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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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du mir das doch sagen, oder?«
    »Sicher.« Wir stehen uns gegenüber. Er neigt sich zu mir vor, ich gehe etwas zurück und weiche seinem forschenden Blick aus. Ein grauer Fiat fährt an uns vorüber, und ich kann gerade noch Caterinas blasses Gesicht hinter dem Fenster erkennen. Ich winke ihr zu, aber da ist sie schon vorbei.
    »Wir sehen uns später, Umberto.«
    »Dann einen schönen Spaziergang.«
    Das Auto fährt los. Einen Moment lang bleibe ich wie gelähmt stehen und schaue etwas verloren drein in meinem T-Shirt mit den weißen Einhörnern, ich mache mir Gedanken über Caterinas angespanntes Gesicht und Umbertos Aufmerksamkeiten.
    Als ich in der Schule ankomme, empfangen mich böse Blicke und schmollendes Schweigen. Genziana sieht mich böse an, das strahlende Grün ihrer Augen wirkt wie versteinert. Auch in meinen Augen wird das Grau so hart wie Asphalt, wenn ich traurig oder wütend bin. Nur wenn ich glücklich bin, glänzen sie blau mit perlmuttgrauen Einsprengseln. Caterina spricht kein Wort mit mir, und so fühle ich mich sehr unwohl in meiner Haut.
    »Einen wunderschönen guten Morgen.« Herr Vanzi, forsch wie immer in einem seiner untadeligen braunen Anzüge, lächelt hinterhältig.
    Er ist zu früh dran, es hat noch nicht geläutet, aber wir setzen uns ohne Widerworte hin.
    Innerhalb weniger Sekunden habe ich begriffen, dass sich hinter seinem boshaften Lächeln eine seiner typischen Grausamkeiten verbirgt, für die er bei den Schülern sämtlicher Klassen berüchtigt und gefürchtet ist.
    »Stegreifaufgabe. Sie haben zwei Stunden, um eines dieser Themen ausgiebig zu behandeln.« Seine Augen spiegeln unsere angsterfüllten Gesichter wider. Er hat ein nicht gerade ebenmäßiges Gesicht, mit einer Adlernase, und oben wird es von dichten Augenbrauen dominiert, die ihm das wenig ansprechende Äußere eines frechen Fauns verleihen. Er schreibt die Themen an die Tafel. Eines schlimmer als das andere: Aktuelles, Finanzen, Innenanalyse (seine Bezeichnung für psychologische Themen jeder Art). Vielleicht hat mein T-Shirt mit den Einhörnern ja seine glückbringenden Eigenschaften verloren, denke ich und frage mich, mit welchem Thema ich wenigstens noch ein Ausreichend schaffen könnte. Auf der Suche nach ein wenig Trost schaue ich zu Caterina hinüber. Ihr Mund verzieht sich zu einer Grimasse. Sie hat schon mit dem Schreiben angefangen, und ihr Verhalten bewirkt, dass ich mich unsichtbar fühle.

18
    K ann ich vielleicht mal erfahren, was los ist?« Ich baue mich vor Genziana auf und bin wild entschlossen, den Grund für ihren plötzlichen Groll gegen mich zu erfahren. Sie geht um mich herum, schließt sich in der Toilette ein und lässt mich mit meinen Zweifeln allein.
    »Ich gehe nicht von hier weg, bis du mir geantwortet hast. Und ich glaube nicht, dass du die ganze Pause dort drinnen verbringen willst«, schreie ich durch die Tür. Kurz darauf wird der Riegel zurückgeschoben, und sie baut sich vor mir auf.
    »Du willst wirklich wissen, was los ist? Gut, ich sage es dir, damit du endlich aufhörst, dich als unsere Freundin auszugeben und uns ein für alle Mal in Ruhe lässt! Und dabei geht es mir vor allem um Caterina. Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich nicht darunter leide, ich bin bloß enttäuscht.« Ihr Gesicht ist vor Wut verzerrt. Ich habe sie noch nie so gesehen und weiche instinktiv einen Schritt zurück, bis ich gegen das Waschbecken aus Keramik pralle.
    »Ich dachte eigentlich, ich hätte dir erklärt, wie viel Caterina an Umberto liegt. Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, als wir vor dem Konzert darüber gesprochen haben. Cat würde niemals zugeben, dass sie in ihn verknallt ist und dass sie darunter leidet, wenn er dir so viel Aufmerksamkeit schenkt, aber man muss sie sich doch bloß ansehen. Sind Freundinnen nicht dafür da, zu erraten, was sich die andere wünscht, und sich solidarisch zu verhalten? Erst machst du einen auf nett, und dann erfahre ich, dass du bei ihm stehen bleibst und allein mit ihm sprichst, dich von ihm im Auto herumfahren lässt und wer weiß was noch mit ihm treibst! Offensichtlich ist es dir lieber, dass eine Freundin leidet, als dass du auf den Flirt mit einem Jungen verzichtest, der dir noch dazu herzlich egal zu sein scheint.« Ihre smaragdgrünen Augen sprühen vor Wut.
    »Lass es mich doch wenigstens erklären!«, kann ich gerade noch sagen.
    Sie ballt die Fäuste und dreht mir den Rücken zu, ohne mich anzuhören. Das ist nicht fair! Ich bin

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