgestellt hatte.
Dann die Festung – die Tarts nannten sie Schatztruhe. Der gigantische Komplex lag auf einer flachen Hochebene. Im Mittelpunkt der Anlage fiel Ford die Kuppel auf, die von einem Ringgebäude umgeben wurde, das wohl als sichere Mauer diente. Dazwischen lag eine freie Fläche, dort landete der Gleiter. Ford hatte noch Zeit, die Geschützstände auf dem Gebäude zu erkennen, dann wurden er und die Tarts aus dem Gleiter getrieben und in Marschkolonne zur Kuppel geführt.
Kurze Zeit später fand er sich in einer kahlen Zelle wieder. Der Robotwärter schien auf gute Behandlung programmiert zu sein, denn er teilte Ford mit, dass er bald ein angenehmeres Quartier erhalten würde. Allerdings ohne Gesellschaft.
Das war Ford nur recht. Einsamkeit würde ihn nicht stören. Er wollte Ruhe haben, um nachdenken und einen Plan entwerfen zu können. Dass er dazu drei Jahre brauchen würde, ahnte er nicht.
Vier Tage nach seiner Einlieferung zog er um. Die neue Zelle bestand aus zwei Räumen und einer sanitären Anlage. Es gab eine reichhaltige Mikrobibliothek und ein bequemes Bett nebenan. Das Einzige, was Ford vermisste, war ein Fenster. Die Tür bestand aus Metall und wurde nur zweimal am Tag geöffnet, zum Empfang der Tagesration und am Nachmittag, sobald es Zeit zum Spaziergang war.
Die ersten Wochen vergingen überraschend schnell, dann begann die Zeit zu schleichen. Ford nahm lockeren Kontakt zu einigen Mitgefangenen auf, unter denen sich Angehörige fast aller im Herzogtum vertretenen Völker befanden. Der Lysker Termytelen erregte seine besondere Aufmerksamkeit, nicht nur, weil er ständig eine Atemmaske trug.
Ford bekam nie heraus, ob Termytelen männlichen oder weiblichen Geschlechts war, denn die Lysker erinnerten an bepelzte Kraken mit tentakelähnlichen Auswüchsen, die sie geschickt zu benutzen wussten. Dank ihrer Begabung wurden sie meist als Techniker eingesetzt.
Ford wartete zwei volle Monate, ehe er Kontakt mit Termytelen aufnahm. Ihm war aufgefallen, dass auch der Lysker sich stets abseits von den anderen Gefangenen aufhielt. Das erste zögernde Gespräch zwischen ihnen gab keine Aufschlüsse, aber schon am nächsten Tag schien Termytelen zugänglicher zu werden.
»Warum bist du hier?«, fragte Ford.
Termytelen fächelte sich mit den Tentakeln Luft zu, denn es war sehr heiß in der Windstille des Hofes. »Ein technisches Missgeschick, ein Fehler vielleicht«, antwortete der Lysker. »Jedenfalls geriet das Schiff, für dessen technische Sicherheit ich verantwortlich war, außer Kontrolle und stürzte ab. Es gab zum Glück nur einige Verwundete, trotzdem lautete mein Urteil auf fünf Jahre. Das erste Jahr werde ich bald hinter mir haben.«
»Hast du nie an Flucht gedacht?«, fragte Ford behutsam.
»Warum sollte ich fliehen? Ich habe es hier nicht schlechter als in einem Schiff der Flotte. Außerdem empfinde ich meine Strafe als gerecht.«
Ford erkannte, dass der Lysker kaum eine Hilfe für ihn sein würde, trotzdem gab er die Verbindung nicht auf. Schon deshalb nicht, weil Termytelen eine gewisse
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