SB 122 – Gefangene der SOL
Gefangenen aufsuchen.« Er lächelte süffisant. »Ich meine natürlich, unsere Schutzbefohlenen.«
Gu stand als Erster wieder auf den Beinen. Jaagan sah darin ein Zeichen von Ungeduld, deshalb übernahm er die Führung und öffnete gleich die erste Zellentür. Ein Tart sah ihnen vom Bett aus entgegen.
»Ich will mich nach deinem Befinden erkundigen«, sagte Gu und blieb in der Türöffnung stehen. »Ich bin Herzog Gu. Wie ist dein Name?«
Die Augen des Tarts verengten sich.
»Ein Herzog bist du? Und wie es mir geht, willst du wissen? Das ist eine der dümmsten Fragen, die mir je gestellt wurden. Setz du dich zu mir in diese Bude, dann wirst du sehr schnell wissen, wie es mir geht.«
Herzog Gu war sichtlich betroffen von der unfreundlichen Erwiderung. Trotzdem bemühte er sich, freundlich und jovial zu bleiben.
»Wie hoch ist deine Strafe? Wie lange bist du schon hier?«
»Frage doch Stadtverwalter Tarnis, der weiß es besser. Er sei gerecht und weise, sagt man. Ich bezweifle das aber. Seit sieben Jahren sitze ich hier und warte darauf, freigelassen zu werden.«
»Warum wurdest du verurteilt?«, unternahm Gu einen letzten Versuch, mit dem Gefangenen ins Gespräch zu kommen.
»Wegen einer Kleinigkeit, Euer Gnaden«, lautete die spöttische Antwort.
Gu wich zurück und gab Jaagan einen Wink, die Tür zu schließen. »Sind hier alle so?«, erkundigte er sich schockiert.
»Aber nein, der Tart ist eine Ausnahme. Es wird noch lange dauern, ehe wir ihn freilassen können.«
Gu deutete auf eine andere Tür. »Wer wohnt dort?«
»Ein Prodheimer-Fenke, im Grunde harmlos und sehr verspielt. Soweit ich mich erinnere, war er Mediziner in der Stadt. Leider hat er gestohlen.«
Das eineinhalb Meter große Wesen mit dem Aussehen eines Nagers, blickte neugierig auf, als die Tür geöffnet wurde. Herzog Gu nannte seinen Namen und erkundigte sich nach seinem Wohlergehen.
»Danke, es geht mir gut«, antwortete der Prodheimer-Fenke ebenso freundlich. »Der einzige Nachteil ist, dass es hier nichts zum Stehlen gibt. Und sich selbst zu bestehlen macht keinen Spaß.«
»Musst du stehlen?«, fragte Gu leutselig.
»Ja, ich muss! In einem Jahr kann ich wieder, dann bin ich frei.«
Wieder auf dem Korridor, sagte der Herzog: »Ich habe den Eindruck, dass nur wenige Gefangene gebessert die Festung verlassen – aber hoffen wir auf die Ausnahmen.«
»Wir kommen nun in einen Trakt, in dem hauptsächlich Aychartan-Piraten untergebracht sind«, lenkte Jaagan ab. »Ich nehme an, du hast wenig Interesse, mit ihnen zu reden.«
Herzog Gu watschelte voraus. »Gerade mit denen will ich reden, Jaagan!«
Gu unterhielt sich längere Zeit mit einem Kranen, der wegen Veruntreuung in der Festung war. Der Herzog versprach dem Reumütigen, sich für ihn einzusetzen – ein Versprechen, das er allerdings zweifellos wenige Minuten später wieder vergessen hatte. Aber darauf kam es nicht an, wichtig war ihm offensichtlich nur, dass er Zuversicht vermitteln konnte.
»Der Block mit den Gemeinschaftszellen interessiert mich noch«, sagte Gu zu Jaagan. »Ich frage mich stets, ob das eine besondere Strafe sein soll oder eine Erleichterung.«
»Eine Platzfrage«, gab Jaagan geistesabwesend Auskunft. »Ich glaube, manche Gefangenen ziehen außerdem die gemeinsame Unterkunft vor.«
»Wir werden ja sehen.« Gu gab seinen Begleitern einen Wink. »Der Anblick so vieler Autoritäten verwirrt unsere Schutzbefohlenen nur, meinst du nicht auch, Jaagan? Ich schlage vor, dass wir allein den nächsten Block besichtigen. Die Leute werden freier sprechen und nicht mehr so gehemmt.«
»Eine gute Idee«, stimmte Jaagan zu und erteilte seinem Begleitpersonal entsprechende Anweisungen.
Ein Wärter öffnete die Tür zum Gemeinschaftsblock und ließ den Gefängnisdirektor und den Herzog durch.
Jaagan betätigte einen Mechanismus, der zwar die Tür der Gemeinschaftszelle öffnete, ein starkes Metallgitter als Barriere aber stehen ließ.
Herzog Gu stellte Fragen und erhielt auch befriedigende Antworten. Für Jaagans Begriffe war der Herzog zu rücksichtsvoll.
Die Tür schloss sich wieder. In diesem Augenblick vernahm Jaagan ein Geräusch, aber noch ehe er sich umdrehen konnte, sagte jemand: »Bewegt euch nicht, wenn ihr weiterleben wollt!«
Scoutie sah Faddon an. »Eine Insel ... dieser wuchtige Gebäudekomplex ... Es könnte sich um ein Gefängnis handeln. Vielleicht gibt es hier einen prominenten Gefangenen, den der Herzog verhören möchte. Wenn wir uns
Weitere Kostenlose Bücher